Terra Nova

Hymne an das Ewig Weibliche

Ich möchte euch einen Auszug  aus der Hymne an das Ewig Weibliche von Pierre Teilhard de Chardin vorstellen, weil sie zu den schönsten Gedanken der Liebe gehören, die mir begegnet sind. Die Verwirklichung der Liebe steht im Zentrum des Plans der Heilungsbiotope. Alle Formen der Liebe sind damit gemeint: die sinnliche Liebe, die Nächstenliebe, die Liebe zur Natur, zu Tieren, die geistige Liebe, vor allem die Liebe zwischen den Geschlechtern. Monika Alleweldt.

von Pierre Teilhard de Chardin

Ich bin erschienen von Anbeginn der Welt.
Alles im Universum ist Werk der Vereinigung und Befruchtung, geschieht durch Sammlung der Elemente, die sich suchen und zu zweit miteinander verschmelzen und so wiedergeboren werden in einem Dritten.
Ich bin das verbindende Antlitz alles Seienden.
Ich bin der Wohlgeruch, der sie in Freiheit und Leidenschaft auf den Weg zu ihrer Vereinigung lockt und an sich zieht.
Durch mich gerät alles in Bewegung und in Beziehung.
Ich bin das wesenhaft Weibliche. Im Leben habe ich begonnen, mich zu offenbaren.

Wenn ein Mann eine Frau liebt, hat er zunächst die Vorstellung, er wende sich einem Einzelwesen zu, wie er selbst eines ist, einem Wesen, das er umgreift, so gut er es vermag, und das er frei sich zugesellt.

Während er mein Antlitz mit einem Nimbus umgibt, entdeckt er ein Strahlen, das sein Herz empfänglich macht und alle Dinge zum Leuchten bringt.
Dieses Strahlen meines Wesens schreibt er einer subjektiven Stimmung seines entzückten Geistes zu oder einem bloßen Reflex meiner Schönheit auf die tausend Facetten der Natur. Bald jedoch erstaunt er über das Ungetüm, das bei meinem Nahen in ihm aufbricht, und er zittert bei der Feststellung, daß er sich nur mit mir vereinen kann, wenn er sich zwangsläufig als Diener eines universellen Werkes der Schöpfung ergreifen lässt.
Er dachte, neben mir nur eine Gefährtin zu finden: doch wird er gewahr, daß er in mir die große geheimnisvolle Macht, die geheimnisvolle Verborgenheit berührt, die ihn unter dieser Gestalt ereilt, um ihn mit sich zu reißen.

Wer mich gefunden hat, steht am Eingang aller Dinge.

Ich bin der Zauber der universellen Gegenwart und ihr vielgesichtiges Lächeln.
Ich bin der Zutritt zum Herzen der ganzen Schöpfung, das Tor zur Erde, die Initiation.
Wer mich nimmt, gibt sich mir hin, und er wird vom Universum ergriffen.
Als er begriffen hat, daß ich für ihn das All war, hat er geglaubt, er könnte mich in seinen Armen umschließen.
Er hat sich mit mir in einer geschlossenen Welt zu zweit einschließen wollen, wo wir uns genügen würden. Genau in diesem Augenblick bin ich in seinen Händen zerflossen. (…)

Von dem Augenblick an also, da ihr versucht mich festzuhalten und mich unter einer völlig fertigen Gestalt zu besitzen, erstickt ihr mich. Ich verführe aber zum Lichte hin. Ich reiße mit fort, aber in die Freiheit. Ich bin die unverwelkliche Schönheit der zukünftigen Zeiten, das weibliche Ideal.


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