Grace-Pilgerschaft in Israel/Palästina

Von Sabine Lichtenfels

Ab dem Zeitpunkt, wo ich bereit bin, mich der Tatsache des dauernden Wandels wirklich zu stellen, höre ich auf zu kämpfen. Die Angst verschwindet. Ich bin aber auch nicht Opfer der Situation. Ich nehme die Verantwortung zu mir, dass das Leben mir diese Situation zuspielt, um etwas daran zu lernen. Ich nehme das Geschenk an, dass Gott durch mich handeln, denken und weiterentwickeln möchte.

Unbewusst nehmen wir alle teil am Krieg, wenn wir keine Zeit dafür haben zu begreifen, was da eigentlich geschieht. Und unsere Kultur ist so eingerichtet, dass niemand Zeit hat, zu begreifen, was da eigentlich geschieht. Krieg braucht immer das große Schlachtfeld der Unbewusstheit. Wo Bewusstheit eintritt, gibt es keinen Krieg mehr. Denn wo Bewusstheit ist, ist Gott. Und Gott wird sich kaum selbst bekämpfen. Alle diese Dinge treten sofort in unser Bewusstsein, wenn wir nicht mehr im inneren Krieg mit der Zeit stehen.

Wir laufen den Dingen nicht mehr hinterher, sondern wir werden gewahr, was in diesem Augenblick bei uns ist. Wir erfahren die Tiefe des Augenblicks. Gott kann immer nur JETZT erfahren werden. Das Leben kann immer nur JETZT erfahren werden.

Was für ein Glück setzt ein, wenn man sich fest im kosmischen Vertrauen verankern kann. Der größte Gedanke besteht für mich darin, den Weg mit Gott zu gehen. Ob ich von Gott spreche, von der Göttin, von der universellen Quelle der Liebe, von der heiligen Matrix oder vom Weltengeist, die Namen haben für mich immer weniger Bedeutung. Aber nach allen Suchen, nach allen atheistischen Durchläufen und immer neuen Erklärungsversuchen, wird es doch immer einfacher, elementarer und wahrer: Im Zentrum des Lebens leuchtet eine Wahrheit, und es ist unwichtig, welchen Namen wir ihr geben. Sie ist weder weiblich noch männlich, dies sind erst viel spätere Erscheinungsformen der einen Wirklichkeit, die das Spiel und die Spannung des Lebens erzeugen.

Du kannst dieser Wahrheit begegnen in der Kunst, in der Wissenschaft oder in der Religion. Das Wichtigste ist, du begegnest ihr im Leben. Es gibt einen Weg der Verbundenheit mit dieser Wahrheit. Ich musste mich von der Kirche und auch allen anderen Religionen trennen, um zu diesem Kern vordringen zu können, und doch spreche ich von Gott oder der Göttin im Innern. Es ist der personale geistige Aspekt der universellen Liebe, der all-eine Geist der Schöpfung, der in jedem kleinsten Detail des Lebens in voller Pracht zu entdecken ist. Eine hohe Kraft setzt ein, wenn ich dort bin, wo Gott mich haben will.

Ich kann auch sagen: Ich bin verbunden mit der Kraft, wenn ich dort bin, wo das Leben mich haben will. Wenn ich dort bin, ist die Welt in Ordnung. Dieser Gott ist keine äußere Instanz, es ist die Verbundenheit mit dem Leben, aus dem die wirkliche Kraft strömt. Es ist die Ich-Kraft des Universums, die uns überall personal entgegenleuchtet. Es ist dieselbe Ich-Kraft, die mich als Ich erfahren lässt, ebenso wie den Bettler auf der Straße, wie die Hure im Bordell oder den buddhistischen Bettelmönch. Wir alle leben aus derselben Quelle, leben sie, sind sie. Je bewusster wir uns für diese Vorgänge öffnen, desto mehr Welt kann in uns einziehen, mehr Leben, mehr Wahrheit, mehr Gott.

Aus dem Buch: Sabine Lichtenfels: Grace – Pilgerschaft für eine Zukunft ohne Krieg