Terra Nova

Apokalypse: Auf- oder Untergang

Die Situation der Menschheit und ein möglicher Ausweg

Von Sabine Lichtenfels, Frühjahr 2020

Seit dem Ausbruch von Covid 19 sind wir trotz aller Versuche, zur Normalität zurückzukehren, in einem globalen Umbruch, wie er in dieser Form einmalig ist.

Die Coronakrise machte selbst für die größten Atheisten unter uns sichtbar, was als eine verborgene Wahrheit immer existent war: nämlich die Tatsache, dass wir als Menschheit ein Organismus sind, dass kein Land, keine Region, keine Religion getrennt von einer anderen existiert. Das Überleben der Menschheit und der Erde geht uns alle an. Es hat uns alle ins Staunen gebracht, wie sehr die ganze Menschheit auf einmal gleichen Anweisungen gefolgt ist, wie schnell sich Regierungen darüber einig waren, wie solidarisch und schnell alle mitgemacht haben. Ich frage jetzt nicht, ob das falsch oder richtig war, aber ich staune vor dem Wunder, dass es möglich wurde. Wer war das Steuerorgan in dieser Krise? Wer hat das angeordnet? Wir sehen die Licht- und Schattenseiten der Situation. Wir befinden uns mitten in der Apokalypse, das griechische Wort für Offenbarung. Das bedeutet Auf- und Untergang gleichzeitig.

Zunächst sehen wir die psychologischen Hintergründe von Covid 19.

Sie offenbaren uns, wie sehr die Menschheit in den letzten Jahrhunderten von der Angst gesteuert war und immer noch gesteuert ist.

Die Angst vor Ansteckung, die Angst, nicht genug zu bekommen, die Angst vor dem Feind. Viele sind so gesteuert von der Angst vor dem Tod, dass sie nie ihr wirkliches Leben leben. „Seit der Coronakrise lauft ihr äußerlich mit Masken herum, die ihr in eurem Innern sowieso dauernd getragen habt,erhielt ich in einer Meditation als humorvolle Durchsage. Es ist wie eine göttliche Komödie, die euch bittet, endlich zu erwachen! Im Äußeren gibt es fast keine Sicherheiten mehr – es kommt jetzt darauf an, die Sicherheit auf einer anderen Ebene wiederzufinden: in der Matrix des Lebens selbst. Sind wir bereit, Altes sterben zu lassen, es wirklich zu verabschieden, um dann Geburtshelfer zu sein für das Neue? Viele Prophezeiungen sagen: Das neue Zeitalter hat begonnen.

Immer mehr Menschen erkennen, dass wir nicht weiter kommen, wenn wir etwas in der äußeren Welt zum Feind erklären, das wir bekämpfen müssen; dass wir aber auch nicht weiter kommen, wenn wir uns den bestehenden Großsystemen einfach fügen. „Die Coronakrise Covid 19 ist euer Geschenk und eure Herausforderung,“ erhielt ich als innere Anweisung gleich in den ersten Tagen, als der Ausbruch des Virus bekannt wurde. Während sich die verschiedensten Spekulationen über die Urheberschaft des Virus ausbreiteten, war ich noch erfasst von dem Staunen darüber, wie sich neben dem menschlichen Schmerz, der Angst und dem Chaos ein enormes Aufatmen und mächtige Heilströme auf der Erde selbst ausbreiteten.

Heute ist es so still hier in Cusco, wie es seit der Zeit der Inkas nicht mehr war,“ schrieb ein befreundeter Heiler und Schamane aus Peru kurz nach Anordnung der Quarantäne. Was für manche eine Horrorerfahrung von Einsamkeit und existenzieller Angsterfahrung wurde, entpuppte sich für andere als tiefe Offenbarung des Lebens. Es offenbarte sich eine Vision, wie die universellen Selbstheilungskräfte der Erde uns zu einem notwendigen Umdenken zwingen möchten. Es wurde für viele von uns eine Offenbarung, wohin das Leben steuern möchte, wenn wir als Menschheit mitmachen. In„Terra Deva“ (ein Forschungsbereich in Tamera für die Kooperation mit Pflanzen und Tieren) kamen drei Bienenvölker zu uns zurück. Wir erlebten die Kraft der Gemeinschaft als enormes Geschenk. Das Bild dezentraler Heilungsgemeinschaften, wir nennen sie „Heilungs-biotope“ – Gemeinschaften, die gelernt haben in Kooperation mit der Erde zu leben – drängt sich so offensichtlich als ein zentraler Heilungsschritt für die Heilung dieser Erde auf, dass ich es manchmal nicht fassen kann, warum die Menschheit so lange braucht, um diesen wesentlichen Schritt zu erkennen und anzunehmen.

Wir sind herausgefordert, uns für eine Dimension des Denkens zu öffnen, die vielen von uns neu ist. Jetzt bekommt die Wahrnehmung dafür, dass das Leben in seinen Vorgängen auf Heilung ausgerichtet ist, eine existentielle Bedeutung. Immer wieder hörte ich die Botschaft der Erde: „Geht in die Stille, es gibt viele Heilungsbotschaften, die jetzt zu euch durchdringen möchten.“

Durch unsere Zusammenarbeit mit Friedensaktivisten in aller Welt und den Aufbau einer globalen Allianz für die Bildung von Friedensgemeinschaften auch in bedrohten Gebieten dieser Erde sind wir oft mit Menschen in Kontakt, die durch politische Umstände in täglicher Lebensgefahr leben. Wir sind immer wieder in so genannten Krisengebieten unterwegs und kommen mit Menschen in Kontakt, die unter täglicher Bedrohung oder in höchster Armut leben. Viele von ihnen hatten unter den gegebenen Umständen gar nicht die Möglichkeit, in Quarantäne zu gehen. Sie leben auf engstem Raum in absoluter Armut unter schwersten Bedingungen. Ich bin oft tief berührt davon, wie viel schneller sie in der Lage sind, sich gegenüber den helfenden Kräften des Lebens zu öffnen. Wie viel schneller hier Wahrheit, gegenseitige Unterstützung, Anteilnahme am Schicksal der anderen zur Selbstverständlichkeit wird. Wieviel schneller sie in der Lage sind, Schmerzen zu transformieren, zu feiern, zu weinen und zu lachen und eine solidarische Gemeinschaftsform zu entwickeln. Es war überraschend für mich zu sehen, wie wenig der Coronavirus an den Orten greifen konnte, wo eine solidarische Vertrauensgemeinschaft tief genug entwickelt war. Sie leben in Gebieten, wo die Verbreitung des Virus angeblich sehr hoch ist und viele Menschen sterben. Aber sie sind getragen von einem mächtigen Überlebenswillen und einer großen Vision. Es ist, als wären sie genau dadurch vor Ansteckung geschützt. Mir ist in diesen Kooperationsgemeinschaften bisher kein Fall bekannt geworden, wo jemand angesteckt wurde, obwohl sie unter ärmsten Verhältnissen leben und in ihrem Umfeld von vielen Krankheitsfällen berichtet wurde. Sie haben andere Themen, als gegen das Virus zu kämpfen.

Dieses System braucht immer Feinde. Nach dem 11. September wurde uns gesagt, dass die muslimische Welt unser Feind sei. Heute ist der „Feind“ unsichtbar. Er könnte uns an jeder Türklinke erwarten, in einem Kuss, jeder Umarmung oder sogar beim Atmen infizieren. Je extravaganter das neurotische Kino, das in unseren Köpfen spielt, um so leichter ist es für andere, uns zu kontrollieren und für ihre Interessen zu nutzen,“ schrieb Martin Winiecki in seinem Artikel „Das Antivirus“ über Corona.

Und ähnlich wie die meisten Menschen in ihren Gärten die so genannten Schädlinge mit Giften bekämpfen, so gehen wir im westlichen Denken auch gegen das Virus vor. Wissen wir noch, dass jedes sogenannte Virus Träger einer Information ist, die uns darauf hinweist, dass die Lebensumstände einer Korrektur bedürfen? Wenn eine ganze Tierart, z.B. dieDelphine, plötzlich erkrankt, suchen wir dann nach einem Virus oder erkennen wir, dass wir das Wasser so verschmutzt haben, dass sie darin nicht weiter überleben können?

Erkennen wir, dass eine Botschaft von Corona darin besteht, dass wir unsere äußeren Lebensumstände so zerstört haben, dass daran die Erde und mit ihr der Mensch zugrunde gehen wird, wenn wir jetzt diese Lebensumstände nicht gründlich korrigieren?

„Weil wir glauben, die Gefahr sei außerhalb von uns, versuchen wir uns, vor ihr zu schützen, und handeln dabei oft auf eine Weise, die genau die Gefahr verstärkt, vor der wir uns zu schützen versuchen. (…) In dem Maß, wie wir uns unbewusst von Angst steuern lassen, werden wir anfällig für Manipulation. Wenn Millionen von Menschen ihre Schatten auf andere projizieren, beschwören sie die Gefahr herauf, der sie zu entkommen suchen,“ schreibt Martin Winiecki weiter in seinem Artikel.

Was aber ist mit der höheren Lebensordnung, der Heiligen Matrix und dem kosmischen Heilfeld? Hinter jeder Krankheit verbirgt sich eine Heilungsinformation. Sie ist wie der Buchstabe in der lebendigen Bibliothek des Lebens, den wir entschlüsseln und verstehen können. Heil werden heißt, sich für die Heilungsbotschaft zu öffnen, die aus dem Ganzen zu uns durchdringen möchte, die Information einzulassen und den Fehler zu korrigieren. Corona sagt zur Menschheit: Finde den Weg zurück in die Matrix des Lebens! Wir werden gebeten, die Angst, die unsere Gesellschaften steuert, in uns selbst zu erkennen und zu drehen. Damit es zum Gelingen kommt, ist es wichtig, dass erste Menschen bereit sind, sich ganz zum Kanal zu machen für diese heilenden Energien.

Der Sonnenpriester

Ein junger Sonnenpriester aus Ecuador – Naupani Puma – ging aufgrund einer inneren Anweisung dreimal auf einen Pilgerweg. 2007 machte er sich auf den Weg um die Erde. Der Bezugspunkt war für ihn die Sonne. Sie ist für ihn das Zentrum allen Wissens, aus dem er seine Anweisungen empfängt. Für ihn ist es „Vater Sonne.“ Sein erster Pilgerweg war der Heilung der Erde gewidmet. Den zweite Weg ging er für die Heilung seines Volkes und die Heilung Südamerikas. Der dritte Weg führte zu seinem eigenen Selbst.

Dem jungen Sonnenpriester wurde eine Vision für die Heilung der Erde geschenkt. Die Erde zeigte ihm, wie wir als Menschheit die Erde bewohnen können, um zu heilen. Der zweite Weg konfrontierte ihn mit den traumatischen Wunden seines Landes. Und auch hier konnte er den Weg der Heilung sehen. Dies gab ihm eine enorme Durchhaltekraft, viele Hindernisse zu überwinden. Der dritte Weg führte ihn ins eigene Selbst. Obwohl diese Pilgerschaft durch die Anden die kürzeste von allen drei Wegen war, wurde es für ihn doch der Weg der größten Herausforderung. Er kam in tiefen Nebel und verlor den Weg aus den Augen. Er sah dem Tod ins Auge, bis schließlich ein Adler vor ihm landete und seinem Kopf nach rechts wendete. Das war für ihn die Botschaft, dieser Weisung zu folgen, und in vollem Vertrauen wendete er sich nach rechts und lief weiter. Dies brachte ihn zurück auf den Weg, den er verloren hatte. Ich empfinde dies als Botschaft, die uns alle angeht. Es ist eine Botschaft an uns Menschen. Ist es nicht bewegend, einen jungen Inkapriester zu sehen, für den es selbstverständlich ist, dass er vom Zentrum des Universums, von der Sonne, alle Antworten bekommt, die er braucht? Der dann auf einen Adler trifft, der ihm den Weg weist und ihm so das Leben rettet? (Der Adler steht in den meisten Traditionen für die Kraft der Vision.) Welche Macht des Vertrauens ist dazu notwendig? Wie hängen hier innere Wirklichkeit und äußere Welt zusammen? Normalerweise denken wir als westlich aufgeklärte Menschen über das Weltbild des Inkapriesters, es handle sich um ein veraltetes animistisches Weltbild. Was, wenn sich dahinter bereits verborgen das holistische Weltbild verbirgt, das Wissenschaftler heute immer mehr als Realität erkennen?

Erkenne dich selbst

Wenn wir uns dem eigenen Innern zuwenden, erkennen wir, dass alle Krisen, mit denen wir im Äußeren konfrontiert werden, eine Ursache in uns selbst haben. Hier finden wir auch die Antworten für ihre Heilung. Wir kommen alle an Punkte, wo wir das Vertrauen und das Wissen um unseren göttlichen Ursprung verloren haben. Es setzt eine Identifizierung mit unserem Schmerz ein, die es uns besonders schwer macht, mit dem Ganzen verbunden zu bleiben und die Antworten zu hören, die aus dem Weltenganzen zu uns vordringen möchten. In einer meiner Morgenandachten im Dialog mit der göttlichen Welt erhielt ich folgende Antwort auf meine drängenden Fragen:

„Du fragst, warum es immer wieder so schwierig ist, bei MIR zu bleiben?
Bist du bereit, sehr still zu werden und die ungewöhnliche Antwort zu hören?

Die volle Antwort braucht bereits eine ungewöhnlich präsente Verfassung. Darin liegt bereits eine der Schwierigkeiten. Da, wo für dich die größte Schwierigkeit liegt, da liegt sie auch für MICH. In diesem Sinne hält dir die göttliche Welt immer einen Spiegel deiner selbst vor. Du wirst fragen: hat denn Gott so wenig Macht? Hat er denn keine Macht, mich aus meiner Verzweiflung herauszuholen, wenn ich darin stecke, oder mich aus meiner Sackgasse zu befreien, wenn ich mich in ihr verirrt habe? Ja, die göttliche Welt hat so wenig Macht über dich, wenn du sie nicht ganz zu dir holst. Sie hat aber die volle Macht, wenn du voll mit ihr verbunden bist.“

(Aus: Quellen der Liebe und des Friedens, Sabine Lichtenfels, Verlag Meiga)

Persönlich kenne ich die Erfahrungen einer Pilgerschaft, wo sich äußere und innere Wirklichkeit miteinander verbinden, sehr intim, denn ich selbst bin verschiedene Pilgerwege gegangen. Der drohende Krieg im Iran führte mich im Jahr 2005 auf eine Pilgerschaft von der Schweiz bis nach Israel. Mit dem Motto: „Ein Friedensdorf statt einem Panzer“ machte ich mich auf den Weg – im vollen Vertrauen, dass ich das erhalten würde, was ich brauchte. Ich lief mit der inneren Aufforderung, im eigenen Inneren jede Art von Kriegsgedanken und Angstgedanken zu transformieren und die innere Matrix des Vertrauens zu finden. Ich lief mit dem Innenbild, dass ich ein Holon bin, und jede Drehung, die ich im Innern vollziehe, auch im Äußeren eine Drehung bewirken kann, die in Richtung Heilung geht. „Du musst dein positives Gedächtnis wiederfinden, das vor dem Schmerz liegt, vor jeder Form der Angst und vor der Gewalt,“ das war eine innere Anweisung, die ich erhalten hatte und die mir bis heute in der Friedensarbeit Orientierung gibt. „Keine Person auf der ganzen Erde wird zu ihrer Selbstverwirklichung kommen, ohne dass sie es lernt, sich mit dem Ganzen zu verbinden, und das Ganze verwirklicht sich in allem, wenn ihr es erlaubt. Hier liegt der Weg der Heilung.“

Kritische Stimmen aus dem Innern

Auf dem Weg der Erkenntnis und bei dem Versuch zu verstehen, wer wir selbst sind, sind wir vielen geistigen Irrtümern erlegen. Wir kennen die Fallen der Identifikation mit unserem persönlichen Schmerz, mit unserer Verlustangst, unserem Unglauben, die uns immer wieder aus der Bahn werfen.

Schau dich doch um in der Welt – schau in die Grausamkeit der Menschheit, Naturkatastrophen, die Grausamkeiten in der Tierwelt – da gibt es keinen liebenden Gott. So lautet die Antwort, mit der uns unser aufgeklärtes Ich täglich konfrontiert.

Und überwältigend ist die ungewöhnliche Antwort, wenn ich sie erlaube.

Der Mensch hat den Kriegsgott erschaffen – aus dieser erschuf sich eine mächtige Realität für Mensch und Natur. Jetzt kommt es darauf an, diesen Irrtum zu erkennen und zu durchdringen, bis auf den Grund. Und auf dem Grund findest du die „andere Realität“ – die heilige Matrix, den Urgrund der universellen Liebe. Diese Essenz des Lebens existiert wie eine Art Paralleluniversum, eine heilige Matrix, die in sich unverletzt ist. Sie war immer da – jetzt müssen wir diesen Urgrund wieder finden. Ganz. „Erst dann wirst du dich selbst erkennen können, wer du wirklich bist, in deiner holistischen, allumfassenden Realität.“

Ich kann mich gut erinnern, wie mir in Cusco einer meiner indigenen Lehrer in einem heiligen Tempel eine Portion San Pedro reichte und mich allein ließ.

Da saß ich tief versunken – es begann zu blitzen und zu donnern, ich saß im strömenden Regen. Meine Person, die ich normalerweise als „ich“ erfahre, zog sich immer mehr zurück. Gleichzeitig erfuhr ich meinen ganzen Leib als Bewusstseinszentrale, Urerinnerungen der heiligen Sexualität stiegen in mir auf, ich sah die ursprünglichen indigenen Gemeinschaftsformen vor mir, tief verbunden mit der Kraft der Erde und der Sonne, beheimatet im All. Mein Leib und der Leib der Erde wurden zu einem Leib, und ich hatte den Eindruck, dass ich alles in meinem Bewusstsein abrufen konnte, je nachdem wohin ich meine Konzentration richtete. Aus der Welt strömte mir ein umfassendes Ich entgegen, und ich war Teil davon. Noch heute trage ich diese Erfahrung als wertvollen Schatz in meinem Herzen.

Erkenne dich selbst, stand bereits über dem Orakel von Delphi. Jeder Mensch, der diesem Hinweis ernsthaft folgt, endet in der Selbsterkenntnis der göttlichen Realität. Ich und Welt sind eines. Ich und Gott sind eines. Es ist, als wolle sich die Realität der göttlichen Welt durch uns selbst erkennen als ein immer umfassenderes „Ich“, bis das Welten-Ich und das persönliche Ich wieder zu einem werden. Auf diesem Weg sind wir durch viele Sackgassen und Irrtümer gelaufen. Menschheitlich sind wir alle geprägt von der gleichen Wunde. Wir haben unsere positive Einbettung in die universelle Gemeinschaftsform der großen Lebensfamilie verloren. Wir haben das Vertrauen insgesamt verloren. Die Vorstellung vom Individuum entwickelte sich zu einer Vorstel-lung von der Eigenständigkeit einer Person, die getrennt vom Ganzen ihren Weg geht. Wie sehr in Wahrheit jedes Individuum von den Konditionierungen der Gemeinschaft und Gesellschaft, in der es aufwächst und erzogen wird, geprägt ist, wird dabei meistens übersehen. Man hält für „Ich“, was nicht ich Ichist. Es ist ein konditioniertes Wesen, das grundsätzlich von der Angst gesteuert wird

In frühgeschichtlichen Kulturen gab es so gut wie keine Trennung im Bewusstsein zwischen Ich und Welt. Jeder Stamm hatte ein kollektives Selbstbewusstsein, der Stamm fühlte sich wie ein Organ im Ganzen, und es war selbstverständlich, dass sie ihre Aufgabe im Weltenganzen hatten. Es gab eine Art positives kommunitäres Ich. Heute kennen wir den Kollektivkörper eines Volkes fast nur noch in seiner negativen Form. Die gesamte Entstehung imperialer Reiche und Nationen ist ja schon daraus hervorgegangen, dass wir aus unseren ursprünglichen Gemeinschaften herausgerissen wurden und in künstliche Machtsysteme eingepresst wurden. Wir wurden gezwungen, uns kollektiven Systemen anzupassen. In diesem Zusammenhang wurde der natürliche Weg der Individuation entfremdet. Es entstand die Vorstellung von einem Individuum, von einer Person als etwas vom Ganzen Getrenntes. Die Einbettung ging verloren. Über Jahrhunderte sind wir einem falschen Selbstbild gefolgt – wir hielten uns für Persönlichkeiten mit großer Intelligenz. Das Ich wurde zu einer getrennten Wirklichkeit: hier das kleine Ich, eine Ansammlung von Schmerzerfahrungen und Eigenwillen – dort eine bedrohliche Welt.

Die individuelle Vorstellung, die wir heute alle als Bewusstseinsmuster in uns tragen, folgte den Vorstellungen der Angst und der Trennung. Hier liegt der fundamentale Irrtum. Und jeder von uns, der diesen Weg nach innen in die Tiefen des eigenen Selbst geht, wird irgendwann konfrontiert mit einer tief eingegrabenen Schmerzerfahrung, wo sich unser Selbstbewusstsein getrennt hat von der göttlichen Realität, wo wir uns nicht mehr aufgehoben fühlten in den Armen eines Universums, das uns doch vollkommen geborgen hält. Jedes Individuum trägt ein solches Urtrauma ins sich. Der Weg nach innen wurde zu einem Labyrinth von seelischen Konflikten, die aus der Trennung entstanden sind. Bis wir zurückkehren, dieses Mal als bewusst erwachte Menschen zu dem göttlichen Bewusstsein.

Es ist ein merkwürdiger Koan. Einerseits sind wir in den letzten Jahrhunderten einer Identifizierung mit der Person erlegen, die wir jetzt durchschauen und verlassen müssen. Man kann sagen, unsere ganze Kultur basierte auf einem Ego-Wahn. Die Egokultur war eine Kultur von Masken und Tarnungen, wo man etwas zu sein glaubte und nach außen zeigte, was man nicht ist.

Andrerseits fordert die neue Welt uns heraus, „Ich“ zu sagen – bewusst, klar, wahr und ohne Tarnung. Ein Mensch, der sich wieder mit dem All-Bewusstsein verbindet, ist nicht mehr regierbar. Aber dieses Ich ist ein anderes Ich – es spricht aus der bis ins Innerste vorgedrungenen Bewusstwerdung der göttlichen Realität in uns selbst. Es spricht aus der Verbundenheit mit der Schöpfung als Ganzes. Es weiß, dass wir alle in demselben Urgrund verankert sind.

Hier ist das Bewusstwerden unserer Selbst und die Rückkehr in die göttliche Führung eines – und der Gott, den wir suchen, liegt nicht in einer äußeren Religion, sondern in uns selbst als Matrix der Wahrheit, der Liebe und des Vertrauens.

Die Erde ist lichtdurchflutete Metaphysik

Die Wahrnehmung für das göttliche Selbst kommt zu mir immer dann, wenn etwas in mir wirklich still geworden ist. Sie kommt aus einer mächtigen Gegenwärtigkeit für das, was ist. Sie liegt jenseits von Raum und Zeit. Es ist eine Kraft, die alle Wandlungen umfasst und hinter allen Dingen liegt. Es ist das erwachende Bewusstsein selbst. Und gleichzeitig ist es eine sehr reale Erfahrung, sie dringt vor bis ins tiefste Zellgedächtnis. Frei von Kommentaren, Zweifeln, Ängsten steigt die antwort-gebende Kraft aus dem geöffneten Herzen auf. Aus dieser mächtigen Gegenwart kommt „es“ aus der Stille wie eine Anweisung: Nimm erst einmal wahr, dass „Ich“ existiere. Dieses Ich ist aber kein Subjekt hinter den Dingen, es icht quasi als Bewusstheit durch alles Seiende hindurch. Es ist, als würde die Kraft der Liebe als personale Kraft zu mir sprechen. „Ich bin darauf angewiesen, dass ihr Menschen eure sensiblen Tentakeln meinem Licht entgegenstreckt, damit der Landevorgang der Liebe auf der Erde gelingen kann.“

Das gesamte Wissen, das für das neue Zeitalter gebraucht wird, liegt als Schlüssel in euch selbst, in eurer Entelechie, als urgeschichtliches Gedächntnis!“ Das erhielt ich als Botschaft in meinen Morgenandachten. (Aus: Quellen der Liebe und des Friedens)

Es fühlt sich insgesamt an wie ein Dimensionswechsel. Ein Dimensionswechsel im Denken, im Fühlen und vor allem im Leib. Der Leib ist wie ein höchst komplexes holistisches Instrument, das sich auf diese hohen Energien einschwingen muss. „Die ganze Erde ist lichtdurchflutete Metaphysik!“ ruft es aus mir in solchen Bewusstseinräumen. Durch diese mächtige Gegenwärtigkeit hat der Geist es leichter, auch ins leibliche Bewusstsein vorzudringen. Der ganze Leib ist ein Spiegel des Universums und enthält alle Informationen, die wir brauchen, um die Erde in ein Paradies zu verwandeln. Die Erde ist mitten im Himmel. Sie ist bereits das Paradies, wenn wir es als solches erkennen. Ich erfahre den Menschen in diesen Bewusstseinräumen als Mittler zwischen mataphysischer und physischer Welt, zwischen Himmel und Erde.

Weil wir dieses Wissen, das von Anfang an so angelegt war, vergessen und verloren haben, wurde die Erde und das Leben so zerstört.

Diese Botschaften aus der göttlichen Welt sollen nicht dazu führen, unsere Augen vor der momen-tanen Wirklichkeit zu verschließen. Im Gegenteil, sie sollen uns wecken für alles, was gerade so dringend gebraucht wird.

Die universelle Liebe

Vielleicht waren wir noch nie so herausgefordert, die Funktionslogik der Liebe wirklich zu verstehen. Die kosmische Realität ruft aus unserem eigenen Inneren: Mensch erwache! Erkenne, wer du wirklich bist. Welche Gaben du in deinen Händen hältst. Wenn wir wirklich verstehen wollen, wie die Liebe funktioniert, müssen wir erkennen, dass wir etwas Liebe genannt haben, das nicht Liebe ist. So wie der junge Sonnenpriester, der auf dem Weg ins eigenen Innere mit einem fast undurchdringbaren Nebel konfrontiert wurde, so wird unser Bewusstsein im Bereich von Liebe und Sexualität meist verstellt und vernebelt. Die schönsten Liebesbeziehungen verwandeln sich in Feindschaften. Und doch glaube ich immer mehr daran, dass sich letztlich hinter allem, was uns als feindlich begegnet, eine verborgene Liebe offenbaren möchte.

Die Logik der Liebe führt zwingend zu neuen Lebenssystemen. Wenn du einen Menschen wirklich dauerhaft lieben möchtest, frei von Lüge und frei von Angst, dann führt dich das zu einem neuen Liebessystem.

Wenn diese Gewissheit in unserem Inneren wächst und unser innerer Seelenzeiger darauf konzentriert bleibt, können wir enorme Wunder in der äußeren Realität bewirken. Fast können wir diese Liebe unsere innere Sonne nennen. Die innere Sonne ist wie das Auge des Hurrikans – es vermag viel Wirbel und Bewegung aufzunehmen und hütet doch die innere Stille, in der das innere Auge der universellen Liebe alles zu lenken vermag, wenn wir uns für ihre Weisung offen und empfänglich halten. Diese innere Kraft in uns passt sich keineswegs einer äußeren Situation einfach nur an. Sie erhebt ihre Stimme mit Macht, wenn sie Ungerechtigkeiten wahrnimmt. Aber es beginnt – aus meiner Erfahrung gesprochen – immer mit der Akzeptanz der Gegenwart, in der ich mich befinde. Erst aus dieser Akzeptanz kommt die Macht zu einer möglichen Veränderung. Sie ist verbunden mit dem absoluten Willen, der auf Heilung ausgerichtet ist, und mit dem Mut, mich ganz unter die innere Führung zu begeben. Die Frage ist: Sind wir bereit, das Tor aufzumachen? Liebe und Wahrheit sind wie ein unzertrennbares Paar. Liebe erträgt unendlich viele Meinungen, aber Liebe ohne Wahrheit ist unmöglich. Das ist der Grund, warum die Wahrheit der Liebe so gefürchtet ist. Sie führt unweigerlich zu einem tiefen Systemwechsel. Wenn wir die Welt im Äußeren verändern wollen, müssen wir diesen Innenvorgang an uns selbst verstehen. Es war eine Ansammlung von falschen Konditionierungen, die uns immer wieder in dasselbe Liebesunglück geführt haben und die aus den Denkgewohnheiten und Mustern der Trennung kamen.

In diesem Bereich liegen für uns heute unsere größten Wunden. Immer wenn wir nah an die universellen Sehnsüchte von Liebe und Sexualität kommen, werden auch unsere Ängste berührt. Die Erinnerung an unsere heilige Quelle wird durch unsere Ängste verdeckt. Wenn es uns gelingt, hier uns selbst gegenüber im Zeugenstand zu bleiben, dann werden wir erkennen, wie hinter der Angst eine große Verheißung, eine mächtige, aber verdrängte Kraft der Liebe verborgen ist. Es ist keineswegs leicht, diesen Weg bis zu Ende zu gehen.

Dass wir uns in diesem Raumzeitgefüge als leiblich, als sinnlich erfahren können, das ist ein Resultat dieses Liebeswunders. Wie überwältigend ist es, wenn wir plötzlich wahrnehmen, dass in unseren Zellen ein ganzes Universum tanzt? Wir sind in unserem Innern genauso unendlich – wie die äußere Welt unendlich ist.

Was für eine Liebesbotschaft liegt in diesen Sätzen. Was für eine Schönheit liegt hier im Geheimnis der Polarität, die ihren Kern in der Einheit allen Seins hat. So wie die Sonne ihre Zeugungskraft mit der empfangenden Kraft der Erde verbindet, so sind wir als Männer und Frauen Spiegel eines liebenden Universums. Indem wir lernen, unsere Sehnsucht nach der personalen Liebe wieder einzubetten in diese universellen Vorgänge, wird unser Leben eine Feier und Zelebration. Die seit Jahrhunderten verdammte Sexualität wird auf einmal zur Offenbarung eines der tiefsten und heiligsten Schöpfungsgeheimnisse.

Alle Liebesdramen, alle Versuche, einen Menschen oder die Erde beherrschen oder besitzen zu wollen, lösen sich in diesem wiedergefundenen Licht der Schöpfung auf. Wir erkennen die universelle Verantwortung in unseren Liebesbeziehungen wieder, akzeptieren sie, und im wiedergefunden Vertrauen in die göttliche Welt hebt sich jede Verlustangst auf. Wir Frauen erkennen, wie sehr wir uns von unseren weiblichen Quellen getrennt hatten und wie viel Hilfe uns von der lebendigen Erde und unseren eigenen Leibern zuströmen will, wenn wir ihre Botschaften wieder hören. Und der Mann findet zurück zu seiner heiligen Männlichkeit, zu seiner Liebe zum Geist, seiner Sehnsucht zu begreifen, zu durchdringen – aber nicht um zu beherrschen, sondern als Liebesdienst und Dienst an der Welt. Es ist selbstverständlich, dass wir alle, so wahr wir holistische Wesen sind, beide Pole, den männlichen und den weiblichen Pol, auch in uns selber tragen. Und je tiefer wir sie in uns selbst erkennen, desto kraftvoller können wir sie auch im Gegenüber bejahen. Und es ist auch selbstverständlich, dass es über diese beiden Pole hinaus viele weitere Differenzierungen und Verfeinerungen gibt.

Wir entdecken in unseren persönlichen Liebesbeziehungen das Geheimnis der universellen Liebe. Liebe ist weit mehr als ein Gefühl. Jede persönliche Liebe ist in Wahrheit auch eine universelle Liebe und birgt eine kosmische Aufgabe in sich. Die Situation der Erde und unser persönliches Leben, das wir führen, hängen viel mehr zusammen, als wir bisher geglaubt haben.

Systemwechsel

Und ich höre die Kritiker bereits reden. Eine Krankheitswelle geht um die Erde. Die ökonomischen Systeme brechen zusammen. Diktaturen nehmen zu, Regenwälder werden weiter abgeholzt, Hungersnöte entstehen in Afrika und auch anderen Gebieten. Regierungen nutzen die Coronakrise, um totalitäre Systeme einzuführen. Die Klimaerwärmung nimmt bedrohlich Ausmaße an. Frauen werden weiter vergewaltigt, gemordet und gefoltert. Sexueller Missbrauch nimmt täglich zu, selbst in den frömmsten Familien – und das alles soll durch Liebe geheilt werden? Ist dies wirklich eine ernstzunehmende Antwort?

Und wenn ich still werde und die zweifelnden Stimmen in mir verstummen, dann kommt es schlicht und klar zurück:„Heilung gibt es nur, wenn du die Liebe annimmst. Frieden wirst du erst bewirken können, wenn du den Frieden in dir gefunden hast.“ (Aus: Quellen der Liebe)

Diese Antwort wird jetzt dringender gebraucht als je zuvor. Es ist die Quelle, die euch befähigt, nicht weiter tatenlos zuzuschauen, wenn Flüchtlinge ertrinken, wenn Europa die Grenzen schließt, wenn hinter den Kulissen die Coronakrise genutzt wird, um in Kamerun, in Kolumbien, in vielen anderen Ländern Südamerikas, Afrikas oder in der Türkei, in Syrien, Indien, Pakistan das allgemeine Morden fortzuführen. Die Krisen werden sich weiter zuspitzen. Sie werden euch seelisch mitreißen, wenn ihr nicht in Inneren die heilende Quelle entdeckt und freilegt.

Der wirkliche Systemwechsel geschieht in eurem Denken. Wenn der vollzogen ist, wird alles andere leicht gehen. Es werden erste Akupunkturorte der Heilung entstehen, die den gesamten Erdkörper und vor allem den Menschheitskörper mit einer neuen Information durchfluten werden. Die ganze Biosphäre wartet darauf, dass der Mensch feindliches Denken überwindet und seine göttliche Natur wieder annimmt und bejaht. Aus eigener Kraft ist es nicht zu schaffen. Ihr müsst das Tor öffnen für die die höhere, die göttliche Realität! Helft mit, dass sich die heilende Botschaft verbreiten kann. Helft mit, dass sie geglaubt werden kann.

Wenn an den ersten Orten dieser Erde die Inweltkrise tatsächlich durchschaut und überwunden wird, hat das auf der Stelle eine heilende Wirkung auf das Ganze. Und eure Botschaft wird sich so weit verbreiten können, wie ihr sie im Innern verstanden habt und praktiziert – denn der Teil ist das Ganze.

Die Bedeutung der Gruppe

Immer wieder werden wir gefragt: Warum beharrt ihr so auf dem Bild der Gruppe? Es genügt doch, wenn wir uns als Einzelne ganz wieder verbinden mit der Heiligen Matrix. Es gibt und gab zu allen Zeiten in allen Kulturen Heilige oder erleuchtete Meister, und doch hatte die Kriegsmatrix mehr Macht auf der Erde als die Friedensmacht. Einzelne Heilige konnten ein Feld setzen für Menschen, die sich an ihnen orientieren konnten. Es entstand das Bild der Nachfolge. Ich glaube, dass es viele Erleuchtete gab und gibt, die den inneren Frieden gefunden haben und ihn auch leben konnten. Und doch hat sich systemisch nichts verändert. Unsere Frage aber lautet: Wie landet es als gesellschaftlich veränderndes Feld auf der Erde?

Es gibt in unseren Seelen bis heute keine Ikonen oder Archetypen, wo eine ganze Gruppe von erleuchteten Männern und Frauen an einem Ort gemeinsam lebt und wirkt – und das auch noch mit gelebter und transparenter Sexualität, frei von Angst und Verstellung. Es kommt aber entscheidend darauf an, dass sich die heilige Matrix in einem Gemeinschaftsfeld bildet, wo es nicht einfach um Nachfolge geht, sondern wo die heilige Matrix durch ein Kollektivfeld wirken kann. Ich nenne es das feldartige „Erwachen des globalen Selbst“. Einzelne können einen Beitrag dazu leisten, dass dieses Feld entstehen kann. Heilende Kraft auf das Ganze wird es erst haben, wenn es unabhängig von charismatischen Einzelpersonen als Gemeinschaftskraft landet und wirkt. Wenn sich quasi eine soziale Struktur gebildet hat, wo diese Wahrheit gelebt werden kann. Hier findet die Geburt einer Vertrauensgemeinschaft statt, ein vollkommen neuer Archtyp einer universellen Gemeinschaft, in der die Wunden der Vergangenheit heilen können – durch eine gemeinsame Wiedereinbettung in die heilige Matrix.

Deswegen ist es so entscheidend, dass erste Gruppen ihre gesamte Forschung auf diesen Systemwechsel hin ausrichten. Menschen, die dies ernsthaft suchen, sind sehr heraus-gefordert. Denn gemeinsam treffen sie auf den tiefsten Traumapunkt, wo sich liebende Realität in feindliches Denken verwandelt. Sobald sie sich mit diesem Punkt identifizieren, fallen sie zurück in die alten Ego-Muster des Krieges. Wenn sie gemeinsam in der Lage sind, an den Stellen, wo das Trauma sich meldet, ohne Selbstverurteilung Zeuge zu bleiben von ihren Innenvorgängen und vor allem ihre Zielorientierung beibehalten können, öffnet sich dahinter der neue Raum des Bewusstseins. Hier geht es nicht mehr um Anhängerschaft, sondern um gemeinsames Erwachen. Kein Guru, kein Jesus, kein Buddha, kein Bhagwan, kein Sri Aurobindo und keine Mutter konnten bisher den gewünschten Erfolg erzielen. Die Ikone eines kollektiven Messias muss erst noch geboren werden. Wie sieht denn eine Gemeinschaft aus, in der jede Person in diesem göttlichen Sinn Ich sagen lernt, frei von Angst vor Verurteilung, frei von Konkurrenz und Verlustangst. Ich trage diese Ikone in meinem Herzen, es ist das Bild der wiedergefundenen Gemeinschaft, eingebettet in das Ganze. Wo und wie solche Gemeinschaften entstehen werden, das werden wir dadurch erforschen, dass Einzelne lernen, sich ganz unter Führung zu begeben, im wiedergefundenen Vertrauen und in ständiger Kommunikation mit einer Gruppe, die auf das gleiche Ziel ausgerichtet sind.

Und auch diese Gruppen sind keine geschlossenen Systeme, sondern verbinden sich mit allen Kräften dieser Erde, die diesen Evolutionssprung vorbereiten. Wichtig ist, dass es an den ersten Orten dieser Erde geschieht.

Dieter Duhm, mein Lebenspartner und Urheber vom Plan der Heilungsbiotope, mit dem Charly Rainer Ehrenpreis und ich 1978 das Projekt der Bauhütte gegründet haben, hatte auf einer Visions-suche in den 70ger Jahren den Hinweis erhalten: „Wenn du die Menschheit verstehen willst, gründe eine Gruppe. Du findest alle menschheitlichen Themen in einer Gruppe wieder.“ Wenn wir an diesen Schmerzstellen nicht mehr davonlaufen, wenn wir hier wirklich sehen und erkennen wollen, leisten wir einen Beitrag für die Heilung des Ganzen. Denn holografisch finden wir das Ganze in allen seinen Details. Es ist, als wollte sich an den ersten Orten dieser Erde der indigene Quellpunkt wieder mit einer heilenden Futurologie verbinden. Genau an diesen Schmerzstellen, wo wir den eigenen tiefsten Traumapunkten begegnen, trennen sich meistens die Schüler von ihren Lehrern, gründen eigene neue Gruppen oder Bewegungen, wollen es anders oder besser machen, bevor sie ihrem eigenen tiefsten Schmerzpunkt ins Auge schauen wollen und vor allem bevor sie in wirklicher Selbsterkenntnis bis auf den Grund kommen. Oder die Lehrer wenden sich enttäuscht von ihren Schülern ab, fühlen sich unverstanden und nicht gesehen.

So kommt es zu den verschiedenen Formen innerer Konflikte, interner Fraktionskämpfe, die alle aus der gleichen Kernverletzung kommen. Es ist heute eine entscheidende Frage, ob erste Gruppen in der Lage sein werden, dieser menschheitlichen Kernwunde so ins Auge zu sehen, dass sie dahinter das Bild der universellen Liebe wiederfinden und verwirklichen können. Dieser Evolu-tionssprung steht uns noch bevor. Weil es noch nicht gelungen ist, wurden die tiefsten heiligen Lehrer, ohne dass sie es wollten, zur Quelle für neue Ideologien und Kriege. Es entstehen tausend neue Schulen, bis wir der Schule des Lebens selbst ins Auge sehen. Im Kern bleiben wir so lange Flüchtlinge, bis wir uns gegenseitig in unserer Einheitlichkeit und möglichen Ergänzung sehen und erkennen, alle verschiedene Organe in einem Gesamtsystem. Hier werden sehr viele Unter-schiedlichkeiten von selbst sichtbare werden, aber sie müssen sich nicht voneinander abgrenzen. Das ganze Universum ist auf größtmögliche Vielfalt gerichtet, die sich doch in der Einheit-lichkeit allen Seins geborgen weiß. Wenn unser Trauma einmal geheilt ist, gibt es an dieser Stelle keine Probleme mehr.

Zu werden, wer wir wirklich sind, ohne anderen unbewusst die Schuld dafür zu geben, dass wir uns nicht entwickeln, ist ein enormer Erkenntnisvorgang.

Aus dieser Quelle der Wahrheit untereinander kann der Krieg beendet werden. Und es wird eine größtmögliche Vielfalt und Komplexität aus dieser Quelle hervorgehen, die sich nicht mehr falsch abgrenzen muss. Aus diesem Vorgang wird eine Gesellschaft oder eine Gemeinschaft gesund.

Dieter Duhm schrieb in seinem Buch „Politische Texte“: „Die Welt befindet sich in einem Vorgang der Transformation. (…) Diese Transformation ist nicht nur ein individuelles Ziel einiger Menschen, sondern ein globaler geistiger Vorgang. Die individuelle Entwicklung des Einzelnen hängt davon ab, ob er sein Denken und Handeln mit diesem Gesamtvorgang ver-binden kann. Wenn er es kann, erlebt er den geistigen Raum kosmischer Verbundenheit. Wir nennen ihn den „großen Energiekreislauf“. Die kosmischen Kräfte kommen seinem Handeln entgegen, er steht nicht allein in der Welt. Er hat nicht das Gefühl, alles selbst erreichen zu müssen. Kein Mensch kann zur Transformation kommen, wenn er meint, er müsse sie aus eigener Kraft erreichen.“

Dies schrieb er bereits 1992. Ich bin ihm unendlich dankbar, dass er diese Vision der möglichen Heilung der Erde so früh gesehen hat und niemals verlassen hat. Er hatte den Mut, die Linke zu verlassen, weil er gesehen hat, dass es auf diesem rein politischen Weg keine Möglichkeit gibt, den Kapitalismus zu überwinden. Er hat schon damals gesehen, wie umfassend die wahre Revolution im eigenen Innern beginnen muss. Ich kam mit seiner Vision des „Kulturkristalls“ 1978 in Berührung. Immer wieder sein unermüdlicher Aufruf, nicht gegen bestehende Systeme zu kämpfen, sondern die neuen universellen Systeme zu erkennen. Das hat mir als junge Frau und Theologin Mut gegeben. Aus Empörung darüber, dass die Kirchengeschichte viel mehr eine patriarchale Kriegsgeschichte war als eine Geschichte der Nachfolge Jesu, nahm ich das angebotene Vikariat nicht an, sondern widmete mich entschlossen der Frage, wie solche neuen Systeme entstehen können. Nur vor diesem historischen Hintergrund können wir den Aufruf verstehen, Gruppen zu bilden. Nur aus dieser inneren Notwendigkeit erhalten wir die Ausrüstung der Kraft, die aus dem Weltenganzen kommt, den Krieg zu beenden und neue Systeme zu entwickeln. Es geht hierbei um eine universelle Aufgabe, nicht um eine private Vorstellung von einer Gruppe.

Aus diesem Hintergrund sagen wir heute: Hier bin ich – bereit mich in den Dienst des Lebens zu stellen. Und heute, fast 30 Jahre später, fordert uns die Walt drängender als je zuvor auf, diese Vorgänge zu akzeptieren. Die Rückkehr zum wahren Ich und die Rückkehr zu neuen Lebensformen gehen Hand in Hand.

Der Plan der Heilungsbiotope

Das, was wir mit Heilungsbiotopen meinen, ist sehr komplex. Es sind universelle Gemeinschaften in Kooperation mit allen sichtbaren und unsichtbaren Kräften, mit Pflanzen, Tieren, Elementen. Es ist die Zusammenführung mit den Kräften, die uns erschaffen haben, und den Kräften, die wir erschaffen haben.

Heilungsbiotope – das sind Orte der Heilung. Es ist egal, welchen Namen wir ihnen geben. Wir werden an diesen Orten verstehen, wie jeder Einzelne mit dem Ganzen verbunden ist.

An diesen Orten wird Mensch es lernen, sich wieder zu verbinden mit der Matrix des Lebens. Wir werden Gemeinschaft bilden mit allem Lebendigen, weil wir von unserem Wesen her Gemein-schaftswesen sind. Zentral aber ist, dass es tatsächlich Liebesgemeinschaften sind. Es sind Orte, die die Funktionslogik der Liebe verstehen und anwenden.

Wir können das Thema der Liebe nicht behandeln, ohne auch einen Blick zu werfen auf das Thema der Sexualität. So wie wir dem Wasser wieder ermöglichen werden, sich seinem Wesen gemäß frei zu bewegen, so ist auch die Sexualität eine ursprüngliche freie Quelle des Lebens selbst, die verstanden werden möchte. Sexualität ist so heilig wie das Leben selbst. Wir haben als Menschen in den letzten Jahrtausenden dasselbe mit den Frauen gemacht wie mit der Erde. Wir haben sie verletzt, missbraucht und misshandelt.

Eine Frau, die ihre Quelle wieder gefunden hat, die keine Angst mehr hat, wird einem Mann aus geöffnetem Herzen zeigen können, was ihr Leib liebt und braucht. Sie wird ihm zeigen, wie sie berührt, begriffen und durchdrungen werden möchte. Dasselbe gilt für die Erde. Sie zeigt uns, wie sie berührt werden möchte. Sie zeigt uns, wie sie bewohnt werden möchte. Und ein freier Liebhaber und Mann wird natürlich das Wesen der Frau mit all ihren Aspekten ehren und achten und sein Verlangen ihr gegenüber gleichzeitig angstfrei zeigen. Er wird die Erde wie auch die Frau mit all seinen Sinnen lieben und pflegen wollten. In unseren Liebesbeziehungen spiegelt sich die ganze Schöpfung wider.

Die Schöpfung wird sich selbst heilen, wenn wir es erlauben. Aber wir werden mit ihr kooperieren wollen – wir werden mit Lust und Freude in der Natur arbeiten und den Gewässern wieder ihren freien Fluss erlauben, weil wir die Natur als nährende Kraft wieder entdeckt und verstanden haben! Ökologie ist eine Liebesaffäre. Dieser Vorgang wird eine reiche Pflanzenwelt zurückbringen. Ganze Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, werden zurückkehren, und die Gemeinschaft mit allem Lebendigen wiederum wird das Klima heilen.

Ihr werdet die Natur nicht weiter ausbeuten, so wie ihr keine Menschen ausbeuten werdet, wenn ihr im Vertrauen seid. Ihr werdet fragen, bevor ihr berührt. Ihr werdet kooperieren, statt zu dominieren. Das Universum als eure große Mutter wird euch in Kooperation alle Energien schenken, aus denen ihr eure Technologien der Zukunft entwickelt. Die Sonne stellt euch genügend Energie zur Verfügung. Ihr Reservoir ist so unerschöpflich wie euer inneres Zentrum, wenn ihr es wieder entdeckt.

Ihr werdet nicht mehr aus dem Mangel denken, sondern von der Ökonomie des Universums lernen. Hier findet ihr die ökonomischen Gesetze einer Fülle, die immer an der Versorgung aller ihrer Elemente orientiert ist. Wenn ihr die Welt im Äußeren verändern wollt, müsst ihr diesen Innenvorgang an euch selbst verstehen. Es ist ein umfassender Systemwechsel, der aus diesen einfach neuen Orientierungen hervorgeht. Es ist die Geburtsstunde einer neuen Kultur. Sie wird ihre heiligen Quellen immer ehren und schützen. Für diese Ökonomie braucht ihr kein Geldwesen, wohl aber eine Ökonomie des Vertrauens, die in dezentralen Gemeinschaftsbiotopen entwickelt werden kann.“ Dies sind Visionen, die ich empfangen habe, die uns Kraft geben können für die Arbeit an diesen inneren Wandlungsvorgängen.

Der Plan der Heilungsbiotope aus urgeschichtlicher Sicht

Dieter Duhm war in meinen jungen Jahren mein wichtigster Lehrer, und ich war seine Schülerin. Gleichzeitig entdeckte ich auf meinem Weg meine eigenen Quellen, kam oft an die Punkte einer rebellischen Antigone, weil ich glaubte, das neu Entdeckte vor den männlichen Impulsen schützen zu müssen. Immer wieder kam ich mit meinem Urtrauma in Berührung, das ich ohne die Auseinandersetzung in der Gruppe gut hätte weiter verdrängen können. Es setzte meistens dann besonders stark ein, wenn ich eine neue Entdeckung gemacht hatte. Durch Bewusstwerdung dieser Vorgänge wurde ich immer mehr zu seiner Lebensgefährtin und Partnerin auch an den Stellen, wo es sonst womöglich zur Trennung geführt hätte. Uns verband von Anfang an das gleiche Ziel, was es uns möglich machte, viele Konflikte zu durchlaufen und ihren wahren Grund zu erkennen. Ich trage in mir das Urbild einer partnerschaftlichen Kultur. Meine eigene Emanzipation undmeine Liebe zum Mann gingen für mich Hand in Hand. Trotz verschiedener Sexualpartner gab es zwischen uns keine ernsthaften Krisen von Eifersucht oder Schwindelei, denn wir waren uns unserer Zusammengehörigkeit einfach sicher. Ich habe gelernt, was eine partnerschaftliche Kultur wirklich bedeutet, in der sich männliche und weibliche Werte gleichwertig gegenüberstehen. Das, was uns historisch mit grausamsten Mitteln aufgezwungen werden sollte – die Ehe –, entdecken wir auf einer anderen Ebene aus einer neu gewonnenen Freiheit ohne Gesetz und äußere Moral: die kosmische Treue und tatsächliche Ergänzung zwischen männlichen und weiblichen Qualitäten. Es ist ein geistiges Abenteuer zu entdecken, was eine partnerschaftliche Kultur, in der männliche und weibliche Werte sich gleichwertig gegenüber stehen, wirklich bedeutet. Dieser Weg ist nicht möglich ohne die bewusste Konfrontation mit den eigenen unbewussten Schichten der Seele. Für die Verwirklichung von Heilungsbiotopen ist es entscheidend, die kosmischen Urquellen von weiblichen und männlichen Kräften in ihrer Ergänzung und auch in ihrer einheitlichen Quelle freizulegen.

Alle diese Individuationsvorgänge, von denen ich hier schreibe, habe ich selbst durchlaufen und durchlaufe sie noch. Es ist, als würde das Auge Gottes durch uns hindurch nach neuen Gemein-schaftsformen suchen. Es war für mich sehr wichtig, eine heile Lebensform unter Menschen als eine Art Ur-Erinnerung wieder zu finden. Sie offenbarte mir gleich einem Samen, der das ganze Wissen für das Wachstum einer Pflanze in sich gespeichert hat, die Kerninformation der Menschheit. In ihr konnte ich das Bild einer heilen universellen Gemeinschaft, in der der Mensch vollkommen eingebettet ist, in meiner Seele wiederfinden. Ich habe versucht, in meinem Buch „Traumsteine, Reise in der Zeitalter der sinnlichen Erfüllung“ ein Bild zu beschreiben, wie sich mir eine solche urgeschichtliche Erinnerung dargestellt hat. Ich nenne es den Plan der Heilungsbiotope aus ur-geschichtlicher Sicht.

Der prähistorsiche Steinkreis in Evora offenbarte in mir die Erinnerung an eine heile Gemein-schaftsform. Es ist, als würden wir uns an etwas erinnern, das wir lange vergessen haben, aus dem wir selbst kommen. Ich sah diese Erinnerung an eine heile Gemeinschaftsform wie einen Code für eine mögliche Zukunft vor mir, der als Information und ursprünglicher Traum schon lange in unseren Zellen abrufbar schlummert.

Heute waltet ein Informationskörper über der Erde, der diese Informationen systematisch ausschaltet, deshalb ist es so schwierig, bis zur Erinnerung vorzudringen.“ (Aus: Traumsteine)

Ich sah vor mir das Bild einer organischen Gemeinschaft von der Geburt bis zum Tod. Man kann sagen, wir alle haben unsere indigenen Wurzeln verloren. Deswegen sind wir herausgefordert, unsere heile Essenz wieder zu finden. Wer sind wir im Ganzen? Wo liegt das Heile in uns? Wenn wir diesen inneren Kern wieder entdecken, strecken wir uns wie eine Pflanze unserem Licht und unserem Werden entgegen, statt es vor den Augen der anderen verbergen zu wollen. Die Erinnerung an diese ursprünglichen Lebensformen wird durch unsere Ängste verdeckt. Wenn wir uns ganz erinnern, ist es, als öffne sich ein Kraftstrom. Wir kommen in Kontakt mit unserer heilen göttlichen Quelle, die hinter jedem Trauma liegt. Das ermöglichst uns, den Schlüssel für unsere gewünschte Zukunft zu finden. Die ersten Gruppen, denen das ganz gelingen wird, werden einen zentralen Schlüssel liefern für die Heilung der menschheitlichen Wunde. Indigenes Wissen und Futurologie kommen wieder zusammen. Es geht nicht um das Zurück in alte Welten. Es geht viel mehr um die Öffnung eines verschlossenen Tores. Und das ist die Erinnerung an universelles Gemeinschafts-wissen. Eine Gruppe muss sehr entschlossen sein, um sich der menschheitlichen Wunde wirklich stellen zu können. Es geht hier um viel mehr als um persönliche Verletzungen. Das ganze Menschheitsdrama will hier tief genug gesehen, erfasst und verwandelt werden.

Ab dem Moment, wo dies gelingt, werden sich dezentrale Gemeinschaftsformen wie von selbst ausbreiten. Wir werden nicht mehr regierbar sein durch Systeme, die diese Freiheit von Mensch und Erde so lange boykottieren wollten. Nur durch das kohärente Zusammenschwingen erster Gruppen werden wir die verschlossenen Tore öffnen können, die bisher immer durch traumatische Ängste verstellt waren. Und je mehr wir das göttliche Bewusstsein öffnen, desto leichter können wir das heile Bild wieder finden, das auf dem Grund unserer Seelen liegt und das gemeinschaftliche Leben auf dieser Erde steuern möchte.

 

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