„Sie können alle Blumen abschneiden, aber nie werden sie den Frühling aufhalten können.“
Pablo Neruda, chilenischer Dichter im Widerstand der Diktatur, er schuf u.a. den wunderbaren Zyklus „Canto General“
Liebe Freundinnen und Freunde von Terra Nova,
Ich will heute den schlechten Nachrichten trotzen und eine Fantasie mit dir teilen. Stell dir vor, einst erging ein ursprünglicher Schöpfungsruf an alle Wesen, und der lautete: Liebt euch! Das taten wir, und alle Orte und Dinge der Welt klangen wider von diesem Ruf, nichts Schöneres, Wichtigeres oder Besseres gab es zu tun. Wir kümmerten uns umeinander, sorgten uns um unser Wohl und Wachstum, unser eigenes und das der anderen, denn dazwischen gab es keinen Unterschied.
Doch dann – wie und wo, wissen wir nicht – begann ein Misston und verstärkte sich: Angst! Gefahr! Du hast zu wenig, du bist zu wenig, du brauchst mehr. Bald schrillte er in der ganzen Welt. Er nahm zu, bis fast alle Menschen nach seinen schrecklichen Klängen zappelten und rannten. Der Misston war Normalität geworden. Die Welt geriet aus den Fugen, Tiere und viele Wesen litten und starben in großer Zahl.
Das Crescendo schien auf einen furchtbaren Höhepunkt zuzurasen. Doch der stille Ruf hatte niemals ganz aufgehört. Immer hatte es wenigstens hier und dort Menschen gegeben, die ihn hörten und ihm folgten: Liebt euch. Und irgendwann – wieder wissen wir nicht, wo und wie – wurden es wieder mehr. Sie widerstanden dem Misston in sich und anderen. So entstanden zunächst an wenigen Orten kleine Oasen der gegenseitigen Hilfe, der Solidarität und der aktiven Liebe. Sie erkannten: Es gibt nichts Effizienteres als zu lieben, als Liebesimpulsen zu folgen und sie zu verstärken. Es gibt nichts Wichtigeres, als sich um die Wesen zu kümmern, die um einen herum sind und ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Oasen wuchsen und bekamen Kraft, denn sie standen mit einer höheren Ordnung in Resonanz. Sie verbanden sich zu einem großen Impuls der Veränderung, der zunächst unauffällig viele Gruppen, Versammlungen, Organisationen unterwanderte – mit Liebe. Wie der Frühling konnte diese Bewegung nicht aufgehalten werden.
Ich lade dich ein, in dieser Woche diesen stillen, aber nicht verklingenden Ruf wieder zu hören. Verstärke ihn, wo du auch bist. Wage es, nicht der üblichen Vorsicht und Zurückhaltung, sondern deinen Liebesimpulsen zu folgen – und auch deine Freunde dazu herauszufordern! Überrasche deine Konkurrenten, Nachbarn, Kollegen, Kinder mit Aufmerksamkeit! Fühle dich hinein, was sie brauchen! Lass sie nicht in „Ruhe“, sondern sei ruhig ein wenig aufdringlich in deiner Liebe.
Einen herzlichen Dank an alle, die gestern am Webinar mit Sabine Lichtenfels teilgenommen haben. Wir haben das Thema „Krieg beenden, Frieden schaffen“ gewählt und spontan das ganze Netzwerk dazu eingeladen. Du kannst das Webinar hier nachhören.
Als Studientext habe ich ebenfalls einen Text von Sabine gewählt, einen Ausschnitt aus ihrem Buch „Grace – Pilgerschaft für eine Zukunft ohne Krieg“. Nach einem Jahr der Pilgerschaft ohne Geld, ohne Bedingungen, die sie bis Israel-Palästina führte, erkennt und beschreibt sie darin die tiefen Zusammenhänge von Frieden und Liebe.
Sei herzlich gegrüßt!
Christa