Terra Nova

Editorial 18.2.2021

Liebe Freunde und Freundinnen von Terra Nova,

Beim Aufwachen heute hörte ich das Weinen eines Babys – und merkte, dass es gar nicht von außen kam, sondern aus meinem Inneren, es war ein Traum. Dieser trostlose Klang von Einsamkeit kam mir vor wie der Grundton der Menschheit, den wir am wenigsten hören wollen. Denn wir sind zutiefst und strukturell einsam geworden. Wir haben einander verloren und verlassen, weil wir all die Schwierigkeiten, Ängsten und Schmerzen nicht mehr fühlen wollten, die Kontakt, Miteinander, Begegnung auslösen. Jetzt, in Zeiten unendlicher Lockdowns, wird die Sehnsucht nach Miteinander und Gemeinschaft überdeutlich. Immer mehr Gruppen möchten Gemeinschaft gründen. Das ist sehr verständlich. Aber solange wir nicht die Schwierigkeiten realisieren, wegen derer wir uns so voneinander getrennt haben, werden wir sie immer neu produzieren – und unsere Gemeinschaftsversuche immer wieder scheitern. Viele bestehende Gemeinschaften sind derzeit in ernsthaften Schwierigkeiten. Es ist nicht nur, dass die Situation ihnen die ökonomische Grundlage entzieht. Sie sind sie auch auf sich selbst zurück geworfen, auf die Fähigkeit oder Unfähigkeit, sich sinnvoll zu begegnen, etwas zu kreieren und Teil der anstehenden Transformation zu werden. Das ist eine Herausforderung, die wir nur gemeinsam annehmen können. 

Meines Erachtens ist es heute nicht so wichtig, ob wir persönlich gerade in einer Gemeinschaft leben oder nicht. Wesentlicher angesichts der bedrohlichen Weltsituation ist es, einen Bewusstseinsimpuls zu setzen, der das Thema Vertrauen und Gemeinschaft einbezieht. Menschen in Nachbarschaften, Initiativen oder an Arbeitsplätzen werden feststellen, dass sie bereits in Gemeinschaft sind. Gemeinschaft ist eine universelle Lebensform, die alle Wesen mit einbezieht, auch die Tiere und die Pflanzen und die Erde selbst. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Wir können lernen und daran arbeiten, in diesen Gemeinschaften immer mehr Vertrauen und Anteilnahme zu erzeugen, Wahrheit und Liebe zu wagen. Das geht nur gemeinsam, in lebendiger Begegnung.

Ich möchte euch noch einmal an die Möglichkeit erinnern, euch mit anderen Menschen zusammen zu tun – online oder direkt – und euch über diese Themen zu verständigen. Wir können dabei helfen, an euren Orten interessierte Menschen zu finden. Es sind bereits eine ganze Reihe von Studienkreise entstanden, die mit unseren Texten arbeiten, die sich darüber unterhalten, wie sie sie in ihr Leben integrieren und realisieren können. Ich freue mich darauf, mehr von euch zu hören.

Als Studienbeitrag habe ich einen Vortrag zum anhören gewählt, den Barbara Kovats, langjährige Mitarbeiterin von Tamera, dieser Tage hielt: Wie entsteht Vertrauen? Sie zitiert dabei auch einen Text von Dieter Duhm: Gemeinschaft als universelle Lebensform. Den Text habe ich ebenfalls angefügt.

Seid herzlich gegrüßt

Christa Leila Dregger

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