Terra Nova

Editorial 29.7.2021: Berührbare Gesellschaft, berührbare Welt

„Die Welt ist trotz ihrer Unermesslichkeit berührbar.“ Dieter Duhm
                                                                                                                                                                                                                                        
Lieber Terranaut, liebe Terranautin,

Sei gegrüßt aus einer intensiven Zeit im Sommercamp der ZEGG-Gemeinschaft in Brandenburg, welches ich in diesem Jahr mitgestalte. Wir haben uns das Motto „Kulturwandel 2.1 – Die Entscheidung“ gegeben. Es geht uns um die Frage, wie eine berührbare Gesellschaft entsteht, und wir haben uns schon im Vorfeld gesagt: Wohlfühlen ist nicht der Maßstab. Wir wollen so zusammenkommen, dass wir uns der Entscheidung nähern, die von uns heute verlangt ist: Unser Leben, unsere Begegnungen, unsere Handlungen so zu gestalten, dass wir berührbar sind, dass wir ein Beitrag für eine berührbare Gesellschaft und eine neue Kultur sind. Berührbar sein, das heißt Intimität. Echte Intimität beruht immer auf Wahrheit. Untereinander, aber auch mit uns selbst: Wer mit sich verbunden ist, kann nicht von außen manipuliert werden.
Ich habe selbst vor langer Zeit im ZEGG gelebt, dies war auch einmal meine Gemeinschaft. Ich komme mit vielen alten Freunden, Plätzen und Themen in Kontakt und sehe mich gleichzeitig immer tiefer als Botschafterin für neue Gedanken und ein tieferes Zusammenkommen. Ich versuche gemeinsam mit meinen Freunden hier, ein Miteinander zu kreieren, in dem wir möglichst liebevoll möglichst viel Wahrheit teilen, aussprechen, verkörpern. So nähern wir uns der berührbaren Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen.Ich möchte dich einladen, die Vormittags-Vorträge – live oder nachträglich – im Internet anzuschauen. Hier findest du die Vortragstitel und die direkten Links.
Als Studientext lege ich dir heute einen anderen Text ans Herz. Denn neben der Berührung durch Menschen geht es auch um die Berührbarkeit im Universum. Ich habe mir mitten im Trubel und Leben des Camps den Moment genommen, „Die religiöse Frage“ von Dieter Duhm zu studieren. Es bringt mich an die Erinnerung, dass wir neben allem anderen auch kosmische Wesen sind und in einer leuchtenden Unendlichkeit leben. 

Herzlich!

Christa Leila 

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Die religiöse Frage

Von Dieter Duhm

In vielen Bereichen unseres Daseins können wir keine Antworten geben, wir können aber das Thema sehen und die Frage stellen. Wir sehen in uns und über uns ein ungeheures Universum, dem wir näher kommen möchten. Was bedeuten diese Lichtpunkte am nächtlichen Himmel, die wir als Sterne oder Galaxien bezeichnen? Was sind das für Dimensionen, die nach Millionen und Milliarden von Lichtjahren bemessen werden? Wer hat das gemacht, und woraus ist es entstanden? Wie, woher und warum existiert dieses Ganze? Wie, woher und warum existiere ich selbst? Was ist das für eine Wirklichkeit, an die wir in unserem alltäglichen Leben glauben; und was ist das für eine Wirklichkeit, die wir nachts über uns sehen? Wer oder was ist die so genannte Schöpfung? Wer oder was hat es bewirkt, dass nach viermilliardenjahrelanger Evolution aus einem Einzeller der Mensch entstand? Stimmen diese Theorien überhaupt? Was bedeutet ein Zeitraum von vier Milliarden Jahren? Das sind viertausend Millionen Jahre. Was sind das für Größenordnungen? Sind wir eine Amöbe in einem unbekannten Ozean von Raum und Zeit – oder ist alles ganz anders?

Alles Existierende, jedes Ding, jede Pflanze, jeder Körper und jedes Organ kommt aus dem Universum. Am Aufbau eines Auges sind Galaxien beteiligt, denn das Ganze ist eine Einheit. Aber was ist dieses Ganze? Gott? Ist Gott außerhalb von uns oder in uns oder keines von beiden? Ist er überhaupt existent? Wenn er es wäre, warum war dann diese Welt bis heute so schlimm? Die religiöse Frage ist so zentral wie die sexuelle. Wir können sie nur noch nicht so präzise formulieren.
Die Welt ist ein Sakrament. Ob wir sie lieben oder ob wir sie verfluchen, ob wir an Gott glauben oder nicht, ob wir Christen sind oder Buddhisten oder Moslems oder Atheisten, wir leben in einem Sakrament. Wir wollen nichts mystifizieren, wir wollen aber auch nichts mehr banalisieren. Die Welt ist trotz ihrer Unermesslichkeit berührbar. Wenn wir außerhalb des alltäglichen Betriebs in die Zonen des Schweigens, der Betrachtung und des Nachdenkens kommen, vielleicht sogar in den Bereich jener großen anderen Liebe, dann kommt uns die Welt auf fremdvertraute Weise sekundenlang entgegen. Und für Sekunden gibt es an diesem Berührungspunkt die unmissverständliche Erfahrung. Regionen, wo die Chiffren dieses Universums heller und transparenter werden, wo sich alle Sinne spitzen, wo sich etwas in uns erfüllt mit Ahnung, Erwartung, Erstaunen und Dankbarkeit.

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Der Text stammt aus dem neuen Buch im Verlag Meiga: 
Monika Alleweldt: Die globale Befreiung von Angst und Gewalt. 

Es ist auch als E-Book zu haben. (Preis 8,88 Euro)
Siehe auch diese Webseite zum Buch: the-plan.earth


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