Terra Nova

Terra Nova Editorial vom 16.2.23: Kriegsfasten

„Du kannst in der Welt nur so viel Frieden schaffen, wie du in dir selbst erzeugt hast. Derselbe Satz gilt auch umgekehrt.“
Sabine Lichtenfels    

Liebes Terra Nova-Netzwerk,

Ich möchte dich, mich, uns alle aufrufen zu einer Woche „Kriegsfasten“. Was meine ich damit? Mein Vorschlag ist, dass wir alle eine Woche lang unseren Fokus darauf richten, wo wir mit unseren Handlungen, Worten und Gedanken Krieg erzeugen – und wie wir ihn beenden. Fasten heißt dann manchmal, auf unsere automatischen Reaktionen, Meinungen, Erklärungen oder Affekte zu verzichten.

Vor fast einem Jahr begann der Krieg in der Ukraine. Ich möchte hier keine politische Diskussion darüber beginnen. Sachliche Diskussionen sind zwar wichtig, aber derzeit fast unmöglich zu führen. Lasst uns statt dessen zunächst versuchen, in uns und zwischen uns einen Boden aufzubauen, der so tragfähig ist, dass er auch gegensätzliche Meinungen hält.

Ich glaube, wir alle können uns dem Gedanken annähern, dass wir in einer Gesellschaft leben und aufgewachsen ist, die aus Krieg entstanden und sich mit Krieg arrangiert hat. Im Studientext nennt Dieter Duhm das die „Kriegsgesellschaft“. Zu dieser Kriegsgesellschaft gehören nicht nur militärische Angelegenheiten. Sondern Arbeitsverhältnisse, Konsumgewohnheiten, Schulstress sowie eingefahrene Verhaltensmuster in Familien und Beziehungen. All das ist geprägt von und trägt bei zum Krieg. Doch es gibt eine Lösung, wie er schreibt. Es könnte unsere wichtigste Chance sein, uns auf die Lösung zu fokussieren.

In einem Vortrag des spirituellen Lehrers Thomas Hübl fand ich vor einigen Tagen eine ähnliche Erklärung – frei aus der Erinnerung wiedergegeben: Unsere Gesellschaft ist durch das kollektive Trauma so am Stress-Limit, dass wir kaum inneren Spielraum haben, jeden Unterschied als Angriff wahrnehmen und jede Reaktion ein Überreaktion ist – die in anderen wieder Überreaktionen hervorruft. Er empfiehlt deshalb, täglich etwas Zeit für Kontemplation zu nehmen, wo wir unsere Gedanken und Muster beobachten, wo wir uns selbst besser kennenlernen und herausfinden, was uns wirklich essentiell wichtig ist – auch wenn es sich von anderen unterscheidet.

Ich lade dich zu beidem ein: Studiere den Text von Dieter Duhm zur Kriegsgesellschaft – und nimm dir jeden Tag eine bestimmte Zeit zur Kontemplation.

Und beantworte die Frage: Was will der Frieden von dir? Bist du bereit, dein Leben so zu verändern, dass es wirklich dem Frieden dient? An welche Friedensinitiativen kannst du glauben? Bist du bereit, sie mit aller Kraft zu unterstützen?

Herzlich

Christa


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