Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 16.12.2021

„Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.“
C.G. Jung, „Vater der analytischen Psychotherapie“. (Hier einige sehr hillfreiche Zitate von ihm.)

 


Liebe Freunde und Freundinnen,

Nach vielen Monaten bin ich gestern wieder in Tamera angekommen, wo ich einige Wochen verbringen werde. Ich lasse mich berühren von meiner langjährigen Heimat und dem Licht, das er ausstrahlt, von meinen Freunden, vom Geist des morgendlichen Gespräches im Politischen Ashram, dem „Gottespunkt“. Gleichzeitig merke ich, dass die Gemeinschaft bewegt, in innerer Arbeit und Auseinandersetzung ist. Wie sollte das auch anders sein. Ich sehe Tamera nicht als Insel, sondern als eine Gemeinschaft, durch die Weltenkonflikte hindurchgehen wie überall anders auch. Aber dank der starken Ausrichtung und Vision ihrer Gründer besitzt sie dennoch recht viel Resilienz und geistige Ressourcen, um als Lichtpunkt in einer dunklen Zeit zu wirken.

Ich möchte in diesem Studienrundbrief einige Gedanken vom heutigen Gottespunkt teilen, Gedanken von Claude AnShin Thomas. Der ehemalige US-Soldat und Vietnam-Kriegsveteran, der später buddhistischer Mönch wurde, hat intensiv mit sich und anderen gearbeitet, um wieder zu fühlen und sich zu vergeben, um zu heilen und zu lernen, mit Schmerz und Leiden zu leben, statt sich in konditionierte Verhaltensmechannismen zu ergeben. Vor einigen Jahren besuchte er Tamera, lehrte uns Praktiken der Achtsamkeit und vor allem ein Verständnis darüber, aus dem Kreislauf von Angst, Gewalt und Schuld auszusteigen. Die Aktualität seiner Gedanken erkenne ich sofort, wenn ich sehe, aus wie vielen trauma-gesteuerten Automatismen die gegenwärtige gesellschaftliche Realität zusammengesetzt ist. Diesen nicht blindlings zu folgen und damit immer wieder dieselbe Realität zu erzeugen, sondern sie zu durchbrechen, indem wir achtsam werden, indem wir fühlen und Realität anerkennen, auch wenn sie schmerzhaft ist – das ist seine Botschaft. Er spricht über die „leise, aber entschlossene Stimme“ in ihm, die ihn leitet und die er nur hört, wenn er in Achtsamkeit lebt. Wir können lernen, diese Stimme zu unterscheiden von den lärmenden Eingebungen der Stimme von Angst und Anpassung in uns, die uns vor Liebe, Wahrheit und Nähe warnt.
Ich schließe hier noch einige heilsame Gedanken von Dieter Duhm an.

Viele Grüße aus Tamera!

Christa Leila


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