„Es gibt hunderte Arten, die Erde zu küssen.“ Rumi
Liebes Terra Nova Netzwerk,
Wir sind zum Jahreswechsel in der Nähe von Tamera, um uns gut für das neue Jahr auszurichten. Es ist eine stille Zeit hier, und in einzelnen Begegnungen und Zusammenkünften finden sich kleine und größere geistige Juwelen, die ich gerne aufhebe. So sagte eine Frau am Raunachtfeuer als einen ihrer Wünsche fürs nächste Jahr: „Krieg beenden, Frieden leben, in jedem Moment, so gut es geht“. Etwas in ihrer Stimme ließ aufhorchen – das war nicht nur eine Floskel, sie meint es ernst. Was das heißt… Frieden leben! – bei all den Herausforderungen, Konflikten, Prozessen, unabsichtlichen Beschämungen und Beleidigungen, die das Leben unter Menschen mit sich bringt.
In der Silvesternacht sagte jemand beim Rück- und Vorausblick sinngemäß: „Hinter Konflikten und Unfrieden steht oft die noch zu wenig ausgedrückte Liebe füreinander.“
Kann es so einfach sein? Dass wir Konflikt und Abgrenzung wählen, weil es uns zu herausfordernd vorkommt, unsere Liebe auszudrücken? Damit ist ja nicht nur gemeint, ein bisschen netter zueinander zu sein. Damit ist echter Kontakt gemeint – und der schließt Uns-Zeigen, Füreinander-Da-Sein, ehrliche Wertschätzung und auch solidarische Kritik ein. Und es geht noch weiter.
Einer der beeindruckendsten Menschen, denen ich im vergangenen Jahr begegnet bin, ist Eugen Drewermann, der streitbare Theologe. Seit einigen Tagen lese ich intensiv sein aktuelles Buch «Nur durch Frieden bewahren wir uns selber». In diesem Buch über die religiöse Grundlage der Gewaltfreiheit kommen die beiden Seiten seiner Kernaussage zu Wort: das Entsetzen über die immer brutalere Kriegsgeschichte – und die Existenz einer absolut wohlwollenden Gotteskraft. Eine Existenz, die wir Menschen hartnäckig verleugnen, wenn wir blind auf unsere angst-gesteuerten Illusionen reagieren. Was anders sollte diese göttliche Existenz denn sein als die Liebe selbst?
Im Kern des Buches steht die Aussage von Jesus in der Bergpredigt: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ (Mt 5,39). Kann das ernstzunehmen sein – für einen Einzelnen, sogar für einen Staat? Drewermann findet eine für mich neue und erhellende Erklärung für das Jesus-Wort, er beschreibt eine liebende Haltung für Konfliktsituationen, die ich als Studientext schicke.
Von Herzen wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr – und viel Mut beim mehr Liebe-Ausdrücken!
Christa
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