„Da saßen die beiden Unsterblichen am Brunnenrand und lachten…“
Aus dem Buch Die Wolfsfrau, von Clarissa Pinkola Estés                                                                                                                                                                             

Liebes Terra Nova-Netzwerk,

Ich war letztes Wochenende auf einer sehr interessanten Konferenz über Demokratiefähigkeit. Einer der Referenten fragte uns: Glaubt ihr an den mündigen Bürger? Vertraut ihr in die Kompetenz der Masse – oder sollten doch lieber Experten und Volksvertreter die wichtigen Entscheidungen fällen? Eine interessante Frage, die ich gerne an dich weitergebe.

Ich muss zugeben, dass mir zuerst lauter Situationen einfielen, wo Menschenmassen irgendetwas Extremes skandierten, wo Gruppen sich emotional gegen irgendjemanden oder etwas aufhetzen ließen, wo im Schutz einer Menge Menschen diffamiert wurden – oder schlimmeres. Der ganze kollektive Wahnsinn. Nein, dachte ich, so einfach glaube ich nicht an den mündigen Bürger. Der Referent – er heißt Marius Krüger – sagte dann den klugen Satz: „Ambivalenz drückt sich immer in Passivität aus.“ Anders gesagt: Wer auch nur zu einem Teil denkt, dass Bürger nicht besonders mündig oder kompetent sind, wird sich auch nicht mit aller Kraft für Demokratie einsetzen.

Das wollte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Ich dachte also weiter nach, warum ich Menschenmassen, Kollektiven und „Bürgern“ denn so wenig zutraue. Meine vorläufige Antwort (sicher nicht vollständig) war: Ich glaube an die Mündigkeit von Menschen, die ihren sexuellen Untergrund kennen. Denn alles, was unbewusst, tabuisiert und verschämt in unserem Untergrund gärt, macht uns manipulierbar. Im Verlauf der Konferenz benannte ich meinen eigenen Vortrag um, den ich am Ende der Tagung hielt: Von „Sexualität und Politik“ zu: „Warum eine erotische Kultur uns demokratiefähiger macht“. Ich sagte unter anderem: „Unbewusste, unerfüllte, frustrierte, tabuisierte, nicht erlaubte, überwältigende oder verunsichernde sexuelle Wünsche und Realitäten machen uns leichter manipulierbar und verführen uns leichter zu Ersatzhandlungen – wie Überkonsum, Aggression, Leistungsdruck, Prestigesucht, Macht.“ (Du kannst den Vortrag hier anhören.)

Wir haben dann versucht, zunächst in Frauen- und Männergruppen, dann gemeinsam zu erarbeiten, wie denn eine erotische Kultur aussehen könnte. Es war ein berührender Austausch, bei dem unser Zusammensein eine ganze Stufe näher und tiefer wurde.

Ich möchte als Studientext einige Sätze aus dem Buch der Wolfsfrau von Clarissa Pinkola Estés mit dir teilen. Das Buch ist immer noch ein Fundus für große Frauenweisheit aus vielen Kulturen. Speziell zu diesem Thema möchte ich Baubo und Demeter das Wort geben. Ihr unflätiges Lachen ist für mich Teil einer heilsamen, erotischen Kultur.

Wer sich tiefer mit dem Thema „Heilung der Liebe“ beschäftigen möchte, dem empfehle ich den deutschsprachigen Onlinekurs aus Tamera – mit Sabine Lichtenfels, Phoebe Andrea Regelmann und anderen aus dem Team der Liebesschule.

Herzlich

Christa

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