Mni ist ein Lakota-Wort – kein Begriff im Englischen kommt seiner Bedeutung nahe. Das «M» steht für «das, was alle Dinge miteinander verbindet». «Ni» heisst «leben» – ein Verb, denn Leben ist immer in Bewegung. Das «i» steht für «Stimme»: Wir geben also der lebendigen Beziehung zwischen allem eine Stimme.
Mni ist das «erste Bewusstsein» von Mutter Erde, das blaue Blut, der glänzende Spiegel, in dem sich das Universum erkennt. Mni trägt in sich die ganze Schöpfung: Ozeane, Flüsse, Seen, Teiche, Bäche, Ströme, Regen, Wellen, Nässe, Tornados, Regenbögen und die Tränen der Kinder.

Mni ist ein Wesen: eine Schöpferkraft – zusammen mit der Sonne, dem Mond, den Sternen, den Winden, der Erde, dem Feuer und allen empfindungsfähigen Lebewesen.

Mni ist ein Kelch voller Sterne. Wenn du es trinkst, siehst du darin die Reflexionen der Sonne in den Wassern der Erde.

In der modernen Welt bezeichnet man Mni als «Rohstoff» («resource») anstatt als Quelle («source») des Lebens. Wenn wir die indigenen Kulturen wieder achten, entdecken wir die «ursprünglichen Instruktionen» wieder, die so lange aus den modernen Erklärungen ausgeklammert wurden.

Mni ist in deinem Atem, deiner Zunge, deinen Fingerspitzen. Mni ermöglicht deinen Augen, sich zu bewegen, wenn du träumst. Mni macht uns bescheiden in Momenten, in denen wir uns zu wichtig nehmen.

Ich wasche mein Gesicht mit Mni, in Dankbarkeit für das Leben. Mni ist ein liebendes, sich bewegendes, wachsendes, reinigendes und kraftvolles Lebewesen. Ich bitte um Erlaubnis, bevor ich Mni trinke – diese Flüssigkeit voller Sterne – und bete, dass alle von Leben erfüllt werden, statt einsam in einer anthropozentrischen Welt zu leben.

Aus Defend the Sacred, Verlag Meiga. ISBN Nr: 978-3-927266-65-0