Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 8.9.22: Angstfreiheit

„In einer gesellschaftlichen Welt, in der wir auf Lüge und Verstellung angewiesen sind, um zu überleben, ist die Erzeugung von Vertrauen ein tief politisches und revolutionäres Vorhaben.“
Dieter Duhm

 

Liebe Freundinnen und Freunde von Terra Nova,

Ich möchte euch diese Woche einen aktuellen Text von mir selbst ans Herz legen, der kürzlich in der Zeitschrift Sein in Berlin veröffentlicht wurde: Es ist ein utopischer Blick, wie sich unsere Gesellschaft, unsere Ökonomie, unser Liebesleben verändern würden, wenn wir keine Angst mehr hätten. Angstfreiheit – wir können dazu auch Vertrauen sagen – ist tatsächlich ein revolutionäres Konzept. Denn wenn wir uns keine Angst mehr einjagen lassen, wer soll uns dann noch dazu bringen, gegen unsere eigenen Interessen zu handeln? Also dazu, ein Rädchen in einem Getriebe zu sein, das uns selbst, unseren geliebten Menschen und dem ganzen Planeten schadet?

Wir haben alle mitbekommen, wie es zu Beginn der Pandemie zu einem offiziellen Ziel innerhalb der Strategie fast aller Regierungen wurde, Ängste zu schüren. Auch Inflation, Energieverknappung, vieles andere hat denselben Effekt. Das Chaos und die Unsicherheit, die viele von uns jetzt in ihrem Lebensumfeld empfinden, sind eine Voraussetzung für das Durchdrücken ungeliebter Entscheidungen. Der Finanzexperte Ernst Wolff schreibt dazu: (Wenn man unbeliebte Ziele durchsetzen möchte…) „…senkt man den Lebensstandard, treibt die Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut, versetzt sie über gesellschaftliche gesundheitliche Bedrohungen in Angst und zerstört gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt. Versinkt dann die Gesellschaft dann im Chaos, präsentiert man die Lösung.“

Uns unsere Ängste bewusst zu machen und sie zu entwaffnen, ist eine sehr persönliche, aber auch politische Aufgabe. Sicher können wir nicht sofort all unsere Ängste abschalten. Aber wir können Stück für Stück lernen, uns ihnen nicht unbewusst auszuliefern – und zum Beispiel natürliche Ängste wie Vorsicht an Abgründen zu unterscheiden von einprogrammierten Ängsten, die immer auftauchen, wenn wir etwas Neues versuchen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass mensch da gar nicht gerne hinschaut. Wie viel lieber bleiben wir in unseren Komfortzonen, lassen die Ängste nicht an uns heran, sondern folgen brav ihren Eingebungen. So entsteht aber immer das Alte. Die gute Nachricht ist: Angst kann auch ein Wegweiser sein. Wir spüren die Ketten ja erst, wenn wir uns bewegen. Wenn deine Ängste dir also derzeit mehr bewusst werden, wenn ihre Stimme dir ins Ohr brüllt – dann ist das bereits ein Zeichen dafür, dass du dich in die richtige Richtung bewegst.

Ich wünsche dir viel Mut – und mehr noch Vertrauen!

Christa

In diesem Podcast kannst du Editorial und Studientext auch HÖREN:


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