Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 28.4.22: Vergebung

„Vergebung befreit die Seele vom Leiden an der Schuld des anderen.“
Helga Schäferling

                                                                                                                                                                                                                          

Liebe Freundinnen und Freunde von Terra Nova,

Wir merken es meistens nicht selbst, wenn wir mit etwas identifiziert sind. Zum Beispiel mit einem Fehler, den wir begangen haben. Etwas in uns ist dann so verwickelt mit unserem Schuldgefühl, findet unser Verhalten so unverzeihlich, dass wir es verbergen, verdrängen und schützen. Gleichzeitig agieren wir immer weiter aus dieser Schuld heraus. So häufen sich die destruktiven Verhaltensweisen, wir verstecken und verschleiern sie noch stärker, machen uns taub für unser gesundes Schamgefühl und werden aggressiv gegen alle, die uns daran erinnern, wer wir eigentlich sind.

Wir können davon ausgehen, dass die meisten von uns die meiste Zeit mit irgendetwas identifiziert sind, was nicht sie selber sind – jedenfalls nicht in ihrem eigentlichen Kern. So begegnen sich durch uns Scheinwelten und agieren miteinander – anders lässt sich nicht erklären, wie die absurde Illusion entsteht, die wir Wirklichkeit nennen – und die sich in Trennung, Angst und Gewalt äußert.
Man denke an die bekannte Zeichnung von Paul Klee: „Zwei Männer, einander in höherer Stellung vermutend, begegnen sich“:


Es braucht meistens einen Anstoß von außen, einen Spiegel oder ein Feedback von anderen, damit wir merken, was wir da veranstalten. Wenn wir zu uns nehmen, was und warum wir tun, was wir tun, und was für aggressive Anteile wir – neben Liebe und Mitgefühl – auch noch in uns haben, wenn wir Vergebung annehmen und uns selbst vergeben – dann sind wir bereit, unsere Identifikation aufzugeben und Realität wieder anzunehmen.

Liebe, Güte, Vergebung und ein wahrhaftiges Miteinander sind die Schlüssel dafür. Wir haben diese Woche als Studientext eine Morgenandacht von Sabine Lichtenfels ausgewählt: Liebe und Verbundenheit aus dem Buch „Quellen der Liebe und des Friedens“. Sabine empfing die Morgenandachten, als vor einigen Jahren in Tamera eine große Halle abbrannte und die Gemeinschaft in eine existenzielle Situation kam. Damals begab sich Sabine jeden Morgen in eine meditative Haltung und schrieb einfach auf, was ihr von ihrer Quelle eingegeben wurde. Die Ergebnisse – 52 Morgenandachten – wurden zu einer spirituellen Begleitung für Friedensarbeiter.
Zwei Anmerkungen: „Ya asim“ – ist eine Sufi-Grußformel und bedeutet ungefähr: „Ich grüße das Göttliche in dir.“
Und wenn im Text von „Ich“ oder „Mir“ die Rede ist, dann ist damit immer unser göttliches Selbst, die Quelle, gemeint.

Ich wünsche gute Inspiration beim Studieren und Hören.

Herzlichen Gruß

Christa


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