Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 24.2.2022

 

„Sprich, denke und handle so, dass in dir Frieden entsteht.“
Peace Pilgrim, Friedenspilgerin aus den USA (hier ihr Buch zum kostenlosen Download)

Liebe Freundinnen und Freunde von Terra Nova,

In diesen Tagen denke ich manchmal an Peace Pilgrim und ihr inspirierendes Beispiel. Jahrzehnte lang ging sie zu Fuß durch die USA – eine permanente und ziemlich radikale Demonstration und Meditation für Frieden.
Wir haben es alle gehört, es ist Krieg in Europa. Sicher werden viele von uns unterschiedliche politische Erklärungen und Meinungen dazu haben. Das soll aber hier nicht das Thema sein. Ob dieser Krieg sich zu einem Flächenbrand ausweitet oder diesmal noch regional begrenzt bleibt: Immer deutlicher wird, dass wir auf eine Weltsituation zusteuern, die sich seit Jahrzehnten vorbereitet, auf eine tiefe Systemveränderung. Auch wenn es vielen von uns schwerfällt, diese erschreckende Realität zu akzeptieren, aber wir sind in einer Zeit der Umwälzung. Es kann sein, dass sie glimpflich verläuft, aber es kann auch mit viel Zerstörung und Leid einhergehen. Ich kann mir jedenfalls keinen Verlauf der derzeiten Gesamtentwicklung – Umwelt und Klima, Gesundheit, Frieden, Religionen, ökonomische Ungerechtigkeit – nach dem wir wieder in unser altgewohntes Normal zurückkehren.

Ich wiederhole, was ich schon öfters an dieser Stelle geschrieben habe: Das wichtigste, was wir derzeit tun können, ist uns zu Gruppen und Netzwerken von Menschen zusammenzuschließen, auf die wir uns wirklich verlassen können. Nur gemeinsam können wir den kommenden Umwälzungen auf gute Weise entgegensehen, können uns gegenseitig unterstützen, vorbereiten, Wissen zusammentragen und Alternativen aufbauen, wenn es dann wirklich zu Einschränkungen der Versorgung kommt. (Wie gesagt, das muss jetzt noch nicht so weit kommen – aber eine der globalen Krisen wird früher oder später zum Zusammenbruch einiger Großsysteme führen.)

Terra Nova ist entstanden als ein Friedensnetzwerk: für die innere und äußere Friedensarbeit, für die Kooperation von Gruppen und Initiativen für den Aufbau von realen Modellen für eine Friedensgesellschaft. Wie Dieter Duhm im Studientext der Woche schreibt, ist Krieg kein isoliertes Phänomen. In modernen Gesellschaften sind sämtliche Lebensverhältnisse auf Krieg ausgerichtet – Arbeitsverhältnisse und ihre Leistungsansprüche, unsere innere Haltung zum Lebendigen, unsere Liebesbeziehungen, die Religionen, die Art des Journalismus oder die rigiden Schulsysteme. Krieg ist die Folge einer ganzen Kriegsgesellschaft. Um Kriege dauerhaft zu beenden und dauerhaften, auch zwischenmenschlichen Frieden zu erleben, bauen wir Orte auf, deren Lebensweise erst gar nicht dieses Maß an Spannung, Ungerechtigkeit, Not erzeugt – sondern tatsächlich den Friedenspunkt unter Menschen und mit der Natur findet, stärkt und immer wieder erneuert. Dazu gehört auch die innere Arbeit mit uns selbst – Versöhnung und Liebe für die ungeliebten Stellen in uns, Vergebung, Bewusstwerdung aller unbewussten Konfliktherde.

Jeder Krieg ist immer auch ein Informations- und Medienkrieg, es ist nicht leicht, eine unabhängige Meinung und Deutung zu finden. Ich finde den Historiker Daniele Ganser immer sehr informativ, hier ein aktuelles Interview zu: Nato und Ukraine.

Sei herzlich gegrüßt!
Christa


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