Studientext der Woche, von Dieter Duhm
Es gibt zwei Daseinsformen: eine mit geschlossenem und eine mit offenem Herzen. Liebe ist Öffnung des Herzens. Die schlimmste Wahrheit der patriarchalen Epoche ist die, dass sie die Liebe verhindert hat. Das Elend unserer westlichen Gesellschaften ist darin begründet, dass keine dauerhafte Liebe möglich ist, weil geöffnete Herzen schon früh mit unfasslichen Enttäuschungen und Gemeinheiten bombardiert werden. Kinder haben anfangs ein offenes Herz, schließen es aber nach und nach, weil die Erwachsenen in unserer Zeit meistens nicht wissen, wie man mit offenen Herzen umgeht. Die Erlebnisse in der Kindheit sind oft wie Azetontropfen, die auf eine Amöbe fallen. Sie schließt dann ihre Öffnungen und zieht ihre Tentakeln ein. Alle künftigen Verschlussreaktionen sind damit vorprogrammiert. Jugendliche haben in der ersten Liebe ein offenes Herz, erleben aber oft schon bald, dass es besser ist, es wieder zu schließen, weil die Erfahrungen sonst zu weh tun. Erwachsene sind in der Regel nur noch bereit, unter bestimmten, genau kalkulierten Bedingungen ihr Herz ganz zu öffnen. Da diese Bedingungen mit wirklicher Liebe unvereinbar sind, schließt sich ihr Herz von selbst wieder und bleibt dann mehr oder weniger geschlossen für immer.
Eine humane Welt kann nur entstehen aus geöffneten Herzen. In diesem Sinne können wir sagen: Der archimedische Punkt für die Verwirklichung der heiligen Matrix auf der Erde ist die Liebe.
Aber damit beginnt auch gleich das Drama, denn wir alle haben unser Herz nicht grundlos verschlossen, wir riskieren etwas, wenn wir es wieder öffnen. Wir haben Angst, dies zu tun, weil wir damit Generation für Generation schlechte Erfahrungen gemacht haben. Je größer die Sehnsucht, desto größer die Angst. Schließlich lernen es Milliarden von Menschen, ihre Sehnsucht zu besiegen. An ihre Stelle sind die systemgerechten Ersatzfüllungen getreten: Medien, Konsum, Tourismus, Fußball – und manchmal eben Krieg. (…)
Dabei ist es – von der Matrix des Lebens aus gesehen – so einfach. Wenn du merkst, dass du einen Menschen liebst, dann folge dieser Liebe vorbehaltlos. Was aus Liebe getan wird, ist richtig getan. Das war einer der Kernsätze von Vincent van Gogh. Diesen Vertrauensvorschuss musst du bringen. Den Rest „let God do“, den Rest tut die heilige Matrix für dich. Das ist nicht schwer, sondern leicht. Schwierigkeiten werden durch Leichtigkeit überwunden. Folge der Liebe und riskiere die seelischen Turbulenzen, die du dann wahrscheinlich durchlaufen wirst. Wisse, dass die Person, die du wirklich und ehrlich liebst, wahrscheinlich auch von einigen anderen wirklich und ehrlich geliebt wird. Es wäre ja komisch, wenn es nicht so wäre. Halte diese Spannung aus, und bleibe der Liebe treu. Es kommen ganz neue Gedanken zu dir, du findest eine Freude und Erleichterung, die du nicht für möglich gehalten hättest. Du machst Entdeckungen, die du noch kaum jemandem mitteilen kannst. Du erscheinst vielleicht nachdenklich oder gar trübsinnig, aber es ist ein ganz neues Glück, das sich hier seinen Weg durch dich und dein Leben bahnt. Mute deinen Freunden ruhig zu, dass du ihnen für eine Weile etwas merkwürdig oder geisteskrank erscheinst. Erbitte von ihnen den Paragraphen 51 (Unzurechnungsfähigkeit) und erkläre ihnen, warum. Lerne es, auch in diesen Turbulenzen in der Verbundenheit zu bleiben. Es geschieht von selbst das Richtige, wenn du die heilige Matrix kennst und immer mehr bereit bist, ihr zu folgen. Ein ganz neues Wissen entsteht in dir. Auch Eifersucht ist eine Frage des Wissens. Von einer bestimmten Stufe des Wissens an kannst du nicht mehr eifersüchtig sein. Du weißt jetzt, dass Eifersucht nicht zur Liebe gehört, und du weißt es nicht nur theoretisch, sondern du weißt es zellulär, mit Haut und Haar. Die Informationsketten in deinem genetischen Code verbinden sich jetzt neu, so dass kein Platz mehr ist für die Information der Eifersucht. Dein ganzer Leib weiß es. Du weißt jetzt auch, daß Liebe etwas zu tun hat mit Hingabe, Schenken, Dienen, Helfen und nichts mit Fordern und Zwingen. Die alten Muster der gegenseitigen Erpressung existieren nicht mehr, die alten Vorstellungen von Trennung, Konkurrenz und Eifersucht sind von dir abgefallen, die alte Matrix ist von selbst verschwunden. Ich habe immer wieder erlebt, wie einfach diese Dinge funktionieren. Man braucht dazu keine Therapie, man braucht nur eine unerschütterliche Ausdauer und ein wachsendes Wissen. Man braucht, wenn man so will, eine absolute Treue zum Thema Liebe. Die heilige Matrix weiß, daß Verlustängste und Vorsichtsmaßnahmen nicht zur Liebe gehören. Irgendwann wissen wir es auch.
Aus dem Buch: Dieter Duhm: Die heilige Matrix