Terra Nova

Gibt es ein humanes Subjekt im Universum?

Dieter Duhm, Initiator des „Plans der Heilungsbiotope“, Autor vieler Bücher, Psychoanalytiker und Mitbegründer von Tamera (Photo aus dem Jahr 1993)

Dieter Duhm

Fürchterliche Dinge geschehen auf der Erde. Ich kenne den imperialen Krieg, der seit Jahrtausenden auf der Erde geführt wird, ich kenne das Elend der Flüchtlinge und die Grausamkeiten der gegenwärtigen Terrororganisationen wie „Islamischer Staat“, „Boko Haram“ und vielen anderen, ich kenne vor allem die Terroraktionen internationaler Konzerne und ihre Verheimlichung durch die Regierungen, ich kenne die internationale Kinderpornografie und die Vorgänge im globalen Mädchenhandel. Ich kenne auch die globale Grausamkeit an Tieren. Ein großer Teil der Erdbevölkerung befindet sich in realer Apokalypse. Wir können weinen, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Aber wir können nicht mehr weinen, wenn wir über die Medien erfahren, wie ganze Populationen von Menschen und Tieren ausgelöscht werden. Die globale Grausamkeit hat eine Dimension erreicht, auf die wir nicht mehr reagieren können.
Unter diesen Umständen mag allein die Frage, ob es über allem ein humanes Subjekt geben könnte, fast schon zynisch erscheinen. Und doch gibt es neben allem Unheil die Existenz des Heiligen, die Realität eines kosmischen Heilfeldes, die Wunder des Lebens, blühende Wiesen, liebende Menschen und viele helfende Hände.
Hinter aller von Menschenhand ausgeübten Gewalt gibt es definitiv einen anderen Menschen und eine andere Schöpfung. Sollte die göttliche Schöpfung mehrere Baupläne besitzen, so besteht mindestens einer davon aus den Fundamenten der Liebe und der Freude. Das ist keine Illusion, sondern es ist eine Erfahrung, eine vollkommen objektive Wahrnehmung. Die ganze Welt ist im Inneren auf Einheit, Freude und Liebe gerichtet. Das (ungestörte) Leben ist die ewige Realität und Gegenwart einer einzigen großen Familie des Lebens. Die Strukturen der Wirklichkeit enthalten diese tatsächliche Botschaft, eine Verheißung von Freude und Liebe – nicht im Jenseits, sondern jetzt. Das ist das wirkliche Evangelium, die reale Gospel, die alles von selber ordnet, sobald wir uns mit ihr verbinden. Das ist die Weltordnung der Heiligen Matrix. Der Großvater von Dhyani Ywahoo war ein Stammesältester der Cherokee-Indianer. Obwohl er wusste, was den Indianern zugefügt worden war, sagte er zu seiner Enkelin: „Es ist deine spirituelle Pflicht, glücklich zu sein.“ Vielleicht verstehen wir diese überraschende Anweisung vor dem genannten Hintergrund.
Ein kurzer Augenblick dieser Erfahrung öffnet uns das Tor, durch das wir in die Wirklichkeit und Gegenwart der „anderen Realität“ blicken können, in die Wirklichkeit der göttlichen Welt, die Wirklichkeit einer lebendigen Freude, die Wirklichkeit einer ganz konkreten Utopie für eine Lebensmöglichkeit, die latent immer schon da ist. Die große Botschaft von Jesus und anderen Heiligen, die Botschaft der Nächstenliebe und der Heilung, ist eine Botschaft aus der kosmischen Welt. Was wir als subjektive Verkündigung eines einzelnen Messias wahrgenommen haben, enthält in Wahrheit eine Ontologie (Seinslehre) der Welt. Die Erscheinung des Heiligen ist purste Objektivität – subjektiv sind nur die seelischen Dispositionen von Menschen, die sie empfangen oder nicht empfangen.
Es sind Kräfte der Liebe und der Heilung, die sofort in uns und um uns herum zu wirken beginnen, sobald wir sie erkennen. Der ganze Plan der Heilungsbiotope, an dem wir seit 20 Jahren arbeiten, möge darauf ausgerichtet sein, diese Botschaft zu erkennen, das Geschenk anzunehmen und weiterzugeben. DAS ist die Aufgabe der Institute, der Versammlungen, der Medien und der Netzwerke von Terra Nova; es ist auch die Fortführung und Vertiefung der Bewegung „Defend the Sacred“, die von den Dakota-Indianern in Standing Rock gegen die geplanten Öl-Pipelines ins Leben gerufen wurde. Es ist die Botschaft, die heute wieder zu uns kommt, nachdem wir lange Zeit gesucht, diskutiert und gearbeitet haben, oft mit dem Blick der Sorge bis zur Hoffnungslosigkeit.
Eine kleine Veränderung des Blicks, eine kleine Erfahrung der Liebe, eine kleine Frequenzveränderung im Herzen – und wir entdecken den göttlichen Plan der Welt. Dann werden die Menschen zu sprechen beginnen, denn hier gibt es die ursprüngliche Mitteilung, für die unsere Herzen und unsere Sprachorgane geschaffen sind. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“
Ich möchte jetzt einige Sätze einfügen, die Sabine Lichtenfels in den Zukunftstrancen von 2008 gesagt hat: „Das entscheidende Ereignis, das auch jetzt in der Lage ist, eine neue Zukunft einzuleiten, ist die Rückkehr zur Gottesgewißheit. … Es ist eine absolute Seinsgewißheit und Seinsfreude, die plötzlich erwacht und uns motiviert zu erneuerndem Handeln. … In vielen menschlichen Gruppen kommt eine Freude auf wie in dem Film über „die lustige Welt der Tiere“. Sie können es zunächst gar nicht fassen, daß plötzlich der Regen kommt. Dann fangen sie an zu jubilieren. Auf einmal geht es leicht. … Es geschah, als die Dinge sich bereits apokalyptisch zugespitzt hatten. Was für die einen der große Untergang zu sein schien, entpuppte sich für erkennende Geister als das Geheimnis der Heilung und Neuwerdung. Es war ein Quantensprung im Bewußtsein, ein Dimensionswechsel im Denken und Erkennen.“
Wir entdecken das reale Evangelium der Welt, tief eingebaut in unsere Herzen und Zellen, lange Zeit verhüllt hinter den schrecklichen Verschleierungen und Entfremdungen der Geschichte. Die immanente Essenz allen Lebens, die jetzt eintreten will in das Leben der irdischen Welt, auf daß sich erfülle, was im großen Plan vorgezeichnet ist.

Ich komme auf die Frage zurück: Gibt es ein humanes Subjekt im Universum?
Wenn die Amsel singt – wer oder was singt da? Wenn der Chor der Grillen zig-fach verlangsamt wird, hören wir eine eindeutige Melodie, eine gemeinsame Hymne wie zur höheren Ehre Gottes – wer ist der Dirigent? Wenn ein kleiner Fisch ein exaktes Mandala auf den Grund des Meeres malt, wer hat seine Bewegungen gesteuert? Wenn der Ochsenfrosch im verdunstenden Tümpel einen Kanal zum benachbarten Wasser baut, um seine Kaulquappen zu retten, wer hat ihm geholfen? Es ist, als ginge durch alles Leben hindurch eine höhere, sehr sympathische All-Macht, die alles lenkt. Wir können sie „Gott“ nennen, aber dieser Gott steht nicht als Subjekt über den Geschöpfen, sondern er ist ihnen immanent, gehört zu ihrer inneren Ausstattung und lenkt ihre Handlungen, sofern sie für diese Lenkung offen sind. Gott ist keine Gestalt, sondern eine höchste Kraft und ein höchstes Bewußtsein, welches allem Leben innewohnt. Der Mensch ist unter allen Geschöpfen dasjenige, welches sich am weitesten von der göttlichen Steuerung entfernt hat. Daher das weltweite Unglück auf der Erde. Die Heilung liegt in der Wiederverbindung der Menschengemeinschaft mit dem Bewusstseinsstrom, der alles Leben verbindet. Das humane Subjekt kann dort zur vollen Wirkung kommen, wo Menschen diesen Schritt vollzogen haben. Auf einer unserer Tafeln steht: „Die Welt, die wir Menschen hervorbringen, und die Welt, die uns hervorgebracht hat, müssen zusammenkommen, das ist das Ziel der Reise.“


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