Terra Nova

Warum hilft Gott nicht – wenn es ihn gibt?

von Sabine Lichtenfels

Wenn wir uns dem eigenen Innern zuwenden, erkennen wir, dass alle Krisen, mit denen wir im Äußeren konfrontiert werden, ihre Ursache in uns selbst haben. Hier finden wir auch die Antworten für ihre Heilung. Wir kommen alle irgendwann an Punkte, wo wir das Vertrauen und das Wissen um unseren göttlichen Ursprung verloren haben. Dann setzt eine Identifizierung mit unserem Schmerz ein, die es uns besonders schwer macht, mit dem Ganzen verbunden zu bleiben und die Antworten zu hören, die aus dem Weltenganzen zu uns vordringen möchten. In einer meiner Morgenandachten im Dialog mit der göttlichen Welt erhielt ich folgende Antwort auf meine drängenden Fragen:


„Du fragst, warum es immer wieder so schwierig ist, bei MIR zu bleiben?
Bist du bereit, sehr still zu werden und die ungewöhnliche Antwort zu hören?
Die volle Antwort braucht bereits eine ungewöhnlich präsente Verfassung. Darin liegt bereits eine der Schwierigkeiten. Da, wo für dich die größte Schwierigkeit liegt, da liegt sie auch für MICH. In diesem Sinne hält dir die göttliche Welt immer einen Spiegel deiner selbst vor. Du wirst fragen: hat denn Gott so wenig Macht? Hat er denn keine Macht, mich aus meiner Verzweiflung herauszuholen, wenn ich darin stecke, oder mich aus meiner Sackgasse zu befreien, wenn ich mich in ihr verirrt habe? Ja, die göttliche Welt hat so wenig Macht über dich, wenn du sie nicht ganz zu dir holst. Sie hat aber die volle Macht, wenn du voll mit ihr verbunden bist.“ 

Auf dem Weg der Erkenntnis und bei dem Versuch zu verstehen, wer wir selbst sind, sind wir vielen geistigen Irrtümern erlegen. Wir kennen die Fallen der Identifikation mit unserem persönlichen Schmerz, mit unserer Verlustangst, unserem Unglauben, die uns immer wieder aus der Bahn werfen.
Schau dich doch um in der Welt – schau in die Grausamkeit der Menschheit, Naturkatastrophen, die Grausamkeiten in der Tierwelt – da gibt es keinen liebenden Gott. So lautet die Antwort, mit der uns unser aufgeklärtes Ich täglich konfrontiert.
Und überwältigend ist die ungewöhnliche Antwort, wenn ich sie erlaube: „Der Mensch hat den Kriegsgott erschaffen – aus diesem entstand eine mächtige Realität für Mensch und Natur. Jetzt kommt es darauf an, diesen Irrtum zu erkennen und zu durchdringen, bis auf den Grund. Und auf dem Grund findest du die „andere Realität“ – die heilige Matrix, den Urgrund der universellen Liebe. Diese Essenz des Lebens existiert wie eine Art Paralleluniversum, eine heilige Matrix, die in sich unverletzt ist. Sie war immer da – jetzt müssen wir diesen Urgrund wieder finden. Ganz. Erst dann wirst du dich selbst erkennen können, wer du wirklich bist, in deiner holistischen, allumfassenden Realität.“

Der Text stammt aus ihrem Essay: „Apokalypse – Auf- oder Untergang“

 
Mehr über und von Sabine Lichtenfels hier: Sabine-lichtenfels.com
 
Zum Eingangsfoto: Zwei unserer Freunde aus der Friedensgemeinde San José de Apartadó bei einem Vergebungsgebet –  in dieser Gemeinschaft hat fast jede Familie Angehörige durch Mord verloren.

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