Terra Nova

Der Schaltkreis Gottes

Achte auf die Ablenkung,
vielleicht ist sie eine Hinlenkung.

Wir leben in einer Welt voller Magie und Wunder. Wir brauchen die Kraft, die jenseits unserer Ego-Kräfte liegt, um die neue Kultur aufzubauen. Wir wissen, dass diese Kraft existiert und dass sie dem Menschen zugänglich ist. Für die Errichtung von Heilungsbiotopen und überlebensfähigen Zukunftsgemeinschaften brauchen wir ein Wissen, welches uns befähigt, diese Kraft anzuwenden für die Heilung von Mensch, Natur und Erde. Das richtig gesprochene Gebet ist eine effiziente Methode der Verwirklichung. Wie wirkt es? 

Noch einmal kurz die Grundgedanken. Das Universum ist ein lebender Organismus. Er funktioniert, solange er nicht zu stark gestört wird, nach den Prinzipien der heiligen Matrix. Alle darin befindlichen Wesen, die sich nicht vom Schöpfungsplan getrennt haben, sind in dem einen Sein und dem einen Bewusstsein dieses Organismus miteinander verbunden wie die Zellen und Organe eines Leibes. Der Organismus ist erfüllt von einem Ich, einer Zentrale, einerWeltenseele. Sie befindet sich im Ganzen und in allen Einzelwesen. Die Einzelwesen sind die Fühler, die Antennen, die Augen und die Denkorgane des Ganzen. Was sie wahrnehmen, was sie tun, was sie brauchen oder wünschen, wird immer in einem großen Regelkreis an die Zentrale zurückgemeldet. Die sendet dann ihre Impulse und Informationen aus, welche die Einzelwesen für ihren Kurs brauchen. Alle diese Informationsvorgänge sind letztlich geistig-spirituelle Vorgänge, sie basieren auf einem kosmischen Regelkreis, in dem geistige Impulse und Bewusstseinsenergien permanent zwischen dem Teil und dem Ganzen hin und her laufen. Die Welt würde auf der Stelle zusammenbrechen, wenn dieser Regelkreis nicht mehr funktionieren würde.

In diesem Zusammenhang können wir die Funktion des Gebets erkennen. Ein echtes Gebet ist eine in bewusste Kommunikation übersetzte Funktion des genannten Regelkreises (den wir im Folgenden den „göttlichen Schaltkreis“ nennen). Es verbindet mich mit der Zentrale des Ganzen. Das Gebet findet auf beiden Seiten statt. Wenn ich echt bete, betet auch die Zentrale in mir und durch mich hindurch. Manchmal empfangen wir schon während des Betens die Antwort, die Zentrale betet dann – vermittelt durch unsere Worte – zu uns zurück. Beide Pole brauchen einander. Ich brauche die Zentrale, und die Zentrale braucht mich. Wenn ich ausfalle, dann fehlen ihr diejenigen Informationen, die sie speziell durch mich erhalten könnte. Sie braucht sie möglichst klar und unverfälscht. Deshalb ist es wichtig, dass ich richtig funktioniere, dass ich keine Falschmeldungen abgebe, dass mein Leib und mein Geist in der Lage sind, ungetrübte Informationen an die Zentrale zu senden. Sie braucht diese Informationen, um mich unterstützen zu können. Die Informationen müssen mit der größtmöglichen Klarheit und Bewusstheit gegeben werden, damit es zu einer bewussten Kooperation zwischen Organ und Zentrale kommen kann. Gott oder Göttin, die Zentrale oder die Weltenseele braucht meine Wahrnehmung, meinen Gedanken, meinen Wunsch und meine Rückkoppelung auf einer ganz bewussten Ebene. Auf biologischer Ebene findet die Rückkoppelung ohnehin immer statt. Auf bewusster Ebene ist sie seit der Zeit der großen Trennung mehr oder weniger abgerissen und muss heute auf neuer Ebene wieder hergestellt werden. Das ist eine historische Notwendigkeit. Wir müssen beten lernen, das heißt wir müssen lernen, unsere Wahrnehmungen, Gedanken und Wünsche auf eine klare Art und in der richtigen Frequenz der Zentrale und dem Ganzen mitzuteilen. Nur so kann der kosmische Regelkreis, der „Schaltkreis Gottes“ auf bewusster Ebene wieder in Gang kommen, und nur dann können „die Berge versetzt werden“, die einer globalen Befreiung im Wege stehen, auch die Berge in uns selbst. 

Wenn ich etwas ganz tief will, dann ist es der Wille des Ganzen. Ich könnte es sonst nicht ganz tief wollen. Da es aber der Wille des Ganzen ist, wird das Ganze (Gott) die Vorkehrungen treffen, die für die Erfüllung dieses Willens nötig sind. Ich werde diese Vorkehrungen wahrnehmen und dann in entsprechender Weise Rückmeldung erstatten. So beginnt eine gemeinsame Navigation zwischen mir und der Zentrale. Wenn wir gemeinsam auf der richtigen Frequenz bleiben, dann sind wir auf dem Kurs der Verwirklichung. Dies folgt logisch aus der holistischen Struktur der Welt. Es ist heute nicht mehr so sehr eine Frage der Hoffnung oder des Glaubens, sondern mehr eine Frage der Erkenntnis, ob wir diesen spirituellen Weg gehen oder nicht. Er ergibt sich aus unserer Einsicht in die Wirkungszusammenhänge der Schöpfung. Spirituelle Lebenspraxis ist keine Sentimentalität, sondern ein effizienter Weg der Verwirklichung. Alle Menschen, die sich am Aufbau der neuen Erde beteiligen, werden sich früher oder später mit einer alltäglichen spirituellen Lebenspraxis verbinden und von da aus alle ihre Prioritäten regeln und ihre Entscheidungen treffen. Die bewusste Wieder-in-Betriebnahme des göttlichen Schaltkreises ist eine Voraussetzung für das Gelingen der globalen Friedensarbeit. Sie ist auch eine Voraussetzung dafür, dass wir aus den Nebeln des materialistischen Zeitalters erwachen und den Weg zur Wirklichkeit finden. 

Ich möchte die Gedanken des göttlichen Schaltkreises an einem Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir an, wir sind tief verliebt in eine bestimmte Person und wünschen nichts mehr als den Kontakt mit ihr. Wir beten jetzt um Erfüllung dieses Wunsches. Um an diese Erfüllung glauben zu können, sollten wir drei Dinge wissen:

Erstens: Wenn du ganz tief diesen Wunsch hast, dann ist dies nicht nur dein privater Wunsch, sondern es ist die Welt in dir, Gott oder Göttin, die durch dich hindurch diesen Wunsch haben. Es ist ein Wunsch des Universums – ein universeller Wunsch – dass du dich mit diesem Mann oder dieser Frau vereinigst. Die ganze Welt (von der du eine holographische Verdichtung bist) will diesen Wunsch und dieses Gebet von dir, und die ganze Welt will deshalb auch, dass es in Erfüllung geht. Das ergibt sich aus der Einheit von Gott und Mensch, Welten-Ich und Menschen-Ich und aus der Organ-Natur unserer Person am Leib des Universums. Es gilt für alle echten Wünsche und für alle echten Gebete.

Wir kommen aus einer langen religiösen Tradition der sogenannten „Selbstlosigkeit“ und haben vielleicht Bedenken, für „eigennützige“ Dinge zu beten. Wir müssen umdenken. Was dem Organ nützt, nützt auch dem Ganzen. Das kosmische Ich braucht für sein Schöpfungswerk unsere Gestalt, unsere Sehnsucht, unseren Willen, unser Gebet und unsere Rückmeldung. Es kann nicht arbeiten ohne unser „ich will“, „ich brauche“, „ich suche“ … Wir befinden uns ja auf einer kosmischen Reise, wo wir angewiesen sind auf eine funktionierende Navigation. Damit die funktionieren kann, müssen wir sagen, was wir brauchen. Es kann durchaus sein, dass man dafür einen bestimmten Liebespartner braucht. Wir werden durch die Erfahrung merken, um welche Dinge wir wirklich beten können und dürfen. Wir werden die Verbindung mit unserem höheren Selbst finden, aus der sich die richtige Frequenz ergibt. Wir spüren dies an der Größe und der Ruhe, auch an der Zuversicht, die uns in diesem Augenblick erfüllt.

Zweitens: Die Information des Gebets wird von der Zentrale aufgenommen und weitergegeben. Das Universum stellt sich darauf ein – wie etwa der menschliche Leib sich einstellt auf den Wunsch eines Organs – und reagiert mit einer Strategie der Verwirklichung. Dabei werden Dinge inszeniert, die für uns oft nicht gleich verständlich sind und die zunächst vielleicht nicht so aussehen, als dienten sie der Erfüllung unseres Wunsches. Wir haben diese Dinge in unserer Gebetsforschung immer wieder erfahren. Erst wenn wir gelernt haben, uns von zu schnellen Urteilen und Enttäuschungen zu entbinden, kommen wir den Wegen und Methoden auf die Spur, mit denen im Universum die Verwirklichung arrangiert wird. Wir werden eingeweiht in das Prinzip der wahrnehmenden Achtsamkeit, denn alles, was vom Augenblick unseres Gebets an geschieht, könnte seiner Verwirklichung dienen. Wir geraten in einen Zustand von „schwebender Aufmerksamkeit“ (Simone Weil), welcher zum Beispiel von der großen, fast revolutionären Mystikerin Hildegard von Bingen gepflegt und beschrieben worden ist. Wir durchlaufen eine Kette von kleinen oder großen Ereignissen, die eine neue Bedeutung und Spannung erhalten, sobald wir anfangen, in ihnen die Vorboten der gewünschten Erfüllung zu sehen. Es sind vielleicht spielende Kinder, vielleicht ein roter Ball, eine Traumszene der vergangenen Nacht, der Gesang eines Vogels, der Duft einer Kapuzinerkresse, der Geruch einer Wohnung, die Worte eines Nachbarn, ein unerwarteter Telefonanruf, ein Spruch im Kalender, ein Straßenname oder das Nummernschild eines Autos, vielleicht auch negativ erscheinende Dinge: ein kleiner Unfall, eine Panne, eine liegengelassene Uhr, ein verpasstes Flugzeug. Es ist eine Kette sich permanent wandelnder Situationen – ein „schöpferisches Kontinuum“, das zum Ziel führt, wenn wir wach genug sind, die einzelnen Situationen und ihre Möglichkeiten wahrzunehmen und sie nicht durch unsere gewohnten Urteile zu verfälschen. Diese Kette wird zum Ziel führen, weil sie einer Fügung und Führung folgt, die dem Gebet entspricht. Manchmal weiß das Weltenbewusstsein etwas mehr über den Weg der Erfüllung als wir und wählt deshalb Methoden, auf die wir von selbst nicht gekommen wären. Diesen Wissensvorsprung dürfen wir dem Universum auch als Atheisten zugestehen. Die einzelnen Glieder der Ereigniskette haben oft keinen erkennbaren Sinn, sie dienen der Beibehaltung der zur Erfüllung notwendigen Energie auf beiden Seiten. In der Rückschau dämmert uns dann – wie in einem Kriminalroman – die Logik der durch unser Gebet bewirkten Ereignisse. Man ahnt, was für einer Lebensführung wir entgegengehen, wenn wir ganz in diese Zusammenhänge eintreten. Hier liegt konkrete Utopie so deutlich vor uns, dass wir sie fast schon atmen können. Man beginnt, den Begriff der „spirituellen Wahrnehmung“ zu verstehen. Jeder Mensch, der bei Trost ist, wird, wenn er um die Erfüllung eines großen Wunsches betet, in diese spirituelle Wahrnehmung der alltäglichsten Dinge eintreten. (…)

Drittens: Fixiere dich nicht auf das begehrte Objekt und nicht auf die Erfüllung deines Wunsches. Lass los! Dieser erstaunliche Satz ist sehr wichtig, er folgt aus dem eben Gesagten. Die Fixierung ist ein Vorgang, der uns blind macht für alles, was unserer Meinung nach nicht dem gewünschten Ziel entspricht. Wir übersehen und übergehen dann die vielen feinen und kleinen Dinge, die – würden sie wahrgenommen – zur Erfüllung des Gebets führen würden. So einfach ist manchmal die spirituelle Logik. Es ist wichtig, dass du diesen Gedanken nachvollziehen kannst.

Indem du dich auf den Weg des Gebets begeben hast und indem du deine Sinne aufgespannt hast für die Wahrnehmung der Gegenwart, konnte der kosmische Geist, aus dem dein Gebet ja letztlich kam, mit dir zusammen diesen Weg der Erfüllung gehen. Schaltkreis Gottes. Es ist fast eine Tautologie, denn in der holographischen Weltstruktur können ernst gemeinte Gebete kaum etwas anderes tun als in Erfüllung zu gehen, wenn der genannte Weg der Achtsamkeit gegangen wird. Die Welt müsste sonst einen Sprung haben. Gott, Welt und Mensch bilden zusammen ein Holon. Das Subjekt, welches alles in Gang bringt und alles fügt, ist in allen Dreien. Wenn das Subjekt etwas wünscht, wirkt es im kosmischen Regelkreis wie die Einstellung eines Thermostaten. Die Ereignisse, die sich dann im Regelkreis abspielen, sind auf die Erreichung des eingestellten Sollwertes ausgerichtet. (…)

Nicht alle Gebete gehen in Erfüllung. Sie müssen schon aus unserem authentischen Kern kommen und kompatibel sein sowohl mit unserer Entelechie als auch mit dem Bauplan der Schöpfung. Wir alle müssen lernen, im Klartext zu sprechen über unsere wirklichen Wünsche, unsere wirklichen Absichten, unsere wirklichen Freuden, unsere wirklichen Ziele. Wenn Falschheit, schlechte Gewohnheit oder Oberflächlichkeit im Gebet sind, gibt es ein Rauschen im Kanal und keine Erfüllung. Wir brauchen Vertrauen, Wahrheit und Präzision, um an die Erfüllung unserer Gebete glauben zu können. 

Ein gedanklicher Anhang zu diesem Abschnitt:

Für konsequent denkende Menschen könnte sich folgende Frage ergeben: Wenn ein Einzelwunsch bewirkt, dass sich die Wirklichkeit auf seine Erfüllung hin bewegt, was ist dann bei zwei verschiedenen Einzelwünschen, bei zehn oder bei sechs Milliarden? Gerät da nicht die ganze Wirklichkeit durcheinander? Kann es im Aufbau der Wirklichkeit ein Prinzip geben, welches dafür sorgt, dass die Einzelwünsche und die Gebete von beliebig vielen Menschen erfüllt werden, ohne ein heilloses Chaos zu erzeugen? Die Frage ist voll berechtigt aus der Sicht der alten dualistischen Logik, entspricht aber nicht der dialektischen oder holographischen Struktur der Wirklichkeit. Die Einzelaktionen, die in einem einheitlichen Organismus stattfinden, also zum Beispiel die vielen verschiedenen Gebete, können ganz verschieden sein, bilden zusammen aber doch den Gesamtstrom des Lebens. Es kann sein, dass der authentische Einzelwunsch eines Mannes mit dem authentischen Einzelwunsch einer Frau nicht gleich übereinstimmt. Wenn sie beide in der universellen Frequenz bleiben, dann wird sich zwischen beiden eine Ereigniskette bilden, die den Gegensatz aufhebt. Die Einzelwünsche werden sich ergänzen, statt zu kollidieren. Das gilt für alle Wesen, sofern sie ein verbundener Teil des Ganzen sind. Sie sind wie Einzelorgane in einem Superorganismus und können – wenn der Gesamtschaltkreis in Ordnung ist – keine gegenseitigen Störungen hervorrufen. Es ist wie bei den vielen Milliarden Zellen unseres Leibes: Sie können gegensätzliche, aber keine widersprüchlichen Funktionen erfüllen.

Wir leben in dem ewigen Drehgewebe eines vieldimensionalen Hologramms, in dem jedes Ereignis für jedes Subjekt seine eigene Bedeutung hat, je nach dem Ort, an dem sich das Subjekt innerhalb des Ganzen befindet. Zwischen diesen verschiedenen Bedeutungen gibt es keinen Widerspruch, sondern eine Kette von Ereignissen – ein schöpferisches Kontinuum. „Widerspruch“ ist eine statische Kategorie des formallogischen Denkens, in der Wirklichkeit aber gibt es nur Prozesse. Georg Friedrich Wilhelm Hegel war der große Entdecker dieser andersgearteten „dialektischen“ Welt. Ihr kommen die heutigen Entdeckungen der holographischen Forschung entgegen. Das Aussprechen eines Gebets ist selbst schon der Beginn der Verwirklichung. Gäbe es für ein Gebet keine Verwirklichung, könnte es auch nicht mit Überzeugung ausgesprochen werden. 

Aus: Dieter Duhm: Die heilige Matrix – von der Matrix der Gewalt zur Matrix des Lebens

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