Terra Nova

Terra Nova Podcast 20.05.2021

Meditation auf einer Friedenspilgerschaft vor der Mauer von Israel-Palästina

„In Nahost entscheidet sich mehr als die Zukunft zweier Völker. Wenn hier Friede gelingt, dann wird etwas Neues für die Menschheit gelungen sein.“
Dieter Duhm

Liebe Terranauten und Terranautinnen,     
Israel-Palästina brennt – wieder einmal. Wieder wird die Gewaltspirale hochgedreht, wieder einmal leben die Menschen in Gaza voller Angst um ihr Leben, und im ganzen Land reißt der Konflikt Freunde und Nachbarn auseinander. Kritik an der israelischen Regierung wird in Deutschland meistens als Antisemitismus wahrgenommen. Doch Beobachter beschreiben sehr genau, wie es diese Regierung selbst war, die aufs Neue mit Aggressionen auf dem Tempelberg und Ostjerusalem die Reaktionen der Hamas geschürt hat, um jetzt mit ihren Gegenangriffen die drohende Wahlniederlage abzuwenden und von Korruptionsvorwürfe abzulenken. (Siehe dazu dieses Interview mit Moshe Zuckermann.)
Die politischen Hintergründe mögen wechseln, aber die Situation ist seit Jahrzehnten dieselbe. Unser Freund, der palästinensische Friedensarbeiter Sami Awad, fragt unermüdlich: „Vor zweitausend Jahren hat Jesus den Frieden gepredigt. Seitdem war fast nur Krieg in der Welt. Was können wir tun, um trotzdem die Botschaft des Friedens auf der Erde zu verwirklichen?“ 
Bleiben wir einen Moment bei dieser Frage! Es geht dabei nicht „nur“ um den Nahen Osten. Israel-Palästina ist ein Knotenpunkt vieler globaler Strömungen, und was hier immer wieder explodiert, ist im Kern dasselbe, was überall auf der Welt explodiert – als Krieg, als Konflikteskalation zwischen Ländern, Nachbarn und Liebespartnern. Was können wir tun, was kann ich persönlich tun, um tatsächlich die Botschaft des Friedens zu verwirklichen – in der Welt und im eigenen Leben? Wer möchte mit uns – zumindest für ein Jahr – jeden Tag mit dieser Frage beginnen? 
Wir haben uns von Tamera aus an Pilgerschaften und Friedensaktionen im so genannten „Heiligen Land“ beteiligt, waren mit Menschen aller Seiten und Richtungen im Gespräch. An vielen Orten haben wir wunderbare, inspirierte, gastfreundliche, zutiefst großzügige und herzvolle Menschen getroffen. Die meisten von ihnen träumen von Frieden und einem heiligen Leben – und haben gleichzeitig das Gefühl, bedroht zu sein und sich verteidigen zu müssen. Was können wir tun, um diese Bedrohung zu beenden? Wie ersetzen wir Angst durch Vertrauen – wieder und wieder? Können wir endlich Menschen werden, die sich mit ihren Ängsten nicht mehr zum Spielball machtpolitischer Strategien machen lassen?
In unserem Liebesschulseminar der vergangenen Woche bei Berlin hat Sabine Lichtenfels eine umfassende Rede über inneren und äußeren Frieden gehalten. In unserem PODCAST der Woche (siehe oben) kannst du sie nachhören. Sie begann mit der Lesung eines Textes, der auch der Studientext der Woche ist: Über Bethlehem, geschrieben auf ihrer GRACE-Pilgerschaft. 

Herzliche Friedens-Grüße 
Christa Leila Dregger und Team

Studientext: Bethlehem – Krieg und Frieden

Von Sabine Lichtenfels
Bethlehem. Im Stall zu Bethlehem wurde das Christuskind geboren. Noch heute klingt mir das Kirchenlied aus meiner Kindheit in den Ohren nach: „Dort liegt er elend, nackt und bloß, der Schöpfer aller Ding.“
Von niemandem erkannt, von der Kultur geächtet, erblickte der Sohn Gottes das Licht der Welt. Wann werden wir in der Lage sein, die Kinder Gottes zu erkennen und ihnen gebührende Wohnstätten zu errichten?
Solange unsere Kultur nicht dieses göttliche Licht beheimaten kann, ist es besser, unser Haupt unter den Flüchtlingen und Vertriebenen zu betten. Unter den Brücken, auf den Steinböden von Versammlungsräumen. Orte, an denen Menschen über mehr Gerechtigkeit nachdachten, sei mein Zuhause.
Orte, an denen das Leben selbst seine uneingeschränkte Daseinsberechtigung hat, mögen Wegweiser sein. 
Hier finde ich mehr Heimat und Schutz und kosmische Geborgenheit.
Wann wird es gelingen zu erkennen?
Wann wird nicht nur ein Mensch zum Gott erhöht, sondern wann erblickt eine göttliche Kultur das Licht der Welt?
Wann werden unserer Häuser zu wahren Wohnstätten der göttlichen Natur des Menschen? 
Wann errichten wir die Häuser, in denen Wahrheit und Vertrauen Regie führen, offenen Geistes für unsere Gäste, die uns suchen, Häuser der Festlichkeit und Zelebration, zu Ehren der Schöpfung?

Oh, Bethlehem, du Haus Gottes,
hinter all deinen Kriegsfassaden,
hinter Panzern und versteckten Bomben,
wo selbst auf diejenigen, die sich in deiner Geburtskirche verschanzten, geschossen wurde.
Hinter all dem Morden und Blutvergießen
habe ich doch den Glanz der Hoffnung nicht verloren,
der mich leitet,
und ich bin bereit,
auf diese Stimme in meinem Innern zu horchen
und mich von ihr leiten zu lassen.

Schenke uns Herberge
und lass die Macht der Liebe in uns aufleuchten, so dass sie nimmer erlischt.

Ganzen Text hier lesen

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