Sun Bear hat aktuelle Worte ausgesprochen: „Manchmal träume ich, ich sei an einem Ort, wo eine kleine Gruppe von Menschen über einen Hügel herannaht. Wir umarmen uns alle und rufen aus: „Bruder, Schwester, du hat überlebt!“ Es gibt keine Ismen mehr. Wir fragen nicht mehr: Welcher Religion gehörst du an? Wozu gehörst du? All das hat keine Bedeutung mehr.“

Ich möchte den Traum weiterführen. Ich sehe eine Generation von Pilgern aus allen Ländern über die Erde ziehen. Sie sind nicht mehr gebunden an Nation, Rasse, Kultur und Religion, auch nicht an Reichtum und Besitz. Sie helfen in Krisengebieten, besuchen heilige Stätten, sind unterwegs zu neuen Ankerplätzen, begegnen sich an Lagerfeuern, in Scheunen oder Herbergen, teilen ihr Brot und entwickeln eine neue Qualität von Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. So entsteht außerhalb aller Institutionen ein junges Weltbürgertum von neuer Art – eine andere Globalisierung.

Unterstützt wird dieser Vorgang durch die Entstehung autonomer Regionen, die sich langsam auf der Erde ausbreiten. Sie sind unabhängig von den Machtsystemen der kapitalistischen Welt, weil sie ihre eigenen Versorgungssysteme gefunden haben. In ihrem Zentrum entstehen neuartige Lebensfelder für ein heilendes und autarkes Zusammenleben von Mensch und Natur. Wir nennen sie „Heilungsbiotope“ oder „Friedensdörfer“. Sie dienen den Pilgern als Herberge, Studienort und Arbeitsstätte. Hier wird reale Forschungsarbeit betrieben für die technologischen, geistigen, sozialen und sexuellen Grundlagen einer gewaltfreien Gesellschaft. Und vor allem für die Grundlagen einer neuen Menschlichkeit einschließlich der
Kernthemen von Liebe, Sexualität, Partnerschaft und Religion. In einem Punkt sind sie sich alle einig: Sie können nicht mehr zulassen, dass ihre Kinder hineingeboren werden in eine Welt von Trennung, Lüge und Krieg; die Kinder brauchen liebende Eltern in einer liebenden Gemeinschaft.