Terra Nova

Glück ist Geborgenheit in Größerem – Vertrauensbildung in Gemeinschaft

von Dieter Duhm

Die Erfüllung des Lebens hängt auch davon ab, welche Antwort ich geben kann auf die Frage: Für was oder wen tust du das? Wenn die Antwort in überzeugender Weise auf etwas Größeres gerichtet ist als nur auf die eigene Person, könnte ein erfülltes Leben in Aussicht stehen. Persönliche Probleme brauchen eine höhere Ordnungsebene, um gelöst werden zu können. Eine solche höhere Ordnungsebene ist die Gemeinschaft. Gemeinschaft bedeutet Leben auf kommunitärer statt privater Basis. Vielleicht ist dies einer der radikalsten Paradigmenwechsel überhaupt: der geistige und moralische Wechsel von einer privaten Lebensführung zu einer kommunitären. Nur so können die Schutz- und Abwehrmechanismen, welche sich die Menschen unserer Zeit in ihrer isolierten Existenz angewöhnen mussten, langfristig abgebaut werden.

Das Projekt der Heilungsbiotope hat in seiner Entstehungsgeschichte einige massive Schicksalsschläge erlitten. Warum konnte die Gemeinschaft sie überstehen? Weil sie ein tragfähiges Energiefeld entwickelt hatte für den menschlichen Zusammenhalt. Die Teilnehmer waren bereits weit genug mit den Regeln kommunitärer Lebensweise vertraut, um nicht in individuelle Resignation abzurutschen.

Gemeinschaft bedeutet, andere Menschen wirklich kennenzulernen und zu sehen, wer sie wirklich sind. Wir geraten nach und nach in jene menschliche Welt, die hinter unseren Filmen und Fassaden liegt. Hier wirken die echten Begegnungen von Zentrum zu Zentrum, von Wahrheit zu Wahrheit, aus denen das echte Vertrauen hervorgeht. Vertrauen ist die ursprünglichste und wirksamste aller Heilkräfte. Die allererste Aufgabe einer Gemeinschaft ist deshalb die Herstellung von Vertrauen unter den Teilnehmern. Ahnt man, was das bedeutet? Weiß man, wie viele Keile in der patriarchalen Geschichtsepoche zwischen die Menschen getrieben worden sind: zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kinder, zwischen jung und alt, zwischen Völker und Kulturen? Die Aufgabe, das verlorene Urvertrauen wieder herzustellen, ist gleichbedeutend mit der Aufgabe, im genetischen Code der Menschen ganz neue Informationsketten zu aktivieren. Alte Verhaltensmuster müssen verlassen und durch neue ersetzt werden. Es ist ein Lernvorgang ohnegleichen. Aber hat Elisabeth Kübler-Ross nicht recht, wenn sie sagt, dass alle Lernprozesse im Leben letztlich darauf hinauslaufen, die Liebe zu lernen? Und sollten wir das nicht können? Vergrößern wir einmal unseren Abstand zu dieser Frage. Die Menschheit hat Raumstationen im All gebaut, selbstlenkende Geschosse erfunden, den genetischen Code entschlüsselt und mit Nano-Kanonen auf Krebszellen geschossen – sollte sie nicht auch in der Lage sein, mit gleichem Einsatz und gleicher Beharrlichkeit ihre inneren Themen zu lösen?

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