Terra Nova

Meditationsforschung

Von Dieter Duhm

Ich bin im Licht. Ich tue nichts. Mein Inneres bleibt vollkommen ruhig. „Ich“ denke nicht, ich bleibe in der Ruhe, im unbewegten Zustand. Mein Inneres bleibt im unbewegten Zustand. Bilder und Gedanken scheinen von außen zu kommen aus einem Ozean von noetischem Rauschen, sie erreichen mich nicht.
Ich bleibe im unbewegten Zustand und kaue auf einer Mohrrübe. Langsam wird es heiß hier. Die Sonne scheint stärker. Es scheint in diesem Augenblick, als würde der Himmel klarer, weil die Wolken sich verziehen. Ich ziehe im unbewegten Zustand mein Hemd aus. Es geht ganz leicht. Es ist wunderschön, in diesem Zustand zu bleiben. Es ist eindeutig ein Zustand der Meditation. Es ist jetzt 12 Uhr 5. Ich ziehe mir die Schuhe aus und bleibe in diesem Zustand. Dann durchzuckt mich ein Gedanke. Merkwürdig, wie sich das anfühlt, wenn einen plötzlich ganz kurz etwas erreicht! Auf einmal wird man ergriffen, man ist nicht mehr Subjekt! Es ist wie ein kleiner Schlag gegen die Seele oder ein kleiner Schuss Adrenalin, ganz kurz, für eine Minisekunde. Es trifft einen, wie einen etwa eine Kugel trifft. Es ist eindeutig. Das ist diese Geschichte mit der Identifikation. Plötzlich bin ich mit etwas anderem identifiziert und verliere dadurch diese innere Ruhe, diese Position des unbewegten Zustandes.
Ich nehme die unbewegte Position wieder ein. Ich danke dafür, es ist ein Glück, das tun zu können. Auch wenn jetzt ein etwas kühlerer Wind mich streift, bleibe ich in dem unbewegten Zustand. Wenn wir solchen Wind als unangenehm empfinden, dann wieder wegen dieser merkwürdigen Identifikation: der Wind „erreicht“ uns, und wir sagen „ich friere“. Ich bin also mit etwas identifiziert, was gar nicht ich bin. Ich bin nämlich dieser unbewegte Zustand, eindeutig. Es ist ein Zustand von Ananda, von Lebensfreude. Es ist ein gewünschter und ein gesegneter Zustand. Auf verschiedenen Skalen und Frequenzebenen befindet sich die ganze Welt in diesem Zustand – außer dem lärmenden Mental des Menschen, der diesen Zustand verlassen hat infolge der Grausamkeiten der patriarchalen Epoche. (…)
Es ist der Zustand einer großen Kommunion. Erst als die Menschen aus diesem Zustand hinausgeworfen wurden, begann die Kettenreaktion von Angst und Gewalt auf der Erde. Und sie formierte sich zu einer kollektiven und globalen Holowelle, die jahrtausendelang über unseren Erdball zog und alle Länder, Völker und Kontinente unter sich erfasste und begrub. In der Meditation müssen wir uns in zwei Richtungen behutsam absichern, denn ehe wir es richtig bemerken, beginnt schon wieder der mentale Lärm. Plötzlich erwacht man dann und merkt, wie man schon wieder in den Filmen und Ping-Pong-Spielen des alltäglichen Lebens war. Man war vollkommen abgerutscht, ohne es zu merken.
Die zweite Richtung ist die einer sich unmerklich anbahnenden inneren Betroffenheit. Was hier kommt, ist die Krankheit, ist die ganze schwarze Masse der Vergangenheit. Es ist die große verdichtete Verneinung des Lebens und der Freiheit und der Freude. Es kommt automatisch auf Bahnen, die immer und immer wieder geölt wurden durch Jahrhunderte und Jahrtausende der Geschichte hindurch. Es kommt auf leisesten Sohlen. Wir merken es nicht, wenn wir nicht wachsam werden. Wir werden Opfer einer dunklen Macht. Der Sucher hat die Aufgabe, denjenigen Ort im Bewusstsein aufzusuchen, an dem er nicht Opfer werden kann. Es ist eindeutig der Ort eines höheren Subjektes, welches mit dem universellen Bewusstsein verbunden oder mit ihm identisch ist, und das seine Präsenz, seine Macht und Weisheit aus dieser vollkommenen Vernetzung des Ganzen bezieht, im Zentrum aller übereinander gelagerten Schwingungsmuster und Existenzebenen unseres Universums. Wir brauchen uns um dieses Subjekt nicht zu kümmern, es ist einfach da. So, wie uns diese Energie umgibt, die wir als den „Fluss der Macht“ beschrieben haben und die uns überall durchströmt, so umgibt und durchströmt uns auch dieses Subjekt mit seiner
Gegenwart. Wir können nicht sagen: Ich bin das Subjekt. Aber wir können sagen, dass jetzt das Subjekt durch mich hindurch spricht. Wir können das Subjekt nicht orten, nicht lokalisieren. Wir können ihm keinen Ort zuweisen. Es ist in uns und um uns. Es ist im Weltenstoff, und der Weltenstoff ist überall.

Wären wir unmittelbar konfrontiert mit einem Problem, das wir nur lösen können, wenn wir ab jetzt dauerhaft im Zustand der Meditation verbleiben, weil sonst eine Katastrophe geschieht, weil zum Beispiel Menschen sterben, die wir lieben, weil wir alles verlieren, was wir aufgebaut haben, oder ähnliches – wäre das der Fall, dann würden wir sofort in eine innere Verfassung gehen, welche die Meditation dauerhaft aufrecht erhält. Wäre die Aufrechterhaltung dieses inneren Zustandes eine Frage von Leben und Tod, eine absolute Bedingung des Überlebens, eine absolute und eindeutige Voraussetzung der Heilung, dann würden wir nichts eiliger und gewissenhafter tun, als uns mit dieser Aufgabe ganz zu verbinden. Und genau das ist es: Der meditative Zustand ist die Bedingung des Lebens, die Bedingung der Kraft und der Weisheit, die wir für den Erfolg unserer weltweiten Heilungsarbeit brauchen.

Aus dem Buch: Dieter Duhm: Der immanente Gott

';