Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 24.3.: Demokratie des Vertrauens

„Die öffentliche Meinung konnte stets das Beste verhindern, aber noch nie das Schlimmste.“ Karl-Heinz Deschner

                                                                                                                                                                                                                          

Liebe Freundinnen und Freunde von Terra Nova,

Wer entscheidet einen Krieg? Wer verhindert ihn? Wie können wir bessere Entscheidungen treffen, die nicht nur „den Mächtigen“ dienen, sondern allen, Entscheidungen, die nachhaltig, von guten Gefühlen und Weisheit getragen sind? Können wir dabei von Gemeinschaften lernen?

Sinnvolle und im Krisenfall schnelle Entscheidungsfindung gehört zu den größten Herausforderungen von basisdemokratisch organisierten Gruppen, Gemeinschaften und Parteien. Die einfache Mehrheitsentscheidung ist nicht sehr nachhaltig, vor allem da die unterlegene Seite einer Abstimmung sie mit tragen muss. Basisdemokratie im Sinne von Konsensbildung ist dagegen äußerst zeitaufwändig und braucht letztlich viel Vertrauen, damit nicht alle Macht auf Seiten der chronischen Blockierer landet statt bei den Engagierten und Verantwortlichen. Wir brauchen also eine Entscheidungsfindung, die alle Seiten mit einbezieht, unserer Unterschiedlichkeit Rechnung trägt und gleichzeitig in Krisen schnell geschehen kann.

Ich habe in all meiner Gemeinschaftserfahrung noch nie erlebt, dass alle Menschen gleich viel Engagement, Mühe und Verantwortung in eine Gemeinschaft hineingeben. Die allermeisten beschränken sich auf ihren eigenen Bereich und unterstützen ansonsten mit ihrer Entscheidung diejenigen, denen sie vertrauen. Wenn aber Vertrauen fehlt oder zerbricht, kommt es hier zu den schweren Konflikte in Gemeinschaften: die Engagierteren fühlen sich allein gelassen – die anderen lassen sie auflaufen oder torpedieren sie.

Daber brauchen Gemeinschaften den Mut, die Kompetenz ihrer Mitglieder anzuerkennen, Führungsqualitäten zu fördern und zu unterstützen – und möglichst viel in echte Vertrauensbildung zu investieren. Das bedeutet, uns tiefer kennenzulernen – und uns auch jenseits unserer Funktionen, mit unseren Ängsten, Vorlieben, Sehnsüchten und Begrenzungen voreinander zu offenbaren.

Möglicherweise finden wir in indigenen Kulturen Vorbilder für Basisdemokratien. Der Studientext der Woche ist auch eine Erinnerung an unseren alten, inzwischen verstorbenen Freund Manitonquat, der viele Jahrzehnte lang Menschen inspirierte, mehr in Frieden und Einklang mit der Schöpfung zu leben. Dieser kurze Text ist ein Ausschnitt aus seinem Buch „Der Weg des Kreises“ und gefällt mir so, weil er die Verantwortung jedes Einzelnen anspricht.

Und aus reiner Freude schenke ich euch hier noch das Lied „This Land is My Land“, gesungen von Charly Rainer Ehrenpreis.

Gute Inspiration!

Christa

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