Von Dieter Duhm
Die Wunderkraft von Jesus lag in seiner Gottverbundenheit. Seit langem weiß ich, dass es sich hierbei um eine Lebensform handelt, die im Prinzip für alle Menschen gilt. Gottverbundenheit ist die Verbundenheit mit der Heiligen Matrix und mit der Liebe zu allem, was lebt.
Wenn wir heute ernsthaft versuchen, unsere sozialen, sexuellen, ökologischen Strukturen an der Heiligen Matrix zu orientieren, dann treten wir ein in die Nachfolge Jesu im Sinne einer Fortsetzung und Weiterführung seiner Arbeit. (Man muss bei dem Wort „Nachfolge“ nicht nur an Jesus denken, denn es gab in der Geschichte aller Kulturen und Kontinente auch andere Gestalten, die als Vorbilder für Gottverbundenheit dienen können.)
Es geht heute nicht nur um individuelle, sondern vor allem um die globale Transformation. Aber es geht eben auch um die individuelle. Das Thema der individuellen „Auferstehung“ ist eng verbunden mit der Öffnung des Einzelnen für die Einheit der Schöpfung, die Heiligkeit des Lebens und die Ewigkeit der Liebe. Das ist das wiedergefundene Urvertrauen, eine fundamentale Herzöffnung, eine Auflösung unseres Angstpanzers und eine endgültige Auflösung unseres traumatischen Knotens.
Wir dürfen wissen, dass diese Glücksverheißung als reale Möglichkeit in unseren Leibern, unseren Organen und Genen angelegt ist. Das sind nicht nur Fähigkeiten einzelner spiritueller Zauberkünstler, sondern Qualitäten und Potenziale, die zur Mitgift der ganzen Menschheit gehören. Damit so ein Vorgang dauerhaft und für viele ablaufen kann, bedarf es einer gut funktionierenden und ethisch hochstehenden Gemeinschaft. Nicht nur einzelne Menschen, sondern alle kommenden Zentren und Gemeinschaften werden in das Wunder der Nachfolge und der Auferstehung treten, denn anders könnten sie gar nicht überleben.
Bei Jesus musste sich die Gottverbundenheit bewähren im gefährlichen Konfliktfeld zwischen Römern, Zeloten und Priestern; er stand unter realer Lebensgefahr.
Bei uns muss sie sich bewähren angesichts der unfassbar schlimmen Dinge, die überall in der äußeren Welt geschehen, und angesichts der heftigen Tumulte, Begierden, Ängste und Emotionen in uns selbst. Von beiden Seiten her drohen Einbrüche von Ohnmacht, Kleingläubigkeit und Vergeblichkeitsgedanken.
Man muss beide Seiten kennen, um ermessen zu können, was heute Glauben bedeutet. Wir werden an den Erfolg unserer Arbeit im Sinne eines globalen Heilungsfeldes glauben können, wenn wir bei vielen alltäglichen Konfliktsituationen in uns selbst die Bewährungsmacht der Gottverbundenheit erfahren haben.
Jetzt, da die alten Mauern rissig werden und die Herzplatten fallen, die inneren Antriebskräfte nicht mehr gegen Wände rennen und neue Möglichkeiten von Verständigung und Konvergenz sichtbar werden, können wir uns unserer alten Schutz- und Trutzburgen entledigen und aneinandererkennen, wer wir sind. Erkennende Liebe, glückliche Tränen eines großen Déjà-Vu.
Wir beginnen zu verstehen, was mit Eros gemeint ist. Noch einmal neu können wir den Satz aussprechen: „Und Adam erkannte sein Weib.“ Das ist der Beginn des neuen Zeitalters. Deshalb konnten wir in unserem Haus in Schwand die große Tafel anbringen mit der Inschrift: Die ganze Biosphäre beginnt zu jubeln, wenn die ersten Menschen eine Liebe gefunden haben, die nicht mehr gebunden ist an Bedingungen.
Auferstehung des Leibes: Sie beginnt mit dieser Liebe.