Terra Nova

Gemeinsames Studium: Es geht nicht um Corona / 2

Wir laden dich ein zum gemeinsamen Studium. Hier folgt der zweite Teil des Textes von Dieter Duhm. Darunter kommen einige Fragen. Darunter füge bitte deine Kommentare, Fragen, Gedanken und Rückmeldungen ein.

Forts.:

Einige Aktivisten aus unseren eigenen Reihen, die in verschiedenen Notgebieten gearbeitet haben, waren dem globalen Schmerz nicht mehr gewachsen, sie wurden krank oder depressiv. Ärztliche Diagnosen wie Depression, Krebs oder andere haben in diesem Zusammenhang keinen rechten Sinn mehr, denn es geht längst nicht mehr nur um individuelle Probleme, sondern um eine Pandemie der globalen Verirrung. Es geht auch nicht mehr um Appelle, um Wünsche und Hoffnungen, es geht um eine Handlung, welche den Planeten verändert. Eine Handlung, welche die Information der Heilung in die Welt bringt. Die Erde braucht eine neue Information, die menschliche Kultur braucht eine neue geistige Grundlage.

Vielleicht ist es Corona, wodurch für viele Menschen der Gedanke aufkam, dass es nicht mehr um Corona geht, sondern um eine neue seelische und geistige Grundlage des gesamten Lebens. Was ist das für eine Grundlage? Es ist ein neues geistiges Fundament für die Lebensbereiche von Natur, Eros und Religion. Wer in dem einen Bereich das Fundament gefunden hat, hat es auch im anderen gefunden, denn alle Lebenskräfte sind in derselben Quelle miteinander verbunden.

Wir weigern uns beharrlich, religiöse Dinge anzusprechen. Aber was geschah vor einigen Jahren, als der Papst Franziskus nach Rio de Janeiro kam? Zwei Millionen junge Menschen hatten in Schlafsäcken an der Küste übernachtet, um die Botschaft nicht zu verpassen. Ähnliches habe ich auf einem Pfingstfest im französischen Taizé erlebt, als Tausende junger Menschen dicht an dicht ihre Zelte aufschlugen, um die Botschaft von Frère Roger zu hören und in diesem Geist eine Woche zusammen zu leben. Es war eine schöne Woche. Das waren in beiden Fällen keine konfessionell gebundenen Gläubige, sondern schlicht und einfach bewegte Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.

Wir brauchen ganz offensichtlich eine neue geistige Verankerung unserer Existenz in etwas Höherem. Das ersehnte Glück ist die Geborgenheit in Höherem. Das Höhere: das ist eine Verlagerung unserer seelischen Grundlage auf diejenige Ebene, aus der alles Leben, alle Liebe und alle Heilung kommen, aus der wir alle hervorgegangen sind und der wir alle angehören. Wir brauchen eine planetarische Antwort, eine neue Antwort auf die Frage der Liebe und des Lebens auf der Erde. Eine Antwort, wo sich unsere Kinder wohlfühlen, aber nicht nur unsere eigenen, sondern auch die, die heute auf der Flucht sind, weil ihr Haus bombardiert und ihre Heimat zerstört worden ist.

Und diese Antwort gibt es, sie existiert im Bauplan der Schöpfung und offenbart sich gelegentlich in den Wundern der Nächstenliebe und des Vertrauens, manchmal auch in Nahtoderfahrungen oder Wunderheilungen. Es gibt in der Welt eine universelle, göttliche Lebensordnung, die überall auf Einheit, Liebe und Heilung angelegt ist. Ich habe sie in meinem Buch beschrieben als die Weltordnung der „Heiligen Matrix“. Wo Menschen sich in dieser höheren Lebensordnung begegnen, da entsteht ganz von selbst – Liebe. Wir haben gesehen, wie zwei Liebende in einem unauflösbaren Konflikt waren und dann die Frau ihrem Konfliktpartner die Hand reichte. Auf einmal verwandelte sich der Seelenkrieg in Liebe. 
Es sind tatsächlich Liebeskräfte, welche das Tor öffnen. Egal ob sinnliche, seelische oder spirituelle Liebe – wenn es sich um Liebe handelt, wirkt darin immer eine göttliche Dimension der Weltenseele. Darf ich sentimental werden? Kennen wir noch das Erlebnis der ersten Berührung von zwei verliebten Händen, und dann das Erlebnis des ersten Kusses? Dieses Urerlebnis von Glück und Akzeptanz! „Diesen Kuss der ganzen Welt!“ hat Schiller in seiner Hymne an die Freude ausgerufen. 
Man ahnt ja kaum noch, welche fundamentale Bedeutung die Liebe im Leben ALLER Menschen hat, sie ist die Essenz aller guten Dinge. Da hatte meine portugiesische Freundin vollkommen recht. Da ist etwas in uns, was so tief auf Freundschaft angelegt ist, auf Solidarität und Gemeinschaft, auf Brautnacht und ewige Liebe. Wir erleben es intim in kurzen Begegnungen und Zusammenkünften, wir erleben es manchmal so tief, dass wir es für immer bewahren möchten. Und doch verlieren wir es immer wieder, bis wir uns – oft an der Grenze des Todes – wieder daran erinnern. Warum konnten wir es noch nicht im realen Leben verwirklichen? Weil die Menschheit in einem mehrtausendjährigen Krieg fast alles zerstört hat, was sie einst geliebt hat. Wo Liebe war, ist Hass entstanden – und dennoch steckt hinter fast jeder Aggression ein urkindlicher Wunsch nach Liebe.
Als ich in Niederbayern auf einen Bauernhof kam, empfing mich das aggressive Gebell eines Schäferhundes, der in einem Käfig eingesperrt war. Da ich nie Angst vor Hunden hatte und die Tür nicht verschlossen war, ging ich hinein, um den Hund zu begrüßen. Da sprang er an mir hoch, umarmte mich heftig und wollte nicht mehr loslassen. Es war pure Liebe.

Es genügt nicht mehr, alternative Lebensformen wie damals auf dem Monte Veritá aufzubauen, denn die zerbrechen an dem ewigen Bandwurm der unterschwelligen menschlichen Konflikte. Zu oft hat sich dieses Spektakel in allen Gemeinschaften und Bewegungen wiederholt, und meistens ging es dabei um das allgegenwärtige Thema Nummer Eins mit allen seinen Folgeerscheinungen von Eifersucht, Gewalt, Verlassenheit und Verzweiflung – ein Thema der ganzen heutigen Menschheit. Kein IS-Soldat hätte jemals einen Menschen getötet, wenn er in einem liebenden Elternhaus und in einer gesunden sozialen Umgebung aufgewachsen wäre .
Es kann auf der Erde keinen Frieden geben, solange in der Liebe Krieg ist. Wenn dieser Krieg irgendwo auf der Erde endgültig beendet wird, entsteht in unserem kosmischen Kaleidoskop ein völlig anderes Bild unseres Lebens auf der Erde. Unser Freund Arkan Lushwala (ursprünglich ein Altarhüter aus Peru) hat geschrieben: „When a woman and a man heal their relationship they are healing the environment, because they are bringing back the balance of the fire and water on Earth.“ (Wenn eine Frau und ein Mann ihre Beziehung heilen, dann heilen sie die Umwelt, denn sie bringen das Gleichgewicht von Feuer und Wasser auf die Erde zurück.) Und Vincent van Gogh hat schlicht und einfach gesagt: „Da wo die Liebe neu geboren wird, da wird das Leben neu geboren.“ 

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Wir laden dich ein, den Text sorgfältig zu lesen. Vielleicht stellst du dir die folgenden Fragen dabei:

Siehst du bereits Teile eines geistigen Fundamentes, auf dem eine neue Kultur entstehen könnte?

Obwohl die Liebe das Tiefste ist, was wir erleben können, verlieren wir sie immer wieder – wie es im Text heißt. Was brauchen wir, um uns immer wieder an die Liebe zu erinnern?

Kannst du nachvollziehen, warum eine geheilte Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau die Umwelt heilen kann?

Danke für all eure Beiträge!

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