Terra Nova

Als die Liebe zurückkam

Von Brigitte Muskalla – Auszüge aus einer frei gesprochenen Rede

Ich berichte aus der Zukunft und schaue zurück auf unsere damalige Zeit – die Gegenwart … auf die Zeit kurz vor dem Höhepunkt der Transformation. Kriege und Katastrophen hatten sich auf einen Höhepunkt hinbewegt, wo die Menschheit vor der Frage stand: Ist es noch möglich, diese Erde und die Menschheit zu heilen bzw. zu retten?
Doch trotz alledem gab es noch ein ganz anderes Verlangen, das in die Welt wollte. Und das war das war das Verlangen der Liebe nach der Öffnung des Herzens. Die Liebe wollte wieder ihre Heimat finden unter Menschen. Die große, kosmische, universelle Liebe wollte wieder nach Hause kommen. Sie wollte wieder zwischen Mann und Frau, sie wollte wieder zwischen Eltern und Kinder, sie wollte wieder zwischen alte und junge Menschen. Sie wollte einfach wieder in die Gemeinschaft der Menschen hinein. Und sie kam mit großer Kraft. Es war nicht mehr so wie die Jahre davor, wo die Menschen sich noch entscheiden konnten: Öffne ich mein Herz oder lasse ich es zu?
Die Liebe rüttelte! Sie rüttelte und klopfte an den Herzen der Menschen. Sie wollte expandieren, sie wollte in die Welt. Und sie wollte die Menschen voll und ganz erfüllen, von innen und von außen. Sie rüttelte an den verrosteten Riegeln der Herzen und packte sie.
In der Gemeinschaft von Tamera wussten wir schon einige Dinge. Z.B. dass es einen Punkt in der Beziehung der Geschlechter gibt, an dem es sich entscheiden wird, ob es auf der Erde Krieg oder Frieden geben wird. Es gab einen Punkt, zwei Punkte, drei Punkte, die wir herausgefunden hatten. Einer dieser Punkte war: Wenn es möglich ist, dass zwei Menschen sich lieben und ein Dritter dazu kommt und keine Eifersucht, Verlustangst, Hass und Rache auslöst, dann ist ein neuer Beginn geschaffen für eine Keimzelle des Friedens auf der Erde.
Wir wussten, dass man nur treu sein kann, wenn man auch andere lieben durfte. Wir schrieben es sogar auf unsere Fahnen und waren gelegentlich ideologisch identifiziert mit diesen Aussagen. Bis eben der Punkt kam, wo die Liebe tatsächlich an unseren Herzen rüttelte. Und einige Menschen gaben sich diesem Vorgang der Öffnung des Herzens hin. Und damit begann ein anderes Leben.
Es gab Menschen zu dieser Zeit, die nicht mehr kalkuliert haben, wenn sie sich in einen anderen verliebt haben. Sondern sie haben da geliebt, wo sie liebten. Und das nahezu Unmögliche ist passiert: Zwei Menschen liebten sich voll und versprachen sich ewige Treue – und siehe da, eine dritte Person kam hinzu. Und die Liebe breitete sich aus und erzeugte keine Angst mehr. Und die Liebenden erkannten: Wenn ich nicht verlasse, wenn ich die Liebe nicht mehr verlasse, dann werde ich nicht mehr verlassen. Ich kann nicht mehr verlassen werden, wenn ich bei meiner Liebe bleibe. Und ich muss auch niemanden verlassen, wenn ich eine weitere Person liebe.
Es gab auch Auseinandersetzungen. Die Liebe hatte es so satt, immer wieder zerstört zu werden. Sie wollte einfach nicht mehr. Sie wollte nicht mehr gebunden werden an die Vergangenheit, sie wollte nicht mehr der Eifersucht einfach so preis gegeben werden.
Auf der anderen Seite stand der Mensch, der sagte: Ja, aber, schau doch hin, ich wurde immer verlassen. Wir haben dann alles daran gesetzt, dafür zu sorgen, dass das nicht mehr passieren muss: Die Liebe muss nicht mehr zerstört werden. Wir haben uns in den Dienst der Liebe gestellt.

Es gab noch einen zweiten Punkt, an dem sich entscheiden wird, ob auf der Erde Krieg oder Frieden ist: der Punkt der Sexualität. Als in vielen Menschen diese Herzöffnung geschah, die Öffnung für die Liebe, hat die Sexualität Mut gefasst und hat sich drangehängt an die Liebe. Durch diese Herzöffnung der Menschen geschah auch eine Öffnung der Leiber. Wir haben gemerkt: Wenn ich das Herz öffne, öffnen sich die Zellen mit. Das war ein Vorgang, den die Menschen so noch nicht kannten. Denn so wie die Liebe kurz vor dem Aussterben gewesen war, so war es auch mit der Sexualität. Auch sie war auf der Suche nach Heimat unter Menschen. Und auch sie hatte es satt, verfolgt zu werden von Erniedrigung, von Moral, von Gewalt. Sie wollte einfach dem dienen, wofür sie auf die Welt gekommen war: Der Freude und dem intimsten Zusammenkommen. Und die Menschen erinnerten sich, dass beides aus der gleichen Quelle kam. Aus der Urquelle. Die Liebe und die Sexualität. 
Im Kern dieser Gemeinschaft bildete sich – wir nannten es damals, wie auch viele Jahrhunderte zuvor – ein Harem. Ein Harem war ein Frauenraum. Die Frauen wussten: das Allerblödeste, was wir machen können ist, nur einem Mann gehören zu wollen. Also die Liebe nur auf einen Mann zu richten. Denn das entspricht nicht unserem weiblichen Grundwesen, das auf Fürsorge und Parteinahme für die Welt ausgerichtet ist.
Und die Frauen taten sich zusammen mit dem Vorhaben: Wir unterstützen uns, so dass wir da lieben, wo wir lieben und nicht nur einen. Und es bildete sich parallel ein Männerkreis, der diese Frauen unterstützte. Es waren die Männer, die nicht mehr die Frauen besitzen wollten. Männer, die sich in den Dienst der Liebe gestellt und die Frauen in diesem Sinne unterstützt hatten.

Wo man sonst seinen Besitz schützen musste oder schauen, dass niemand einem die oder den Geliebten wegnimmt, kam eine Kraft, nämlich die Kraft der Anteilnahme. Wir bezogen aus diesem Zusammenkommen die Kraft, wirklich Anteil zu nehmen an dem, was in der Welt geschieht. Und diese Kraft befähigt uns, all das aufzubauen, was wir heute sehen: blühende Gärten, eine Wasserlandschaft. Möge der Prozess weiter gehen!

';