Terra Nova

Arbeit an der Basis

Liebe Terranauten und Terranautinnen!

von Monika Alleweldt

Der „Plan der Heilungsbiotope“ braucht eine stabile Basis. Ohne die kann er sich nicht entfalten. Deshalb möchte ich hier ein Bild aufzeichnen, wie ich mir die Arbeit an der Basis vorstelle. Es ist nur ein mögliches Bild, ich möchte es mitteilen, weil es mich begeistert und ich möchte dazu anregen, es aufzugreifen oder auch eigene Bilder zu visionieren.

Ich habe mich gefragt, was es bedeutet, ein Netzwerk aufzubauen in einer Zeit der weltweiten Transformation, in der sich – ausgelöst durch eine Vielzahl widersprüchlicher Informationen – eine große Verunsicherung und Orientierungslosigket ausgebreitet hat. Soll man den Informationen der Mainstream-Medien glauben? Oder den warnenden Stimmen der Querdenker? Welchen Ärzten kann man vertrauen? Ihre Aussagen widersprechen sich. Was denken unsere Nachbarn und Freunde? Können wir noch offen mit ihnen reden?

Es haben sich ideologische Fronten gebildet, die durch kein Sachgespräch mehr überwunden werden können. Emotion prallt auf Emotion. Manchmal geht diese Front mitten durchs Ehebett. Eine kollektive Angstschicht ist aktiviert. Der Mensch hat Angst vor der Zukunft, Angst vor Krankheit und Schmerz, Angst, Angehörige anzustecken, Angst vor Bestrafung und Verurteilung, davor, für die eigene Überzeugung von anderen angegriffen, ausgestoßen und gebrandmarkt zu werden. Wo Angst ist, ist Trennung. Wo Trennung ist, wirkt Feindschaft. Wo Feindschaft ist, ist Hass und die Gefahr explosiver Ausbrüche von Wut und Gewalt. Wir kennen sie aus unserem persönlichen Leben und wir kennen sie kollektiv aus der Geschichte. Wehe, wenn sie losgelassen… All diese Ängste sind nicht einfach nur erfunden, wir sehen ja, wie sie sich im alltäglichen Leben bewahrheiten. Doch es gibt äußere Bedingunge, die es uns erlauben, ihnen so tief nachzuspüren, dass wir ihren irrealen Ursprung erkennen können.

Das Netzwerk, das ich sehe, muss in erster Linie auf diese untergründige Angst eine Antwort geben können. Um dieser Angst zu begegnen, brauchen wir vor allem eines: Orte des Vertrauens. Diese Orte aufzubauen ist das Rückgrat der anstehenden „Revolution“. Es gefällt mir, in diesem Zusammenhang das Wort „Revolution“ zu verwenden, auch wenn es nichts mit den alten Bildern von Kampf und Umsturz zu tun hat, dennoch: es geht um eine radikale Umwandlung. Es muss gelingen, eine Gesellschaft, die auf Angst aufbaut, zu wandeln in eine Gesellschaft, die auf Vertrauen aufbaut. Tiefer kann ein Systemwechsel nicht gedacht werden.

Ein Ort des Vertrauens: das ist zunächst kein Ort der Mission, der Belehrung, der Propaganda. Hier sollen keine weiteren Informationen, Ideologien, Pläne und Heilsbotschaften, und seien sie auch noch so gut, ins aufgewühlte Informationsmeer gebracht werden, sondern hier ist in allererster Linie ein Ort, an dem Menschen wieder beieinander ankommen können. Es ist ein Ort des Zuhörens, der gegenseitigen Unterstützung, des anteilnehmenden Herzens, ein Ort, an dem es immer eine warme Suppe geben könnte, an dem sich ein Besucher auch mal schweigend in sein Tagebuch vertiefen darf. Es ist ein Ort der ganz ‚“normalen“ Menschlichkeit.

Das scheint einfach zu sein, aber für diejenigen, die einen solchen Ort aufbauen wollen, erfordert es ein großes Wissen – über den Menschen, über eine mögliche Zukunftsperspektive, über die Liebe, über das ewige Leben, über Himmel und Erde, über Kunst, Musik und Philosophie, und vieles mehr… nicht zuletzt auch über sich selbst. Das ist so, weil der Aufbau von Vertrauen nur unter einem geistigen Dach geschehen kann. Es ist wie wenn wir eine Art Magnetfeld aufbauen, in dem sich die Eisenfeilspäne von selbst neu ordnen. Um dieses geistige Dach aufspannen zu können, braucht es Studium und Erfahrung, also strukturell eine Art Ausbildungssystem, zu dem die Träger dieser Orte regelmäßig zusammenkommen, sich austauschen, neue Erfahrungen machen, um dann wieder gestärkt zurück an ihr Werk zu gehen. Dieses Ausbildungssystem wiederum braucht eine Koordination und natürlich ein inhaltliches Konzept. Zu letzterem fällt mir viel ein, aber das soll jetzt noch nicht das Thema sein, sondern ich möchte zunächst noch einmal das Bild beleuchten:

Ich sehe vor allem Frauen in diesen Positionen. (Trotzdem mögen sich bitte alle angesprochen fühlen, die auf dieses Bild Resonanz haben.) Es sind Frauen zwischen 40 und 75 – und älter. Um sie herum sind Männer, die sie dabei tatkräftig unterstützen. Es sind reife Frauen, erfahrene und wissende Frauen. Ihre bloße Anwesenheit wirkt beruhigend. Wo solche Frauen sind, ist Heimat, Stabilität, Kontinuität, Güte und wenn nötig, auch manchmal Strenge. „Ihr Lächeln steht höher als jedes Gesetz“, hat Dieter Duhm in seinem Buch „Der unerlöste Eros“ über Frauen ab 40 geschrieben.

Ich selbst gehöre in diese Altersgruppe und weiß zwei Dinge: Ich weiß, dass wir Frauen kaum noch ein Bewusstsein darüber haben, welche hohe soziale Stellung und Rolle wir in der Gesellschaft „eigentlich“ haben. Wir erfahren uns anders. Wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückschauen, sehen wir: wir haben uns in der Berufswelt mehr oder weniger gut behauptet, haben vielleicht Kinder großgezogen, haben vieles getragen und vieles eingesteckt, waren gerne für andere da, haben eine oder vielleicht auch mehrere Liebesbeziehungen durchlaufen, waren aber alles in allem nicht oft glücklich. Unser Lächeln hatte vielleicht als junge Frau noch eine gewisse Anziehungskraft, aber heute lösen wir kaum noch erotisches Interesse aus. Wir fühlen uns auf jeden Fall nicht gerade als Anführerinnen und Trägerinnen einer kommenden Revolution.

Ich weiß – zweitens – aber auch, dass wir uns wieder das Bewusstsein aneignen können, wer wir als Frauen sind. In jedem Alter. Wir entdecken dabei eine völlig neue Lebensperspektive. Ich weiß dann etwas über die Liebe, auch darüber, welche Fehler ich selbst gemacht habe. Ich weiß, warum ich mich dieser Fehler wegen weder schämen noch richten noch schuldig fühlen, sondern sie einfach nur korrigieren muss. Ich weiß etwas über den Starkstrom der Sexualität, über die Sehnsucht, die in mir und allen Menschen lebt und die auch im Alter nicht erlischt. Ich weiß etwas über die Jugend, denn ich liebe ihre Aufbruchskraft und ihren lebendigen Glauben, den ich schützen und fördern will. Ich weiß, warum ein Mann auf eine ältere Frau in den meisten Fällen nicht erotisch reagiert. Ich weiß etwas über die Bedeutung der Mütter im Seelenleben von Frauen und Männern. Ich weiß, warum wir Frauen uns untereinander in den meisten Fällen nicht sonderlich mögen. Ich weiß, welche Kraft ich habe, welche seelische und auch körperliche Kraft, welches Durchhaltevermögen. Ohne diese unermüdliche globale Frauenkraft wäre die Welt längst zusammengebrochen. Ich weiß etwas über die Natur, über Pflanzen und Tiere, etwas, das kaum in einem Lehrbuch zu finden ist. Ich weiß etwas über das Leben, weil es in meinem eigenen Leib herangewachsen ist. Ich weiß auch etwas über die feinstofflichen Zusammenhänge unserer Welt, die mir durch meine Sinne mitgeteilt werden. Und ich weiß etwas über die tiefsitzende kollektive Angst, die in uns Frauen genauso aktualisiert werden kann wie in Männern.

Dieses neue Frauenbewusstsein in einer ersten Gruppe zu bewirken, könnte ein Teil der notwendigen Basisarbeit für den Plan sein.

Stellt euch vor, es gäbe diese Treffpunkte in vielen Städten. Zunächst für kleinere Freundeskreise, dann für immer mehr Menschen. Diese Treffpunkte können sehr verschieden aussehen, eine Küche, eine Bar, ein öffentliches Wohnzimmer, ein Theater… Es können Literatur- und Musikabende stattfinden, etwas, was die Seele aufhellt und mit einer anderen Dimension unseres Daseins verbindet. Es braucht immer die Eingabe von einem spannenden Thema, über das sich ein Austausch lohnt…, dann rücken die Alltagsgedanken und -probleme an einen Ort, der zur Lösung führt.

Es gibt noch viele Details, in die ich hineinleuchten müsste, um das Bild zu vervollständigen. Aber ich möchte hier erstmal aufhören und schauen, ob es schon Resonanz gibt, Ergänzungen, Veränderungsvorschläge, Menschen, die sich vorstellen können, ein solches Netzwerk ins Leben zu rufen und zu koordinieren. Ich freue mich auf eure Zuschriften und Kommentare!

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