Terra Nova

Kunst – die andere Realität 

Eine Einladung mit Folgen

von Cordula Clausen

Am MeerDer Einladung aus Tamera „Kunst- eine andere Realität“ folgte ich in diesem April und verbringe in Tamera auf dem Kunstberg 10 Tage mit 20-30 Menschen aus Tamera, den dortigen Workern und anderen Gästen. Dass dieses Mal-Retreat eine starke Auswirkung auf meine Kunst und mein Leben haben wird, ahnte ich sofort. Doch wie intensiv diese Zeit mit sofortiger Auswirkung spürbar mein Leben verändert, wurde mir von Tag zu Tag bewusster.

Schon nach den ersten Tagen erlebte ich in meinem ganzen Sein, was mit der anderen Realität gemeint ist. Aus der Alltagsrealität voller Anforderungen mit kreativen Momenten hinein in ein schöpferisches Dasein mit geistigem Austausch- das klang vielversprechend.

Seit Jahren lerne ich für mein Kinderbuch zu illustrieren sowie Aquarellmalen und habe mit dem Akt-Malen eine große Leidenschaft entdeckt. Aber 10 Tage am Stück habe ich noch nie mit einer Gruppe gemalt. Da rief mich wohl bereits die andere Realität, über die sich meine Seele so angezogen fühlte, um diese für meine Kunst auch mehr in meinem Alltag zu etablieren.

Das Leben half mir sehr dabei, in dem es „Glück im Unglück“, bei Ankunft in Portugal mein Handy nicht mehr funktionierte. Digital offline machte mich online für das Schöpferische.

Die ersten beiden Tage spürte ich wie reflexartig meine Hände es gewohnt sind, in Freiräumen nach einem Handy greifen zu wollen, wie andere vermutlich nach einer Zigarette. Am 3. Tag hatte sich dieser Automatismus schon aufgelöst. Ich genoss die Natur um mich herum, ohne beim Gehen aus Zeitspargründen irgendeine Sprachnachricht abzuhören oder zu verschicken. Wir irrsinnig mir diese Kommunikationskultur plötzlich vorkam, die sich da nicht nur bei mir in unsere Gesellschaft durch die sozialen Messenger eingeschlichen hat. Auch mein Bedürfnis, mich und Inspirierendes immer sofort mit Freunden zu teilen, die gar nicht da sind, blieb für diese Zeit aus. Glücklich war ich, wie leicht es mir fiel, meine Welt von Zuhause damit ganz außen vor zu lassen. Dies war jetzt meine Zeit, um mir bewusst zu werden, wer oder was ich wirklich bin- ein schöpferisches Wesen. Raum, dies endlich mal in Ruhe in Kunst auszudrücken.

In der Morgeneinstimmung ums Feuer geistigen Texten zu lauschen und in den Dialog darüber zu gehen, war das erste gemeinsame Intro des Tages. Beim Frühstück wie bei allen Mahlzeiten lernten wir uns immer besser kennen. Bevor wir ans Farben-Buffet gingen, um zu schauen, welche Farbtöne und Themen heute auf die Leinwand wollen, wurden wir mit Musik und weiteren Inspirationen für unsere Seele gefüttert.

Während ich am ersten Tag noch unbedarft einfach drauflos malte, kam ich schon bald auch an meine Grenzen, ohne jegliche Anleitung oder irgend einer Vorstellung diesem Flow weiter zu folgen. Es brauchte doch irgendwann mal ein Ergebnis, was Konkretes, dachte es in mir.

Doch scheinbar sinnloses Tun und experimentierende Pinselstriche beförderten mich in diese andere Realität. Neues Lernen durch Spielen und Ausprobieren. Das bloße Auftragen der Farben, sie miteinander zu verbinden auf der Platte oder gar zu mischen war wie eine Brücke nach innen. Ich wurde eingeladen auf eine Reise zu den Farben und Formen in mir, die jeden Tag anders aussahen.
Es waren Momentaufnahmen. Bei den erfahrenden MalerInnen sah es so mühelos aus, wie sie einfach den Pinsel über die Leinwand tanzen ließen und aus einem wilden buntem Durcheinander dann Formen und Körper heraus zu holen wussten. Wie machten sie das? fragte ich mich und lernte durchs Zuschauen etwas über die Leichtigkeit bzw. Mut, es einfach zu tun. Und sie taten es immer wieder. Das war die Kunst.

Wer malt in Dir, wenn du malst?

Drei Tage habe ich gebraucht, bis mein Verstand aufgab, hier konkrete Techniken zu lernen. Denn der Unterricht bestand aus genau diesem Freilassen und dem Hinführen durch die geistigen Inspirationen, es in mir malen zu lassen. Und so geschah es auch dann, von Tag zu Tag mehr, dass das Schöpferische in mir wie von selbst malte und dabei etwas lehrte.
Ich malte Wellen im Meer und beiläufig bemerkte ich bei jedem Pinselstrich wie das geht.
Wieviel Blau, Grau- und Schwarz-Töne einem Himmel innewohnen, je nachdem welche Stimmung er ausdrücken möchte. Jetzt verstand ich wovon Dieter Duhm immer wieder sprach, dass wir es malen lassen sollen.

Cordula beim Malen
Cordula beim Malen

Begegnungen mit Tieren führten mich genau wie menschliche Begegnungen in das, was es auszudrücken gab. Alles bezog sich aufeinander. Eines Morgens z.b. sah ich eine Schnecke auf meinem Bild, wie sie eine Spur über dem Wort love zog. Symboliken zu lesen und zu verstehen ist ein wesentlicher Bestandteil der anderen Realität. Es ist kein Zufall, dass sie mir begegnete.
Langsam und beharrlich der Spur der Liebe folgen bzw. selbst eine zu hinterlassen ist die Medizin, die ich beim Malen sofort umsetzte. Was für ein kosmisch herrliches Spiel, wenn wir so interagieren- ganz natürlich. Wieviel gesünder sähe unsere Welt aus, wenn wir in diesem Bewusstsein miteinander lebten, Kinder begleiteten und politisch handelten?!

Mich aus meinem künstlerischen Schneckenhaus heraus zu trauen, um mich mit meiner Kreativität zu zeigen wäre ein erster Schritt, mit dem ich eine neue Spur der Liebe ziehen kann. Die wurde hier genährt und gestärkt. Deswegen kam ich. Mich in diesem Kraftfeld an meine Künstlerin zu erinnern und aufzutanken mit Selbstvertrauen, das oft in „Welt“ verloren geht.

Meinen selbst kreierten Ballast abzuwerfen, der mich abhält in meinem Alltag daheim so tief in die andere Realität abtauchen, war die Botschaft, die ich durch die Esel vernahm. Wir sind umgeben von soviel Magie und Informationen um uns herum, wenn wir dafür offen sind, sie wahrzunehmen. So tauchte ich jeden Tag mit anderen Energien ins Farbenmeer der Möglichkeiten und kreierte täglich einen eigenen Kosmos.

Manchmal kehrte ich auch zu einem Bild zurück, um daran weiter zu arbeiten. Zuhause hätte es mich nach 10 Tagen verrückt gemacht, wieviele verschiedene Universen ich bereist hätte, doch hier war jedes Bild Teil einer Galaxie. Irgendwann erkannte ich wie die Bilder und ihre Themen aufeinander aufbauten bzw. ineinander verwoben waren, mit mir und meinem Innenleben, ob ich es erkannte oder nicht. Göttlich geführt drückten sich hier meine Lebensthemen aus. Sogar auch in denen, die ich nicht malte, aber von anderen kreiert wurden. Ich sah was möglich ist.

Manche gaben all ihre Konzentration in ein oder zwei Bilder. Diese strahlten dadurch eine andere Tiefe aus. Doch ich hatte Freude daran die Platten wie Themen täglich zu wechseln und mich überraschen zu lassen, was gemalt werden will. Selbstakzeptanz wuchs neben all der oft aufkommenden Ungeduld und Selbstkritik zu einem schönen zarten Pflänzchen heran.

Was hat mich und die Menschheit aus dieser natürlichen Realität heraus und in diese virtuellen Welten hinein geholt, fast wie gefangen genommen? Egal, das ist ein eigenes komplexs Thema…. viel wichtiger die Frage der Umsetzung, wie kann ich mich jetzt zukünftig auch zuhause öfter in dieser Realität aufhalten und von dort aus kreativ wirken?
Eine von vielen Antworten fand ich in der Friedenspoesie, die ich am 5. Tag morgens im Steinkreis bei der Ring-der-Kraft-Meditation empfing: .

Aufrichtung

ich richte mich auf
wieder und wieder
wie die Sonne gehe ich auf
und knie nieder
um ihr zu singen
meine Lieder.

Ich wache auf
in meiner Lebensmelodie
und stimme an
um zu leuchten
so kraftvoll wie noch nie

am Wolllust-Stein empfangen am Mo., 15.04.2024

Aufrichtung
„Aufrichtung“

Große Lust überkam mich, die poetische Antwort aus der geistigen Welt auf die Frage nach der Frequenz der Woche, zu malen. Dabei entstand sofort ein Bild, dass ich mich bzw. Frau am Strand in Beziehung zur Sonne am Meer ausdrücken wollte.

Später erfuhr ich, dass es der Wolluststein war, an dem ich für diese Friedensmeditation saß. Das fand ich sehr passend, auch für alle weiteren Heilbilder, die mich durch den Geist der Wildschweine sehr anregten. Doch davon erzähle ich ein anderes Mal…

Die Orakelkarte zu diesem Stein der Wollust ist diese Woche von Sabine Lichtenfels gezogen worden.

Inmitten des Retreats wusste ich, wenn ich heimkehre, wird nichts mehr wie es war.
Wie von selbst will und wird sich etwas in mir und damit meine Welt verändern, dem zuvor zuviel Widerstand geboten war. Doch diesen habe ich vermalt, der ist wie mein Handy einfach nicht mehr angesprungen. Meine Zweifel habe ich mit den Pinseln ausgewaschen, meine Ängste neu grundiert.
Mit einer neuen inneren Aufrichtung meiner Seele fuhr ich mit einem tieferen Frieden in mir und voller Wollust mit sechs meiner Bilder im Gepäck nach Hause.

Meer der Farben
„Ich tauche ein in das Meer der Farben. So unbeschwert malen zu können ist ein Privileg. Etwas weitet sich in mir und ich fühle, was ich lange nicht gefühlt habe; die Schönheit der Schöpfung und den Schmerz der Erde zugleich.“ Jana Elger

 

';