Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 13.10.22: Botschaften aus der Zukunft

Eine Weltkarte, auf der das Land Utopia nicht verzeichnet ist, verdient nicht einmal einen flüchtigen Blick, denn sie lässt die Küste aus, wo die Menschheit ewig landen wird.“
Oscar Wilde                                                                                                                                                                                                    

Liebes Terra Nova-Netzwerk,

Sei herzlich gegrüßt aus dem Wendland. Manchmal wünschte ich, ich könnte Botschaften in die Vergangenheit an mein jüngeres Selbst senden. Vor 42 Jahren war ich zuletzt hier und protestierte mit Abertausenden junger Menschen gegen das Atomendlager Gorleben. Damals erschienen die Aussichten mehr als düster. Zu erbarmungslos war die Gegenmacht, die zum Beispiel das Hüttendorf Freie Republik Wendland, diesen wunderschönen enormen Aufbruch der Hoffnung und Kreativität, mit Polizeigewalt räumte. Auch die Elbe war vor allem ein bedrohlicher Ort des kalten Krieges und des Todes – gegenüber die Grenztürme der DDR, von wo aus Menschen erschossen wurden, die in den Westen fliehen wollten.

Und heute? Heute fließt hier gemächlich ein in der Sonne golden glänzender Strom durch Wiesen und Wälder. Die früheren Wachtürme werden höchstens aus geschichtlichen Gründen erhalten. Außer den zu Abertausenden auffliegenden Blessgänsen ist alles ruhig. Im Nachhinein hat gerade die Feindseligkeit der Grenze dafür gesorgt, dass die Elbe hier nicht zu sehr ausgebaut wurde, sondern als seltene Flussauenlandschaft bestehen blieb.

Und sonst? Vor einem Jahr wurde die endgültige Absage an Gorleben als Atommülllager erteilt. Die Atom-Widerstands-Allianz aus Bauern und vielen zugezogenen Ökos erwies sich als überraschend nachhaltig. Es entstanden Gemeinschaften wie der Michaelshof, neue Dörfer wie Hitzacker Dorf, alternative Tourismusprojekte wie Destinature – und vieles andere, was Hoffnung macht.

Hätte nur mein damaliges jüngeres Selbst das geahnt! Es wäre die fantastischste und mutmachendste Utopie gewesen. Was mich auf die Frage bringt: Was hätte ein zukünftiges Ich meinem heutigen zu sagen? Wie würde es aus der Perspektive von – sagen wir – 2064 sprechen: Wie haben wir all den Bedrohungen getrotzt? Dem Krieg, der Naturzerstörung, der wachsenden Armut, dem Artensterben und der Bodenzerstörung? Wie haben wir es geschafft – wodurch konnten sich Gemeinschaften und Friedenskulturimpulse doch durchsetzen und ein neues Bewusstseinsfeld kreieren? Wie ist „Terra Nova“ Wirklichkeit geworden? Wie hat die Liebe gesiegt?

Herzliche Einladung an alle Visionäre und Utopistinnen: Macht doch einmal diese Zukunftsmeditation! Stellt euch vor, im Jahre 2064 sind eure utopischsten Träume in Erfüllung gegangen. Lasst vor euren inneren Augen den Film ablaufen: Wie ist es geschehen? Was für Widerstände mussten dazu überwunden, welche Überzeugungen aufgegeben werden? Welche Bündnisse sind entstanden? Und welche Rolle hast du dabei gespielt?

Ist das nicht naiv? Weiß ich nicht, dass Visionen sich ganz anders erfüllen werden, als wir es planen? Doch. Dennoch öffnet diese Meditation uns und macht uns bereit für einen anderen Aspekt der Wirklichkeit. Viel Freude!
Als Kraft- und Studientext sende ich euch noch einmal die Vision von Terra Nova, geschrieben von Dieter Duhm.

Christa

 
P.S.: Hier findest du auch das Podcast von Editorial und Studientext zum Hören.

';