Terra Nova

Ring der Kraft aus Israel-Palästina vom 7.6.2021

(Der Ring der Kraft ist ein politisch-spirituelles Friedensnetzwerk, gegründet von Sabine Lichtenfels. Mehr dazu hier.)

Wieder einmal haben wir Gewalt und Krieg in Israel-Palästina erlebt. Sami Awad aus Palästina und Rina Kedem aus Israel stellen sich am Rande eines Friedenstreffens für den Ring der Kraft die Frage, warum all ihre Friedensbemühungen bisher gescheitert sind. Eine grobe Übersetzung ihrer Botschaft aus dem Englischen:

Sami: „Wir haben wieder einmal eine Welle der Gewalt erlebt und werden es wahrscheinlich wieder erleben. Und für uns, die wir seit so vielen Jahren für Frieden und Gerechtigkeit arbeiten, ist es Zeit, uns zu fragen: Warum haben wir versagt? Ich selbst leite eine Organisation, die seit 25 Jahren für Frieden arbeitet. Warum haben wir nicht erreicht, was wir erreichen wollten? Das zu fragen, bedeutet nicht, dass wir Versager sind. Aber es erlaubt uns, unsere Strategien und Mittel in Frage zu stellen und herauszufinden, in welche größere Tiefe wir als Aktivisten gehen müssen, um wirklich eine neue Realität zu schaffen.“

Rina: „Auch ich arbeite seit 18 Jahren in Projekten, die Israelis, Palästinenser und Jordanier zusammenbringen. Wir haben so viel erreicht an inneren Erkenntnissen, auch für die Umwelt und in direkten Begegnungen. Aber wenn wir die neue Welle der Gewalt betrachten, dann hatten all diese Bemühungen keine Wirkung auf politischer Ebene. Das ist für mich eine klare Botschaft, dass wir andere Wege brauchen. Die alten funktionieren nicht. Es geht nicht um Selbstmitleid oder Vorwürfe. Es ist nur die einfache Erkenntnis: Was wir bisher getan haben, hat nicht funktioniert. Und das ist nun mal die Definition für Fehlschlag. Das zu realisieren, bringt mich an einen dunklen Ort in mir selbst, aber das ist auch ein heiliger Ort: Das Alte funktioniert nicht mehr, das Neue ist noch nicht da. Es geht nicht darum, jetzt schnell nach neuen Strategien zu suchen, sondern in die Ruhe, die Stille des Nicht-Wissens zu gehen. Und ganz persönlich möchte ich auf diese Dunkelheit hören. Ich will nicht versuchen, mich schnell besser zu fühlen. Ich erkenne auch, dass wir viel unseres Aktivismus getan haben, um uns besser zu fühlen. Wir waren mit dieser Motivation bei Demonstrationen und haben viele andere Dinge getan – aber was hilft wirklich? Vielleicht werden wir das nie wissen. Aber es ist Zeit, uns dieser Frage zu stellen. Ich brauche diese Zeit. Ich könnte es einen Politischen Ramadan nennen. Auch um unsere persönlichen Strukturen zu verstehen: Wo sind wir zu bequem geworden in unserer Friedensarbeit und unserem Aktivismus? Und um viel tiefer zu gehen und mich selbst mehr zu fordern.
Ich weiß, dass jetzt einige Leute mir zurufen möchten: Du hast nicht versagt, du hast so viel getan. Sie wollen, dass ich mich besser fühle. All das ist gut. Aber jetzt ist es an der Zeit, in den tiefen Spiegel zu schauen und für eine echte Veränderung zu gehen. Wir müssen jetzt ganz simpel feststellen: Was wir getan haben, hat nicht funktioniert. Und das ist okay. So arbeitet das Leben, um neue Wege und Informationen zu finden. Es geht jetzt ums Hineinlauschen. Und was ich von diesem Ort des Nicht-Wissens und des Dunkel sagen kann, ist dass es sich anfühlt wie unsere Verbindung zum Netz des Lebens. Wir müssen lernen, in das Nicht-Wissen zu vertrauen. Besonders als Mutter weiß ich, dass das neue Leben aus der kompletten Dunkelheit kommt.“

Sami: „Als Aktivisten müssen wir uns mit unserer Motivation befassen. Warum engagieren wir uns? Vielleicht haben wir ja nicht die richtige Motivation. Viele Friedensarbeiter werden durch Angst motiviert. Oder durch den Wunsch, sich gut zu fühlen, wie Rina sagte. Aber wenn wir wirklich die Wunden berühren, die uns in Angst halten, erst dann können wir sie in bedingungslose Liebe verwandeln, sogar in aufopfernde Liebe für das allgemeine Wohl. Und dann werden wir Veränderung sehen. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Wie viele andere, die in dieser Zeit tiefer gehen. Die jetzt wirklich neu hinschauen: Welche Strategien, Taktiken, Aktionen haben nicht zum Erfolg geführt? Und wie können wir tiefer gehen, uns mit dem Land verbinden, mit der Natur, denn wir wissen, dass alle Antworten da sind.“

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