Terra Nova

Editorial Terra Nova vom 7.12.24

«Let the heaven be reflected by the earth, Lord, then the earth will turn into heaven.» Sufi-Lied

Liebes Terra Nova Netzwerk,

die verschiedenen Beiträge und Inspirationen, die ich euch heute schicke, haben alle mit den Themen Friede, Angst und Vertrauen zu tun. 

Und der erste auch mit Geld: Gerade hat sich meine kleine Gemeinschaft getroffen, um unsere gemeinsame Ökonomie zu organisieren. Alles, was wir verdienen, ob privat oder als Gruppe, geht in eine gemeinsame Kasse, und alles, was jemand von uns ausgibt, kommt auch aus dieser Kasse. Unser Unternehmen gehört uns gemeinsam, wir müssen auch nicht die Arbeitsstunden aufschreiben, die wir leisten, bezahlen uns nicht und vergleichen auch nicht, wer sich wie viel Geld aus der Kasse nimmt. Wir haben bei Ausgaben, Verdienst und Vermögen das Ich durch ein Wir ersetzt.

Für eine Gemeinschaft ist das das Praktischste und spart Ressourcen, Ausgaben, Ärger. Gleichzeitig merkt man, wie durch diese Entscheidung Ängste und andere Unsicherheiten getriggert werden. Die ersten Schritte sind ein bisschen, wie auf Glatteis gehen. Kein Wunder, die ganze Gesellschaft, alle Gesetze, Steuern und auch unsere Denkgewohnheiten beruhen auf dem Konzept von Mein und Dein, das wir hier in Frage stellen. Doch dann entspannt sich etwas im Inneren – so ging es mir jedes Mal, wenn ich eine Gemeinschaft mit gemeinsamer Kasse eingetreten bin: Ein tiefes Aufgehobensein beginnt. 

Wie wir das rechtlich und steuerlich, aber auch menschlich organisieren, dazu haben wie uns von einem sehr gemeinschafts-erfahrenen Menschen beraten lassen: Heinz Ulrich Eisner lebt seit dreißig Jahren in Kommunen und Gemeinschaften, jetzt im ZEGG, und berät Gemeinschaften dabei, gemeinsame Ökonomie einzuführen. Für ihn ist das mehr als ein symbolischer Akt zur Überwindung des Kapitalismus, es ist ein Lernfeld im kleinstern Nahfeld, durch das wir die Mechanismen von Profitorientierung, künstlichem Mangel und Misstrauen auflösen lernen und durch Solidarität und Kontakt ersetzen. Er sagte uns: „Geld ist eine künstlich geschaffene Illusion von Autonomie – es ersetzt Kommunikation und Kontakt und lässt uns denken, wir brauchten einander nicht.“ Und: „Wir können gemeinsame Ökonomie einführen, weil es politisch relevant ist. Das funktioniert auch. Aber wirklich nachhaltig wird so ein System nur, wenn wir eine tiefe Herzensentscheidung treffen, nämlich: Ich will mit dir teilen. Dann wird alles einfach.“ Und: „Eine Gemeinschaft kann mit verschiedenen Chakras miteinander verbunden sein: mit dem geistigen Chakra, mit dem Herzchakra, auch mit dem sexuellen Chakra. Die materielle Verbundenheit ist für mich das Wurzelchakra, und das erzeugt eine sehr tiefe gemeinsame Kraft.“

Letztlich ist es die Entscheidung von Angst zu Vertrauen, von Misstrauen zu echter Solidarität. Ich lade euch ein, das Gespräch zu hören, das ich mit Heinz für den Terra Nova Podcast gemacht habe. Auch wenn ihr nicht in Gemeinschaft lebt, inspiriert es euch vielleicht dabei, Teil-Räume zu erzeugen, geldfreie Beziehungen, Schenkkreise oder andere Ideen, die unseren allzu ängstlichen und privaten Umgang mit Geld zu durchbrechen.

Außerdem schicke ich euch einen Beitrag von Monika Alleweldt, den sie für die Schweizer Zeitschrift Blatt geschrieben hat: Frieden ist eine (latente) Realität. Sie beschreibt darin ihre eigene Geschichte und was ihr Tamera bedeutet. Ich fand es sehr berührend und echt.

Weitere Inspirationsquellen: Den Ring der Kraft sowie die Tagebücher von Sabine Lichtenfels aus Kolumbien und ein recht neuen Text von mir: Keine Angst vor der Angst! 

Schaut euch auch weiter unten die weiteren Informationen und Einladungen an, vielleicht ist etwas für euch dabei.

Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit!

Von Herzen

Christa

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Ich will mit dir teilen – der Terra Nova Podcast

Im Gespräch mit Heinz-Ulrich Eisner

Im neuen Terra-Nova-Podcast spreche ich mit Heinz Ulrich Eisner über gemeinsame Ökonomie in Gemeinschaften – und wie eine Gruppe zur kleinen revolutionären Zelle werden kann, indem sie ihre eigenen unbewussten Strukturen von Angst und Gier bewusst macht und herausfordert.
 

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«Frieden ist eine (latente)Realität» – oder: Was bedeutet mir Tamera?

Monika Alleweldt
Monika Alleweldt

Ein Gastbeitrag von Monika Alleweldt zu «Tamera»: für DAS BLATT vom Dezember 2024

Auf die Frage «Wer ich bin?» antworte ich mal, wie man so antwortet: auch wenn ich immer weniger weiß, wer ich wirklich bin. Mein Name ist Monika Berghoff. Alleweldt ist mein Mädchenname. Seit einigen Jahren habe ich ihn wieder angenommen: als meinen Künstler- und Autorinnen-Namen.
Mein Vater wurde in Kanada geboren. Seine Eltern waren aus Deutschland dahin ausgewandert, um ein neues Leben zu beginnen. Meine Mutter wurde in der heutigen Ukraine geboren. Ihr Vater stammte aus einer Familie von „Wolgadeutschen“ und musste unter Stalin aus Tiflis fliehen. Ihre Mutter war Russin. Beide Familien kamen zum Teil auf abenteuerlichen Wegen mitten im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück. Die Träume von einem neuen Leben in der Ferne waren ausgeträumt. 

Ich bin im Nachkriegsdeutschland in der Zeit des Kalten Krieges aufgewachsen. Die Russen, so hieß es überall, waren die Bösen, die Amerikaner die Guten. So lernte ich früh, dass das, was öffentlich gesagt wurde, nicht immer wahr sein muss. Denn weder meine Mutter, noch meine Oma waren böse. Sie versuchten aber, ihre Herkunft vor den Leuten in unserem Dorf zu verbergen. Sie brachten uns nicht ihre Sprache bei, obwohl sie miteinander dauernd russisch sprachen und russische Lieder sangen. Beides aber nur, wenn wir Kinder nicht in der Nähe waren. Stattdessen brachte unser Vater uns Englisch bei, was aber nicht oft vorkam: denn er war selten zu Hause.

So ist mein Leben davon gekennzeichnet, dass sich in meinem persönlichen Erleben immer auch globale Ereignisse widergespiegelt haben. So wie das mein Name schon sagt … 

Ich habe Agrarwissenschaften studiert mit dem Wunsch, einmal helfend in der sog. Dritten Welt tätig zu werden. Doch ein erster Aufenthalt im „Entwicklungsland“ Guatemala im Rahmen meines Studiums, setzte diesem Wunsch ein jähes Ende. Ich erlebte hautnah, was Ausbeutung, Genozid und globales Unrecht bedeuteten. Ich begriff, dass ich als Entwicklungshelferin vielleicht hie und da Einzelnen das Leben erleichtern könnte. Aber das System als solches bliebe davon unberührt.

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